Leichtathletik-WM 2025:Hummel: Mit Hightech-App zur WM-Medaille
Hammerwerfer Merlin Hummel kämpft bei der Leichtathltik-WM in Tokio um seine erste internationale Medaille - auch dank einer innovativen App, die er selbst entwickelte.
Merlin Hummel geht in Tokio auf Medaillenjagd.
Quelle: IMAGO / Beautiful SportsMerlin Hummel erlebt gerade die spannendste Phase seiner jungen Karriere. Der 23-jährige Hammerwerfer aus Deutschland hat in dieser Saison erstmals die vier Kilo schwere Kugel über die 80-Meter-Marke geschleudert - eine magische Grenze, die im Hammerwurf besondere Bedeutung hat.
Damit gehört er nicht mehr nur zu den talentierten Nachwuchssportlern, sondern zu den Athleten, die bei großen internationalen Meisterschaften realistische Chancen auf Medaillen haben - so auch bei der WM in Tokio.
Die Höhepunkte des Tages kompakt zusammengefasst. Mit dem Überraschungs-Silber beim Marathon für Deutschland, dem Weltrekord im Stabhochsprung und den weiteren Highlights aus Tokio.
15.09.2025 | 13:26 minUnterstützung vom größten Rivalen
Ein Wurf in der Qualifikation (78,54 Meter) reichte fürs Finale, das am Dienstag (ab 13 Uhr im ZDF-Livestream) ausgetragen wird. Für ihn ist es das wichtigste Ereignis des Jahres, auf das er monatelang akribisch hingearbeitet hat. Bei den Olympischen Spielen in Paris musste er im vergangenen Jahr noch seiner Unerfahrenheit Tribut zollen, doch in Japan hofft er auf den großen Wurf.
Seinen entscheidenden Fortschritt verdankt Hummel auch seinem größten Rivalen Ethan Katzberg. Der kanadische Olympiasieger unterstützte ihn bei einer grundlegenden Technikumstellung, die nun dafür sorgt, dass der Hammer auch mal über 80 Meter fliegt.
Ich habe im Trainingslager eng mit ihm zusammen trainiert und viele seiner Übungen genau beobachtet.
Merlin Hummel über seinen Rivalen Ethan Katzberg
"Ich habe schon sehr viel von Ethan gelernt. Ihm verdanke ich, dass ich in dieser Saison so weit geworfen habe - und das, obwohl ich nicht mehr Kraft habe als letztes Jahr."
Hummels Technik-App dient der Analyse
Gleichzeitig geht Hummel eigene Wege - nicht nur im Training, sondern auch digital. Er entwickelt eine App, die die Technik des Hammerwurfs präzise analysiert. "Ich dachte mir: Es wäre doch genial, das sauber zu visualisieren und daraus sogar Berechnungen zu machen", erzählt der Deutsche Meister.
Über 80 Meter - und plötzlich Weltklasse: Hammerwerfer Merlin Hummel schafft Historisches und ist nun die Nummer vier der Welt. Hier spricht er über den Wurf und sein Training.
28.07.2025 | 11:10 min"Die App zeigt die gesamte Hammerkurve Bild für Bild und berechnet wichtige Parameter, etwa wie viel Länge ich dem Hammer gebe." Dies sei entscheidend für die Beschleunigung und letztlich die Wurfweite.
Früher schaute Hummel seine Würfe nach dem Training auf dem Bildschirm oft nur in schneller Abspielgeschwindigkeit an und konnte die Bahn des Hammers lediglich erahnen.
Der letzte Feinschliff fehlt noch
Mit der App lassen sich nun exakte Bewegungen visualisieren, Messwerte ausgeben und Technikfehler sofort erkennen. "Genau darum geht es in der App: Man kann sich die Würfe im Nachhinein detailliert anschauen - oder sogar live analysieren", erklärt der Hammerwerfer. "Daran arbeite ich gerade, die letzten Feinschliffe fehlen noch."
Hummel hat das Wissen selbst erworben, zunächst aus reinem Interesse, später, um die eigene Leistung gezielt zu verbessern. "Ich möchte das Produkt zuerst fertigstellen, bevor ich es öffentlich mache. Dann wird sich zeigen, ob es angenommen wird", sagt er.
"Die Auswertungen haben gezeigt, dass ich auf einem richtig guten Weg bin, dass da noch viel in mir steckt", sagt die deutsche Leichtathletin Malaika Mihambo zur WM aus Tokio.
15.09.2025 | 3:51 minHummel wartet noch mit der Vermarktung der App
Rückmeldungen von Kollegen seien bisher spärlich, da er die App bewusst noch nicht offensiv vermarktet. Bemerkenswert ist, dass ein aktiver Spitzensportler ein solches Tool selbst entwickelt. Normalerweise übernehmen Sportwissenschaftler, Ingenieure oder Start-ups diese Aufgabe.
Hummel verbindet praktische Erfahrung mit technischem Verständnis und zeigt, dass moderne Athleten nicht nur Kraftpakete, sondern auch neugierig, vielseitig und offen für innovative Wege sind.
Sportler und Tüftler in einer Person
So entsteht ein spannendes Bild: Auf der einen Seite der Athlet, der am Dienstag in Tokio um Medaillen kämpft, auf der anderen der Tüftler, der ein Werkzeug schafft, das nicht nur ihm, sondern auch anderen Hammerwerfern - und möglicherweise sogar Athleten anderer Wurfdisziplinen - zugutekommen könnte.
Im besten Fall sorgt Hummel doppelt für Aufsehen: mit weiten Würfen im WM-Finale von Tokio und mit einer App, die das Training nachhaltig verbessern könnte.
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