Behindertensport: Rollstuhlbasketballer fahren zur WM

Behindertensport:Rollstuhlbasketballer fahren zur WM in Kanada

von Johannes Fischer

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Die deutschen Rollstuhlbasketballer haben sich vorzeitig die WM-Teilnahme gesichert. Entscheidender Faktor war Bundestrainer Jan Haller, der vor einem Jahr noch Kapitän war.

Alexander Budde (Deutschland, 15), Nico Dreimüller (Deutschland, 5) und Thomas Böhme (Deutschland, 13)

Die deutschen Rollstuhlbasketballer haben sich mit dem Einzug ins EM-Halbfinale auch das WM-Ticket gesichert.

Quelle: Imago

Als die Sirene in der Hotel Hills Arena in Sarajevo ertönte, reckten die deutschen Rollstuhlbasketballer die Arme in die Höhe. 79:61 gegen Frankreich - ein klarer Sieg, der mehr bedeutet als nur den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft. Mit diesem Erfolg hat das Team von Bundestrainer Jan Haller bereits das Ticket zur WM 2026 ins kanadische Ottawa gebucht.

"Dass wir jetzt schon das WM-Ticket sicher haben, war unser erstes Ziel - und das haben wir erreicht", freute sich Co-Kapitän Thomas Böhme unmittelbar nach der Partie.

Jetzt können wir etwas befreiter spielen und auch entspannt ins Spiel gegen Großbritannien gehen.

Co-Kapitän Thomas Böhme

Auch gegen den Titelverteidiger dürfte die deutsche Auswahl am Freitag nicht chancenlos sein.

Geschlossene Mannschaftsleistung sichert den Sieg

Besonders beeindruckend war, wie geschlossen das deutsche Team, bei dem vier Akteure zweistellig punkteten, auftrat. Nico Dreimüller erzielte 20 Punkte und verteilte 12 Assists, Thomas Böhme kam auf 19 Zähler, Matthias Güntner und Alexander Budde erzielten jeweils 17 Punkte - ein klares Zeichen, wie breit die offensive Qualität im Team verteilt ist.

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"Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft und auf die heutige Leistung", schwärmt Bundestrainer Jan Haller. "Dass sie in der Drucksituation eines Viertelfinales so einen kühlen Kopf bewahrt und sich vorzeitig die WM-Qualifikation gesichert hat, ist großartig."

Diese Abgeklärtheit erstaunt vor allem deshalb, da das deutsche Team als zweitjüngste Mannschaft zur EM angereist ist. "Umso beeindruckender ist es, gegen eine starke französische Mannschaft eine so reife Leistung zu zeigen", lobt Haller. "Jetzt liegt der gesamte Fokus auf dem Halbfinale gegen Großbritannien".

Hallers erfolgreicher Weg vom Kapitän zum Bundestrainer

Haller war noch im vergangenen Jahr als Kapitän daran beteiligt, die Bronzemedaille bei den Paralympics zu holen. Die Erfahrung, die er aus über 300 Länderspielen mitbrachte, merkt man nun in seinen Entscheidungen als Coach. Als Deutschland im Gruppenspiel sieben Sekunden vor der Schlusssirene 72:74 gegen die Türkei zurücklag, malte er in einer Auszeit den kommenden Spielzug aufs Brett - und es funktionierte. Am Ende siegt sein Team in der Verlängerung.

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Ein gutes Jahr später steht fest, dass der 37-Jährige den Sprung auf den Trainerstuhl reibungslos geschafft hat, wie nicht zuletzt der Sieg gegen Frankreich bewies. "Wir haben uns weitgehend an unseren Gameplan gehalten und die Franzosen müde gemacht mit unserem Pressing", sagt Böhme. "Wir haben hart verteidigt. Sie kamen nie zu den Würfen, die sie wollten."

Mit dem Halbfinaleinzug und dem sicheren WM-Ticket ist Deutschland wieder da, wo es sich selbst sieht: unter den besten Nationen Europas.

Frauen-Team hat noch eine Chance auf das WM-Ticket

Davon sind die deutschen Frauen noch ein Stückchen entfernt, allerdings war der Umbruch nach den Paralympics bei ihnen noch größer.

Nach einer klaren 37:53-Niederlage im Halbfinale gegen Großbritannien verpasste das Frauen-Team von Bundestrainer Josef Jaglowski die direkte WM-Qualifikation. "Wieder eine Enttäuschung - und das im Halbfinale, dem wichtigsten Spiel", sagte der Coach. "Wir waren professionell vorbereitet und haben in den ersten zehn Minuten auch gezeigt, dass wir den Favoriten hätten schlagen können."

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In den Platzierungsspielen gegen Spanien und Frankreich geht es nun um die Chance, über ein Qualifikationsturnier doch noch das Ticket zur Weltmeisterschaft zu lösen.

So erzählt die EM in Sarajevo zwei deutsche Geschichten, die sich ergänzen: Die Männer haben ihren Plan bereits jetzt erfüllt, die Frauen kämpfen um ihre letzte Chance. Die Bilanz fällt entsprechend gemischt, aber ermutigend aus. Trotz des großen Umbruchs steht über allem das Gefühl, dass der deutsche Rollstuhlbasketball weiterhin mit den besten Teams mitmischt.

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Quelle: Reuters

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