DFB-Pleite gegen Slowakei:WM-Quali: Die vielen Alarmsignale der Blamage
Nach dem Auftritt der DFB-Elf gegen die Slowakei zum Auftakt der WM-Quali wird eine Reaktion gegen Nordirland erwartet. Nagelsmann stellt Grundsatzfragen und fordert Emotionalität.
Ein Fehlstart, wie er schlimmer nicht sein kann: Die DFB-Elf beginnt die WM-Qualifikation mit einer 0:2-Niederlage gegen die Slowakei - und ist dabei noch gut weggekommen.
04.09.2025 | 8:28 minIm riesigen Mediensaal wirkte Bundestrainer Julian Nagelsmann auf dem Podium der Pressekonferenz noch etwas verlorener als während des Spiels in der Coachingzone. Besonders, als er nach der 0:2-Niederlage in der Slowakei auf sein schon mehrfach ausgerufenes Ziel WM-Titel angesprochen wurde.
Er stehe nun "nicht überragend gut da", sagte Nagelsmann kleinlaut nach dem blamablen Auftritt seiner DFB-Elf in Bratislava. "Aber natürlich haben wir weiter das Ziel", ergänzte der 38-Jährige.
Das wäre ein fatales Zeichen nach innen und außen jetzt zu sagen, wir wollen nicht mehr Weltmeister werden.
Julian Nagelsmann, Bundestrainer
Bundestrainer Julian Nagelsmann vermisst von seiner Mannschaft die Emotionalität im Spiel gegen die Slowakei. Man habe in der Höhe glücklich verloren.
05.09.2025 | 2:30 minDFB-Elf am Sonntag gegen Nordirland unter Druck
Klar sei aber auch, dass "eigentlich alles anders" werden müsse. "Die ersten fünf Minuten von der zweiten Halbzeit waren ein bisschen heller, der Rest war sehr dunkel", bilanzierte der Bundestrainer nach der dritten Niederlage in Serie und nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Spielen.
Dass alles anders werden muss, gilt bereits für das zweite Gruppenspiel der WM-Qualifikation am Sonntag gegen Nordirland in Köln. Bei einer weiteren Niederlage geriete die direkte Zulassung für das Turnier 2026 in den USA, Kanada und Mexiko noch ernsthafter in Gefahr.
Die Nationalspieler Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Nnamdi Collins sind am Rande der 0:2-Niederlage in der Slowakei in den Sozialen Medien rassistisch beleidigt worden. Wie der Deutsche Fußball-Bund bestätigte, werden die entsprechenden Kommentare der Staatsanwaltschaft übermittelt.
Schon unmittelbar nach der Partie hatte der DFB in einem Tweet Bezug auf die Kommentare genommen. "Wir sind nicht zufrieden. Ihr seid nicht zufrieden. Können wir auch absolut nicht sein. Aber bevor ihr jetzt unter diesem Post kommentiert, denkt bitte daran, dass Hass Situationen noch nie besser gemacht hat. Besonders Rassismus hat hier überhaupt keinen Platz. Lasst uns gemeinsam weitermachen! Wir brauchen euch an unserer Seite", hatte der DFB als Reaktion auf sehr heftige Anfeindungen geschrieben.
Warnung von Kapitän Joshua Kimmich
"Wenn wir so weitermachen, wird es ganz schwierig, dass wir uns für die WM qualifizieren", warnte Kapitän Joshua Kimmich. Alle müssten in der "Drucksituation" wissen, "was auf dem Spiel steht". Er erwarte eine Reaktion gegen Nordirland.
Nie zuvor hatte eine deutsche Nationalmannschaft auswärts ein WM-Qualifikationsspiel verloren. In Bratislava hätte sie locker noch mehr Gegentore kassieren können als die von David Hancko und David Strelec.
ZDF-Reporterin Amelie Stiefvatter analysiert den schlechten Start der DFB-Männer in der WM-Qualifikation gegen die Slowakei. Es habe an allem gefehlt: Gier, Teamgeist, Willen.
05.09.2025 | 2:51 minSlowakei macht es der DFB-Elf vor
Fast ohne Gegenwehr war die DFB-Elf aufgetreten, sie war nicht in die Zweikämpfe gekommen und hatte sich vom 52. der Weltrangliste auch spielerisch düpieren lassen. Und das, obwohl Nagelsmann vor der Partie Dominanz und sechs souveräne Siege in den sechs Spielen der WM-Qualifikation gefordert hatte.
Beim Auftakt war genau das Gegenteil eingetreten. Die Slowakei hatte Nagelsmanns Mannschaft demonstriert, welche Basiselemente es braucht, um erfolgreich Fußball spielen zu können. Doch von Einsatzwille, Laufbereitschaft und Entschlossenheit fehlte beim hochfavorisierten DFB-Team jede Spur. Stattdessen war der Vortrag behäbig und offensiv ideenlos geraten, haarsträubende Fehler in der Defensive inklusive.
Havarie mit Nagelsmanns neuem WM-System
Erschwerend kam hinzu, dass Nagelsmann sein neues WM-System angekündigt hatte und mit einer flexiblen Vierer- und Dreierkette spielen ließ sowie gegen den Ball mit einem verdichteten Zentrum, in dem Kimmich und Angelo Stiller als Sechser agierten und Leon Goretzka davor. Doch die von Nagelsmann erhoffte Stabilität stellte sich nicht ein, ganz im Gegenteil.
Das war nicht nur enttäuschend, das war eine leblose Vorstellung.
Rudi Völler, DFB-Sportdirektor
DFB-Sportdirektor Rudi Völler warnte vor einem "bitteren Erwachen", wenn sich Derartiges wiederholen sollte.
Nach der krachenden Niederlage der deutschen Nationalmannschaft in der Slowakei erklärt ein frustrierter Kapitän Joshua Kimmich, was jetzt zu tun ist.
05.09.2025 | 1:32 minBundestrainer Nagelsmann appelliert an die Einstellung
Doch warum waren Nagelsmanns Worte bei seinen Spielern offenbar völlig verhallt? Diese Frage wird ihn und die Mannschaft nun mindestens bis zum zweiten Gruppenspiel gegen Nordirland begleiten. Das hatte sein Auftaktspiel 3:1 in Luxemburg gewonnen. Dass Nagelsmann an die Einstellung appellieren muss, ist kein gutes Zeichen.
Ich kann dieses Qualität, Qualität nicht mehr hören. Wenn wir die Emotionalität nicht hinkriegen, dann können wir das Buch zumachen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann
Nagelsmann drohte seiner Belegschaft sogar indirekt: "Vielleicht müssen wir auf weniger Qualität setzen, sondern auf Spieler, die alles reinwerfen." Sicher ist: Es steht bei der DFB-Elf gerade wieder so ziemlich alles in Frage nach den vielen Alarmsignalen von Bratislava. Und das neun Monate vor der WM.
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