Entscheidung am 7. November:"Blut-Regel": Lockert der Pferdesport Tierschutzstandards?
von Katharina Weisgerber
Bislang bedeutet frisches Blut am Pferd im Springreiten die Disqualifikation. Wird die sogenannte "Blood Rule" jetzt gelockert? Am Freitag wollen die Reit-Funktionäre entscheiden.
Kilkenny, der Schimmel des Iren Cian O‘Connor, blutet bei den Olympischen Spielen in Tokio aus der Nase. (Archiv)
Quelle: ImagoMehr als 50.000 Menschen haben in nur einer Woche die Petition von Initiatorin Claudia Sanders unterzeichnet, die sich gegen eine Lockerung der "Blood Rule" im Springreiten wendet. "Diese Regel schützt Pferde vor Schmerz, Überforderung und dem Weiterreiten trotz Verletzung", heißt es in der Petition.
Pferde sind unsere Schutzbefohlenen, sie sind uns quasi ausgeliefert. Da, wo Blut fließt, darf kein weiterer Sport betrieben werden.
Claudia Sanders, Initiatorin der Petition gegen eine Lockerung der "Blood Rule"
Fällt die strenge "Blood Rule"?
Bislang eindeutig und für jedermann nachvollziehbar, steht die "Blood Rule" nun möglicherweise davor, gelockert zu werden. Auf Antrag des International Jumping Riders Club (IJRC) werden die Mitgliedsländer des Weltreiterverbands FEI darüber beraten und abstimmen, ob bei "geringfügigen Blutungen (minor blood) aus natürlichen Gründen", etwa wenn sich ein Pferd auf die Lippe oder Zunge gebissen hat, der Ritt fortgesetzt werden darf.
Die "Blood Rule" bezeichnet eine Null-Toleranz-Vorgabe im Pferdesport, nach der bei frischem Blut am Pferd während eines Wettbewerbs eine sofortige Eliminierung oder Disqualifikation erfolgt.
Ziel dieser Regel ist es, das Pferd vor schmerzhaften und vermeidbaren Verletzungen zu schützen. Zudem soll sie Fairness und Transparenz im Sport sowie Sicherung des Tierschutz- und Vertrauensanspruchs im Pferdesport gewährleisten.
Jede andere "geringfügige Blutung", etwa durch Sporen des Reiters, soll ebenfalls nicht mehr zum Ausschluss führen, sondern zur 1. oder 2. Verwarnung. Zwei Verwarnungen innerhalb von zwölf Monaten sollen dann zu einer Sperre von einem Monat sowie einer Geldstrafe führen.
Wie reagiert der deutsche Reiterverband?
Für die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN kommt eine Aufweichung der "Blood Rule" im Springreiten nicht in Frage: "Für die FN steht das Wohl des Pferdes im Mittelpunkt allen Handelns. Diese Regeländerung passt nicht zu diesem Grundsatz", erklärt Martin Richenhagen.
Martin Richenhagen, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, erläutert im Interview mit ZDF-Reporter Hermann Valkyser seine Einstellung zur Blut-Regel im Springreiten.
05.11.2025 | 8:27 min"Alles, was mit Blut zu tun hat, hat mit Tierliebe wenig zu tun", bekräftigt der FN-Präsident im ZDF-Interview. Auch andere europäische Länder wie etwa Dänemark, Schweden und Österreich wollen gegen die Regeländerung stimmen, sehen Widersprüche zum Tierwohl.
Beim Weltcup-Finale im Spring- und Dressurreiten in Basel ging es nicht nur um Platzierungen, sondern auch um die Frage: Was kann man für das Wohl der Pferde und das Image des Reitsports tun?
07.04.2025 | 1:54 minDer Reitsport bangt schon länger um seine Social License, die gesellschaftliche Akzeptanz, Pferdesport und Pferdehaltung auszuüben. Vor allem in den sozialen Medien verbreiten sich immer wieder zahlreiche Aufnahmen von Pferden im Wettkampf mit aufgerissenen Mäulern oder dunkel verfärbten Zungen, hervorgerufen durch zu starke Einwirkung der Reiter.
Wettkampf darf nicht wichtiger sein als Pferdewohl
Auch die Initiative R-haltenswert, die sich für Tierwohl und ethische Werte im Pferdesport einsetzt, ist klar gegen die Aufweichung der Regel und findet klare Worte:
Eine Abschwächung der "Blut-Regel" in einem Moment, in dem der Sport seine gesellschaftliche Akzeptanz sichern muss, wäre ein riskantes Signal.
Initiative R-haltenswert
"Ein Pferd mit Blut muss nicht nur möglicherweise Schmerzen haben, sondern ist zumindest verletzt oder in einem geschädigten Zustand, der eine Belastung im Sinne des Wettkampfs ethisch fragwürdig macht."
Claudia Sanders, Initiatorin der Petition gegen eine Änderung der Blut-Regel im Springreiten, erläutert im Interview mit ZDF-Reporter Hermann Valkyser ihren Standpunkt.
05.11.2025 | 4:42 minEntscheidung fällt am 7. November
Bei der FEI-Generalversammlung in Hongkong am 7. November stimmen Delegierte aus 136 Ländern über die Lockerung des Regelwerks ab, die Mehrheit entscheidet.
2011 hatte Claudia Sanders schon einmal eine Petition gegen die Lockerung der "Blood Rule" ins Leben gerufen: Damals ging es um das Dressurreiten. Der Vorstoß der Niederländer wurde abgeschmettert.
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