Paraguay: Wie schmutzig sind die Deals der FIFA?

Machtmissbrauch und Korruption:Paraguay: Wie schmutzig sind die FIFA-Deals?

von Markus Harm, Viktor Coco, Paraguay
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Gegen Alejandro Domínguez, den FIFA Vizepräsidenten und Kopf des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL mehren sich Vorwürfe über Machtmissbrauch und Korruption.

Paraguay, Luque: Conmebol-Präsident Alejandro Dominguez (l) spricht mit FIFA-Präsident Gianni Infantino während des 75. FIFA-Kongresses im Conmebol Convention Center.
Erst der Protest gegen Alleingänge von FIFA-Präsident Gianni Infantino. Nun steht dessen Vertrauter, Alejandro Dominguez, Chef des südamerikanischen Fußballverbandes, unter Korruptionsverdacht.20.05.2025 | 1:45 min
Während in Asunción, der Hauptstadt Paraguays, die Fußballfunktionäre der Welt zum 75. FIFA-Kongress zusammenkommen, sieht sich einer der einflussreichsten Männer schweren Vorwürfen ausgesetzt. Es geht um Alejandro Domínguez, Vizepräsident der FIFA und Präsident des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL.
Besonders hohe Wellen schlägt ein Öl-Deal, ausgerechnet mit einer Firma aus Katar, dem WM-Gastgeber von 2022. Der staatliche Ölkonzern Paraguays, Petropar, soll angeblich 100.000 Tonnen Benzin von einer Firma aus dem Wüstenemirat gekauft haben, dessen Repräsentant in Paraguay Alejandro Domínguez gleichnamiger 26-jähriger Sohn ist.

Paraguay wartet auf bestelltes Benzin

Das raffinierte Öl aber kam nie in Paraguay an. Warum nicht? Auf Initiative des parlamentarischen Abgeordneten Mauricio Espínola wurde Petropar um Rechenschaft gebeten, wie er im ZDF-Interview erklärt: "Es geht hier um eine Öllieferung im Wert von 61 Millionen US-Dollar, der entgegen nationaler Gesetze bereits mehrfach Aufschub gewährt wurde."
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Unterzeichnet wurde der Vertrag im September 2024 mit einer vereinbarten Auslieferung zwei Monate später. "Es gibt keine Anstalten, die Vertragsstrafe einzulösen", so Espínola. "Der Staatskonzern ist hier ungewöhnlich flexibel."

CONMEBOL-Boss Domínguez mit Einfluss in höchste Gremien

Warum haben die staatlichen Institutionen keinen größeren Druck auf Petropar ausgeübt? Der Abgeordnete sieht eine Verbindung zum FIFA-Funktionär Domínguez: "Wir gehen davon aus, dass Domínguez direkte Geschäfte mit dem Staatspräsidenten Santiago Peña macht und der Rechnungshof deshalb großzügig wegschaut."
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Domínguez' Familie ist seit Generationen stark verwoben in der politischen und wirtschaftlichen Elite des kleinen Landes. Ermöglicht seine sportpolitische Macht krumme Geschäfte in seiner Heimat?
So etwas galt in der FIFA über Jahre fast schon als Tradition. Viele ehemalige hochrangige Funktionäre haben sich nachweislich bereichert, darunter auch die beiden langjährigen FIFA-Männer aus Paraguay, Nicolas Leoz und Juan Angel Napout, die Vorgänger von Alejandro Domínguez.

Handgeld für Domínguez - Morddrohung gegen Verbandskollegen?

Nach dem FIFA-Skandal 2015, im Zuge dessen es durch die US-Justiz zu zahlreichen Festnahmen in Südamerika gekommen war (unter anderem von Leoz und Napout) und Anklagen erhoben wurden, trat Domínguez als Reformer auf, der Korruption und Vetternwirtschaft aus dem südamerikanischen Fußball verbannen wollte. Seither ist sein Einfluss in seiner Heimat Paraguay stetig gestiegen.
Markus Harm
Eine Aufstockung der WM-Mannschaften "auf 64 Mannschaften sorgt für enormen Widerstand vor allem aus Europa", berichtet ZDF-Reporter Markus Harm vom FIFA-Kongress, aus Asunción/Paraguay.15.05.2025 | 3:03 min
Und es gibt weitere zwielichtige Vorfälle: Das Onlinemedium Josimar berichtet über einen Baukonflikt, bei dem Domínguez von einem Investor Handgeld von 1,6 Millionen US-Dollar gefordert haben soll, um eine gerichtlich blockierte Genehmigung durch seinen Einfluss freizugeben.
Immer wieder - so der Bericht - habe er Gesprächspartner in den Hauptsitz der CONMEBOL zitiert, am Eingang hätten Telefone abgegeben werden müssen, zahlreiche Verbandsmitarbeiter sollen Druck ausgeübt, Domínguez selbst sogar eine Morddrohungen ausgesprochen haben.

Unklarer Stadionneubau aus Verbandsgeldern

Außerdem: Gelder seines Verbandes CONMEBOL sollen höchst fragwürdig eingesetzt werden, berichten einheimische Journalisten. Für die WM 2030 hat Paraguay gemeinsam mit Uruguay und Argentinien die Zusage bekommen, jeweils ein Spiel auszutragen. Dafür braucht das Land ein Stadion nach FIFA-Standards, das nun bei Domínguez' Heimatverein Olimpia in Asuncion gebaut werden soll.
Das bisherige Stadion war bereits nach Domínguez Vater benannt, der ebenfalls Fußballfunktionär und Politiker war. Jetzt aber steht der Weltpokalsieger von 1979 vor einer Ruine: "Das alte Stadion wurde abgerissen, ohne überhaupt Sicherheit und Finanzierungen für das Neue zu haben", so Journalist Marcos Velázquez.

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Es scheine, so als wolle Domínguez seinem verstorbenen Vater mit dem modernen WM-Stadion ein Denkmal setzen. Aber die Finanzierung sei "völlig unklar", sagt Velázquez - und weiter:

Wir haben mit Experten aus dem Stadionbau gesprochen. Die sagen, es sei unmöglich, für die angegebenen 60 Millionen Dollar überhaupt so ein WM-Stadion zu bauen. Dafür brauche man mindestens 100 Millionen Dollar. Und der Verein Olimpia hat dieses Geld nicht.

Marcos Velázquez, Journalist

Ermittelt bereits der Ethik-Rat der FIFA?

Alejandro Domínguez will sich gegenüber dem ZDF nicht äußern. Ein umfangreicher Fragenkatalog bleibt unbeantwortet.
Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch, Korruption - die Verdächtigungen wiegen schwer. Wie jetzt bekannt wurde, soll Alejandro Domínguez auch im Fokus des FIFA-Ethik-Rates stehen. Die argentinische Zeitung "El Diario" berichtet von einer anonymen Anzeige gegen Domínguez. Es klingt irgendwie sehr wie vor 2015, wie aus den dunklen FIFA-Zeiten.

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