Handballerinnen vor der Heim-WM:Raus aus dem Schattendasein
von Felix Meininghaus
Kapitänin Döll und Schlüsselspielerin Smits geben sich selbstbewusst. Sie wollen die WM nutzen, um ihre Sportart nachhaltig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu transportieren.
Für Handballerin Antje Döll ist "Hands up for more" nicht nur ein Slogan, sondern auch ein "Schrei nach Gleichberechtigung".
Quelle: dpaDeutschlands Handballerinnen sind es seit Generationen gewohnt, ein Schattendasein zu führen. Die große Bühne gebührt in ihrem Sport den Männern, die in jedem Jahr im Januar, wenn sich die Fußballer ihre Winterpause gönnen, in die Bresche springen, um die Nation vor dem Fernseher zu versammeln.
Die Handballerinnen wollen die große Bühne für sich
Dann gelingt es den Handballern während ihrer großen Turniere regelmäßig, ein Millionenpublikum zu rekrutieren. Von einer solchen Resonanz dürfen die Frauen der Zunft nicht einmal träumen.
Das soll sich ändern, wenn sich die Frauen des Deutschen Handball Bunds (DHB) ab Ende November bei der Weltmeisterschaft vor eigenem Publikum und - wenn es so gut läuft wie erhofft - in der entscheidenden Phase der Titelkämpfe auch noch in den Niederlanden präsentieren dürfen.
Rückraum-Star Xenia Smits und Kapitänin Antje Döll über die anstehende Heim-WM und den Frauenhandball in Deutschland.
15.11.2025 | 13:14 minDHB-Chef Michelmann: "Ziel ist das Halbfinale"
Auf das Highlight der Saison fiebert die gesamte Szene hin, "die nächsten Wochen werden heiß", sagt Xenia Smits, die als außerordentlich robuste Spielerin gilt und die deutsche Auswahl als Abwehrchefin in die Titelkämpfe führen wird. Ihre Mitstreiterin Antje Döll machte im Gespräch mit ZDF-Moderator Sven Voss deutlich, "dass wir bis zum Beginn des Turniers jede Minute nutzen müssen, um uns optimal vorbereiten zu können."
Das ist auch nötig, denn die Erwartungshaltung ist groß. DHB-Verbandschef Andreas Michelmann formuliert die Erwartungshaltung beim Fachmagazin "Handball Inside" betont offensiv:
Das Ziel ist ganz klar das Halbfinale. Wann wollen wir es denn sonst schaffen, wenn nicht bei der Heim-WM?
Andreas Michelmann, DHB-Verbandschef
Und einmal in Fahrt, legt der Funktionär und Politiker gleich nach: "Wenn wir im Halbfinale sind, dann wünsche ich den Frauen natürlich auch eine Medaille."
Bundestrainer Markus Gaugisch hat den DHB-Kader für die Frauenhandball-WM bekannt gegeben. Im ZDF spricht er über eine neue Variante im Frauenhandball - dem Angriff mit vier Rückraumspielerinnen.
04.11.2025 | 3:17 minDie Insolvenz von Meister Ludwigsburg war kein gutes Zeichen
Wie wenig selbstverständlich der Gewinn eines Edelmetalls allerdings ist, zeigt der Blick in die Historie. Die letzte WM-Medaille liegt 18 Jahre zurück, 2007 in Paris ergatterten die deutschen Frauen Bronze. Nun soll es wieder weit nach vorn gehen, doch die Voraussetzungen erscheinen nicht als optimal.
Dass der mit zahlreichen Nationalspielrinnen gespickte deutsche Meister und Pokalsieger aus Ludwigsburg im Sommer vollkommen überraschend Insolvenz anmeldete, wurde in der Szene als Katastrophe gewertet. "Wir waren der FC Bayern des Frauen-Handball", betont Antje Döll, die im Hauptberuf als Kriminal-Oberkommissarin ihr Geld verdient: "Einen solchen Verein so kurz vor einer WM vor die Wand zu fahren, ist ein schlechtes Zeichen."
Im November startet die Handball-WM der Frauen in Deutschland und den Niederlanden. Sorgen macht den Verantwortlichen des DHB vor allem die drohende Insolvenz des Meisters Ludwigsburg.
19.08.2025 | 1:18 minMotto der Titelkämpfe: "Hands up for more"
Anstatt sich gezielt auf ihr Karriere-Highlight vorzubereiten, mussten sich viele Nationalspielerinnen beruflich umorientieren. Für Xenia Smits war die Hiobsbotschaft von der Insolvenz "wie ein besonders schlechter Scherz bei der Sendung 'Die versteckte Kamera'. Doch leider war es die Realität."
Mit der haben sich die Spielerinnen mittlerweile arrangiert und sich nach neuen Arbeitgebern im In- und Ausland umgeschaut. Bei den Weltmeisterschaften in heimischen Hallen geht es darum, Werbung in eigener Sache zu machen.
"Hands up for more", so lautet das Motto der Titelkämpfe. Für Antje Döll ist das nicht nur ein Slogan, sondern auch ein "Schrei nach Gleichberechtigung."
Xenia Smits: "Die Fußballerinnen sind ein Vorbild"
Wie es funktionieren kann, zumindest ein wenig aus dem Schatten der monetär und öffentlichkeitswirksam dominierenden Männer zu treten, haben andere bereits vorgemacht. "Die Fußballerinnen sind ein Vorbild", hat Xenia Smits beobachtet:
Wir wollen jetzt abliefern, um nachhaltiger auf den deutschen Frauen-Handball aufmerksam zu machen.
Xenia Smits
Da ist sie Schwester im Geist ihrer Mitstreiterin Antje Döll: "Wir sind auf alle Fälle bereit, für einen Boom im Handball der Frauen zu sorgen."
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