Leichtathletik-WM 2025: Mihambo kritisiert Gentests scharf

Leichtathletik:Mihambo kritisiert Gentests scharf

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Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo kritisiert die verpflichtenden Gentests vor der Leichtathletik-WM. Für ein sehr kleines Problem würden enorme Ressourcen verwendet.

Malaika Mihambo am 3. August bei der DM in Dresden.

Malaika Mihambo kritisiert den Leichtathletik-Weltverband: Juristisch fragwürdig, ethisch heikel, wissenschaftlich verkürzt.

Quelle: Witters

Die kurzfristige Einführung verpflichtender Gentests zur Bestimmung des Geschlechts sorgt rund drei Wochen vor der WM für Wirbel in der Leichtathletik. Tokio-Olympiasiegerin Malaika Mihambo erhebt deutliche Kritik am Vorgehen des Weltverbandes, auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) lässt Unverständnis durchblicken.

Enorme Ressourcen für sehr kleines Problem?

Mihambo sieht "diese Maßnahme sehr kritisch" und vermisst vor allem die Verhältnismäßigkeit.

"Für ein sehr kleines Problem werden enorme Ressourcen aufgewendet, während die wirklich drängenden Themen - Doping, Missbrauch, Gewalt im Sport - weiter bestehen.

Malaika Mihambo, DLV-Athletin

"Wenn wir von Integrität sprechen, dann müssen wir genau dort mindestens genauso entschlossen handeln", sagte die 31-Jährige.

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Bereits ab dem 1. September müssen Athletinnen weltweit den einmaligen Nachweis ihres biologischen Geschlechts erbringen, bevor sie bei internationalen Wettbewerben antreten dürfen. Erstmals wird die Regel bei der WM in Tokio (13. bis 21. September) angewendet. Der SRY-Test, den World Athletics vorsieht, soll per Wangenabstrich oder Blutabnahme das Vorhandensein des Y-Chromosoms feststellen.

DLV kritisiert vor allem kurzen Vorlauf

WA-Präsident Sebastian Coe hatte die Entscheidung mit dem Schutz des Frauensports und der Wahrung fairer Wettbewerbsbedingungen begründet. Während Mihambo die "in kürzester Zeit" angekündigte Maßnahme als "juristisch fragwürdig, ethisch heikel und wissenschaftlich verkürzt" bezeichnete, sind auch andere DLV-Asse wie Kristin Pudenz irritiert. Die Olympia-Zweite von Tokio sagte der "Märkischen Allgemeinen":

Ich finde das merkwürdig, dass wir als Frau jetzt beweisen müssen, dass wir eine Frau sind.

Kristin Pudenz, DLV-Athletin

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Auch der DLV äußert sich kritisch. "Das Thema Gentests zur Bestätigung des Geschlechts ist außerordentlich sensibel, gerade im Spitzensport. Die Einführung mit so kurzfristigem Vorlauf stellt die Athletinnen, aber auch den Verband vor große Herausforderungen - moralisch, ethisch und logistisch. Im Austausch mit World Athletics haben wir dies mehrfach deutlich gemacht", sagte der leitende DLV-Verbandsarzt Karsten Hollander. Der Verband setze nun "alles daran, unseren Athletinnen gemäß den neuen Vorgaben von World Athletics eine WM-Teilnahme zu ermöglichen."

Mihambo: Nicht unter Zeitdruck handeln

Mihambo bezweifelt, dass durch den Test die entscheidenden Fragen gelöst werden. "Ein einzelner Gentest klingt nach einer klaren Lösung, ist aber wissenschaftlich verkürzt und blendet aus, dass Geschlecht kein simples Entweder-oder ist", sagte die dreimalige Sportlerin des Jahres. "Wer hier unter Zeitdruck handelt, riskiert, die eigentlichen Gefahren für die Integrität des Sports zu vernachlässigen."

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Bekanntgabe sechs Wochen vor WM

Die Südafrikanerin war gegen die umstrittene Testosteron-Regel juristisch bis vor den Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) vorgegangen, hatte in der letzten Instanz Mitte Juli aber nur teilweise Recht bekommen. Eine WA-Arbeitsgruppe war zu dem Schluss gekommen, dass die geltende Testosteron-Regel nicht streng genug sei, und hat daraufhin den SRY-Gentest vorgeschlagen. Die Bekanntgabe dessen Einführung erfolgte schließlich am 30. Juli - rund sechs Wochen vor WM-Start.

Quelle: sid

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