Wieder Ärger im Reitsport: Kukuks Fehlritt kratzt weiter am Image

Kommentar

Wieder Ärger im Reitsport:Kukuks Fehlritt kratzt weiter am Reiter-Image

von Hermann Valkyser

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Der Reitsport hat in der zunehmend geführten Diskussion ums Pferdewohl einen schweren Imageschaden erlitten. Auslöser: ein heftig kritisierter Auftritt von Olympiasieger Kukuk.

Christian Kukuk mit Just Be Gentle in Verona am 07.11.25

Christian Kukuk mit seiner Stute Just Be Gentle beim Turnier in Valencia. Nach seinem Ritt kam es auf dem Abreiteplatz zu den unschönen Schlaufzügel-Szenen.

Quelle: ddp

Der Reitsport hat in der zunehmend geführten Diskussion ums Pferdewohl einen schweren Imageschaden erlitten. Auslöser war diesmal ein heftig kritisierter Auftritt von Olympiasieger Christian Kukuk.

Schlaufzügel-Einsatz empört Tierschützer

Ein knapp 35 Sekunden langes TikTok-Video auf dem Kanal @taliavenezia zeigt den Goldmedaillengewinner von Paris vergangene Woche beim internationalen Turnier in Verona auf dem Abreiteplatz, wie er seine Stute "Just be Gentle" nur mit sogenannten Schlaufzügeln sehr eng gestellt reitet.

Definition:
Schlaufzügel sind Hilfszügel, die zusätzlich zu den normalen Zügeln am Gebiss befestigt werden. Sie verlaufen durch die Trensenringe und werden in der Hand des Reiters gehalten.

Zweck:
Dienen zur Einwirkung auf die Kopf-Hals-Haltung des Pferdes.

Werden häufig genutzt, um ein Pferd tiefer zu stellen oder mehr Anlehnung zu erreichen.

Einsatzbereiche:
Vor allem im Dressurtraining oder bei der Korrekturarbeit.
Nicht für Anfänger geeignet!

Vorteile:
Kann helfen, ein Pferd korrekt an die Hand heranzuführen.
Unterstützt bei der Gymnastizierung.

Risiken & Kritik:

Missbrauchsgefahr:
Falsche Anwendung führt zu Zwangshaltungen und Verspannungen.

Tierschutzaspekt: Dauerhafte oder unsachgemäße Nutzung ist umstritten. Der eigentliche Sinn soll rahmengebend und begrenzend sein, jedoch niemals formgebend, respektive aufzwingend. Insbesondere beim Einsatz ohne die normalen Hauptzügel haben Pferde keine Chance, in eine natürliche Anlehnung und in eine Losgelassenheit zu kommen.


Das hat bei Tierschützern und Kritikern für einen Aufschrei der Empörung gesorgt. Die Vorwürfe lauten: massive Rollkur, an deren Ende die Stute im Trab Anzeichen von Lahmheit in Form von Taktunreinheiten zeige. Christian Kukuk, der sich am Rande des internationalen Turniers in Stuttgart dezidiert zum Geschehen äußern will, reagierte in einer ersten Stellungnahme: "Nach Betrachten des kurzen Videos nehme ich die Vorwürfe ernst." Wichtig sei es ihm aber zu erwähnen, dass es keinerlei Beanstandungen seitens der internationalen Stewarts an Ausrüstung, Reitweise und auch am Gesundheitszustand seines Pferdes gegeben habe.

Gemischte Gefühle beim Deutschen Reiter-Verband

Die Deutsche reiterliche Vereinigung FN wertet die Angelegenheit zwar als "Katastrophe" fürs Image, aber, so FN-Präsident Martin Richenhagen im ZDF-Interview: "Das ist ja so, dass dieser Reiter eigentlich besonders dadurch aufgefallen ist, dass er so schön reitet normalerweise. Und nach dem Auftritt der Deutschen in Paris bei Olympia waren ja alle begeistert."

Und man muss jetzt eben auch mal akzeptieren, dass auch mal ein Fehler gemacht werden darf.

FN-Präsident Martin Richenhagen

In Reiterkreisen wird durchaus fundiert angezweifelt, dass Kukuks Reitweise wirklich den Tatbestand der umstrittenen Rollkur erfüllt - hängen bleibt in der zunehmend emotionaler geführten Debatte um die ethische Vertretbarkeit sportlicher Nutzung von Pferden jedoch ein fader Beigeschmack. Bedingt durch die so unterschiedlich strikten Regeln. In Deutschland ist diese alleinige Nutzung der Schlaufzügel verboten, bei Turnieren des Weltverbands FEI aber eben nicht.

Neuer Reitverband-Präsident Martin Richenhagen

Martin Richenhagen, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, spricht mit ZDF-Reporter Hermann Valkyser über den Schlaufzügel-Skandal um Reit-Olympiasieger Christian Kukuk.

13.11.2025 | 7:15 min

Verweigerung der Vorbildfunktion

International ist leider noch lange nicht verboten, was in Deutschland ein No-Go bedeutet. Nicht einmal eine Woche nach der vom deutschen Verband FN abgelehnten, aber dennoch international durchgewunkenen Neuregelung der bis dato strikten Regel zum Blut am Pferd, darf dieser Vorfall deshalb wie ein weiterer Schlag ins Kontor gewertet werden.

Im Reiterjargon ausgedrückt: das öffentliche Wirken des deutschen Top-Reiters bleibt in Erinnerung als Verweigerung der Vorbildfunktion. So komplett anders als beim Glanzstück, das Christian Kukuk noch in Paris gelungen ist.

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Quelle: Reuters

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