Fußball-Event in der Slowakei: Was von der U21-EM bleiben wird

Fußball-Event in der Slowakei:Was von der U21-EM bleiben wird

von Claudio Palmieri
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Die U21-EM ist das bisher größte Fußball-Ereignis in der Slowakei. Welche Hoffnungen verbinden die Menschen vor Ort damit? Was wird langfristig bleiben? Eine Reportage.

Das Fußballstadium im slowakischen Bratislava in dem das U21 England gegen Niederlande am 25.06.2025 stattfand.
Das Fußballstadion in Bratislava in dem das U21-Spiel England gegen Niederlande stattfand.
Quelle: Imago

Es ist doch nur die U21, dachte sich David Erdelyi, bevor am 11. Juni die Junioren-Europameisterschaft in der Slowakei losging. Der Barkeeper des Pheasant Pubs im Herzen von Bratislava sah sich aber gleich am ersten Turniertag eines Besseren belehrt.
"Als die rumänischen Fans hier waren, habe ich die Begeisterung sofort gespürt", erzählt der 27-Jährige:

Die ganze Straße war voll mit Fans. Sie haben ihre Fahnen geschwenkt, ihre Hymne gesungen, sind dann weiter ins Stadion nach Trnava gefahren - und wieder zurückgekommen. Das war absolut verrückt.

David Erdelyi

Auch die Engländer hätten ordentlich Stimmung gemacht, berichtet Erdelyi. Die slowakischen Fans seien dagegen eher in jene Bars gegangen, "in die sie sonst auch gehen", vermutet er: "Die Euphorie ging mehr von anderen Ländern aus."
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Dieser Eindruck ist durchaus zutreffend. Ein Fan-Marsch wie jener des tschechischen Anhangs, der die Straßen von Dunajská Streda vor dem Vorrundenmatch gegen Deutschland mit über 2.000 Menschen durchquerte, bleibt vom heimischen Publikum nicht in Erinnerung. Die Gruppenspiele der slowakischen U21 waren sehr gut besucht, aber nicht ganz ausverkauft.

U21-EM: Event mit positiven Auswirkungen

Was wird also in der Slowakei von der U21-EM bleiben? Wie stark wird das Land langfristig profitieren - sportlich, aber auch wirtschaftlich? Jan Jasenka setzt die U21-EM in ihrer Bedeutung mit den Weltmeisterschaften im Eishockey gleich - der populärsten Sportart in der Slowakei. "Es ist eines der größten Turniere, das jemals hier stattgefunden hat", betont der 40-jährige Sportjournalist.
Claudio Palmieri
Sportjounalist Jan Jasenka: "Die EM hat der Slowakei zweifellos in fußballerischer Hinsicht geholfen."
Quelle: Claudio Palmieri

Für Jasenka sind die positiven Auswirkungen schon jetzt zu beobachten. "Die EM hat der Slowakei zweifellos in fußballerischer Hinsicht geholfen", ist er sich sicher: "Einige Stadien waren bereits in einem guten Zustand, aber die Fertigstellung des Stadions in Prešov war zum Beispiel war länger erwartet worden."
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Slowakei macht Werbung in eigener Sache

Gleiches gelte für die neu gestalteten Trainingszentren, in denen die 16 EM-Teilnehmer unterkamen. Deutschlands U21-Cheftrainer Antonio Di Salvo lobte mehrfach die hervorragenden Bedingungen in Modra. "Kleinere Klubs, die hier spielen und trainieren, und auch unsere Nationalmannschaften können davon profitieren", glaubt Jasenka.
Dass die Slowakei mit der EM "Werbung in eigener Sache" betrieben habe, steht für Jasenka ebenfalls außer Frage: 

In Modra habe ich großen Enthusiasmus bei den Menschen vor Ort erlebt. Sie waren stolz, dass ihre Stadt dem deutschen Team das Stadion zur Verfügung stellen konnte.

Jan Jasenka, Sportjournalist

U21-EM lockt Touristen an verborgene Orte

Auch Nikita Kolotusha und Miliena Saienko vom Restaurant Zichy in Bratislava sind guter Dinge. "Für Museen, Gastro und Hostels lief es sicher gut", ist Saienko überzeugt. Die ganz große Fußball-Euphorie haben auch sie nicht verspürt. Kolotusha, der als Student zwischen Bratislava und Košice im Osten des Landes pendelt, richtet seinen Blick jedoch weg von der Hauptstadt, von der es sowieso nicht weit nach Wien oder Budapest ist.
Claudio Palmieri
Nikita Kolotusha und Miliena Saienko.
Quelle: Claudio Palmieri

"Bratislava kennen viele ja schon. In Städte wie Nitra, Žilina oder Košice kamen durch die EM aber viele Touristen, die sonst wohl nie gekommen wären."

Ziel: Geschaffene Strukturen nutzen

Ein Sommermärchen wie die WM 2006 in Deutschland trug sich in der Slowakei nicht zu. Die Dimensionen sind nicht vergleichbar - und wahrscheinlich hätte es dafür auch eine Überraschung durch das Gastgeberteam gebraucht, dessen Vorrunden-Aus nach knappen Niederlagen gegen Spanien (2:3) und Italien (0:1) früh besiegelt war.
Die Hoffnung der Menschen vor Ort besteht vor allem darin, dass Politik und Sportverbände nachhaltig mit den geschaffenen Strukturen arbeiten. "Die Slowakei hat enorme Erfahrungen durch die U21-EM gesammelt. Jetzt liegt es an unserem Verband, die Erkenntnisse zu nutzen", findet Jasenka:

Das Fan-Interesse an hochwertigem Fußball ist definitiv da.

Jan Jasenka

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Quelle: Reuters

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