Leichtathletik und Geschlechtertests: Fakten im Überblick

FAQ

Gen-Tests zur Leichtathletik-WM:Was man zu den Geschlechtertests wissen muss

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Bei der Leichtathletik-WM 2025 dürfen nur Sportlerinnen mit "weiblichem" Ergebnis eines SRY-Gentests zum biologischen Geschlecht starten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Leichtathletik - Symbolbild

Mehr als 95 Prozent aller Teilnehmerinnen haben den verpflichtenden Gentest vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaften nach Angaben des Weltverbandes absolviert.

Quelle: Witters

Wie läuft so ein Test ab?

Die Sportlerinnen werden auf ein Gen auf dem Y-Chromosom untersucht, das für die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale entscheidend ist. Dabei reicht ein Wangenabstrich oder eine Blutabnahme. Davor steht ein langes Aufklärungsgespräch.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) vereinbarte Kooperationen mit Diagnostik-Laboren, die Test-Kits zur Verfügung stellen und die Analysen der Proben durchführen. Der DLV wird über das Ergebnis der Analyse, die rund zwei Wochen dauert, nicht informiert. World Athletics will die Testresultate stichprobenhaft abfragen.  

GeschlechtertestsGeschlechtertests

Um bei der Leichtathletik-WM in Tokio starten zu dürfen, müssen Athletinnen im Vorfeld einen Geschlechtertest absolvieren, beweisen, dass sie "weiblich" sind. Die Tests sind umstritten.

09.09.2025 | 1:58 min

Wie reagieren die Sportlerinnen?

Weitsprung-Star Malaika Mihambo kritisierte die Maßnahme. Auch Hochspringerin Christina Honsel sieht Schwächen. Es geht sowohl um ethische Bedenken als auch um den hohen organisatorischen Aufwand.

Wie argumentieren die Verbände?

Es gehe um den "Schutz und die Wahrung der Integrität des Frauensports", sagte World Athletics-Präsident Sebastian Coe. Bislang wurde in der Leichtathletik in strittigen Einzelfällen der Testosteronwert als Kriterium herangezogen.

DLV-Verbandsarzt Karsten Hollander sprach jedoch von einer "moralisch, ethisch und logistisch" großen Herausforderung - auch wegen der kurzen Vorlaufzeit bis zur WM. 

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Was sind die Hintergründe?

Von Athletinnen wie der zweimaligen Olympiasiegerin Caster Semenya, die als Person mit "Abweichungen in der sexuellen Entwicklung (DSD)" eingestuft wird, hatte World Athletics zuletzt bereits gefordert, dass sie ihren Testosteronspiegel durch Medikamente künstlich senken, um an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können.

Die Südafrikanerin war gegen die umstrittene Testosteron-Regel juristisch bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) vorgegangen, hatte in der letzten Instanz Mitte Juli aber nur teilweise Recht bekommen. 

Wo liegen die Probleme?

Eine Kritik vor allem von Menschenrechtsorganisationen lautet, dass durch solche Tests die Privatsphäre verletzt werde. Die bloße Fokussierung auf biologische Merkmale werde zudem der Komplexität der Geschlechtsidentität nicht gerecht.

Laut Sportmediziner Wilhelm Bloch könne der Test zwar das Vorhandensein eines SRY-Gens und damit die Voraussetzung für die Entwicklung zum Mann feststellen. Doch die Funktionsfähigkeit des Gens werde nicht getestet. "Daher kann der Test Intersexualität nur bedingt nachweisen", erklärte der Professor der Deutschen Sporthochschule Köln.

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Aktuelle Livestreams zur Leichtathletik-WM 2025 finden Sie hier.

Quelle: dpa und SID

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