WM-Silber als Aufbruchsignal:DHB will Frauenhandball stärker fördern
von Erik Eggers
Nicht nur dank Silber der deutschen Handballerinnen war die 27. WM trotz finanziellen Verlusts ein Erfolg. Der DHB will den Frauenhandball-Sport weiter fördern.
Die deutschen Handballerinnen müssen sich im WM-Endspiel gegen Norwegen mit 20:23 geschlagen geben. Trotzdem darf sich das Team über den größten Erfolg seit 32 Jahren freuen.
14.12.2025 | 2:32 minEs ist ein großes Versprechen. Noch bevor die deutschen Co-Gastgeberinnen bei der 27. Handball-WM der Frauen am finalen Wochenende sensationell Silber holten, kündigte der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) weitere Großtaten an. Man werde alles zu unternehmen, um die Randsportart aus der Nische zu holen, sagte Andreas Michelmann.
Wir werden auch weiterhin für den Frauensport brennen.
Andreas Michelmann; DHB-Präsident
Nun, da die vierte Frauen-WM auf deutschem Boden abgepfiffen ist, konnte der Dachverband auch abseits des sportlichen Erfolgs ein positives Fazit ziehen.
Angesichts der vollen Hallen an den deutschen Standorten Stuttgart, Trier und Dortmund, wo in der Hauptrunde teils über 10.000 Fans dem furiosen Team um Kapitänin Antje Döll zujubelten, feierte DHB-Vorstandschef Mark Schober ein "Highlight-Event" und freute sich über eine "bombastische Atmosphäre".
Kapitänin Antje Döll und Bundestrainer Markus Gaugisch nach dem knapp verlorenen WM-Finale gegen Norwegen im Interview mit ZDF-Reporterin Johanna Rüdiger.
14.12.2025 | 4:39 minVolle Hallen sorgen für WM-Euphorie
Selbst in wirtschaftlicher Hinsicht fällt das Fazit des Dachverbandes, der das Turnier gemeinsam mit den Niederlanden organisiert, uneingeschränkt positiv aus. Der DHB hatte mit einem Verlust in Höhe von etwa einer Million Euro budgetiert.
Angesichts der starken Besucherzahlen - die Auslastung der Hallen lag bei über 70 Prozent - wird diese Summe laut Schober nun deutlich niedriger liegen.
Die deutschen Handball-Frauen haben überraschend Weltmeister Frankreich geschlagen und den Einzug ins WM-Finale perfekt gemacht. Torfrau Filter hielt einmal mehr überragend.
12.12.2025 | 4:51 minDabei muss der DHB nun dem Team - das war sicher so nicht einkalkuliert worden - eine hohe Prämie in Höhe von 300.000 Euro zahlen, macht über 16.000 Euro für die 18 eingesetzten Spielerinnen. "Über gleiche Tagegelder und eine Rekordprämie redet es sich ganz anders, wenn Erfolge da sind und nicht nur theoretische Beträge ausgelobt werden", sagte Michelmann und versprach, die Gleichstellung im Verband weiter voranzutreiben.
Gesellschaftliche WM-Kampagne des DHB war erfolgreich
Unter dem Motto "Hands up for more" hatte der Dachverband die große Bühne dieses Turniers laut Teammanagerin Anja Althaus als "Katalysator" für die angestrebte Gleichstellung des Frauenhandballs promotet. "Frauen sollen ihre Träume erfüllen", sagte die frühere Nationalspielerin vor dem Turnier.
Es geht nicht darum, dass wir wie Männer sein wollen, sondern die gleichen Voraussetzungen bekommen.
Anja Althaus, DHB-Teammanagerin
Diese gesellschaftliche Kampagne war, so viel ist sicher, ein voller Erfolg. Das belegte schon der rasante Abverkauf des pinkfarbenen DHB-Trikots in den Monaten vor dem Event. Die größte Aufmerksamkeit indes erzeugten die Nationalspielerinnen mit ihren sportlich grandiosen und sympathischen Auftritten. Millionen fieberten bei ihren K.o.-Spielen bei ARD und ZDF mit.
DHB kämpft um Nachwuchs und Sponsoren
Das wird beim Verteilungskampf um neuen Nachwuchs und Sponsorengelder Folgen haben. "Wir werden positive Resonanz haben, egal wo, ob nun in der Jugend, in der ersten oder in der zweiten Liga", sagt Andreas Lampe, der Manager des Bundesligisten VfL Oldenburg. Auch der Präsident der Handball-Bundesliga Frauen, Andreas Thiel, ist "relativ optimistisch, dass wir etwas von diesem WM-Hype mitnehmen werden".
Andererseits ist allen Verantwortlichen bewusst, dass der Glanz dieser Medaille den oft tristen Alltag des deutschen Frauenhandballs nicht kurzfristig aus dem Nischendasein befördern wird. Dazu ist der ökonomische Abstand zu den männlichen Handballern zu groß. Während in der Frauen-Bundesliga selbst Nationalspielerinnen wie Jenny Behrend nebenher jobben müssen, verdienen viele Männer als Profis fünfstellige Netto-Gehälter.
Frauenfußball hat Frauenhandball bei TV-Präsenz überholt
Auch hat der Frauenfußball die werfenden Kolleginnen in punkto TV-Präsenz in den letzten Jahren klar überholt. Nach Lage der Dinge sind also weitere Medaillen der Auswahl und viel harte Arbeit nötig, um das Versprechen des Präsidenten nachhaltig mit Leben zu erfüllen.
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