Formel 1: Massa will 70 Millionen für verlorenen Titel von 2008

Formel 1 - Crashgate in Singapur:Massa erhebt Millionen-Klage für verpassten Titel von 2008

von Karin Sturm

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Der "Crashgate"-Skandal in Singapur 2008 führt nach 17 Jahren zu Millionen-Klage vor dem High Court in London. Was verspricht sich Ex-Rennfahrer Felipe Massa davon?

Felipe Massa beim Stockcar 2025.

Felipe Massa beim Stockcar 2025. Für den verlorenen Titel 2008 klagt der Brasilianer auf Schadensersatz.

Quelle: Imago

17 Jahre nach seinem knapp verpassten WM-Titel 2008 zieht Felipe Massa in London vor Gericht. Der Brasilianer fordert 70 Millionen Euro Entschädigung - und könnte damit einen der größten Skandale in der Geschichte der Formel 1 neu aufrollen.

Im Erfolgsfall könnte er eventuell sogar noch einmal Diskussionen auslösen, ob tatsächlich nachträglich noch einmal Ergebnisse verändert werden könnten oder sogar müssten.

Was geschah 2008 in Singapur?

Beim Grand Prix von Singapur 2008 lag Felipe Massa souverän in Führung, als Nelson Piquet jr. sein Auto in die Mauer setzte. Das löste eine Safety-Car-Phase aus, durch die Piquets Teamkollege Fernando Alonso die Spitze übernehmen und am Ende das Rennen gewinnen konnte. Massa dagegen fiel durch völliges Chaos bei seinem Boxenstopp weit zurück und landete am Ende auf Platz 13, während sein WM-Rivale Lewis Hamilton als Dritter wertvolle Punkte holte.

Brasiliens Felipe Massa bei der Formel 1 WM 2008 in Singapur.

Der Brasilianer Felipe Massa beim GP in Singapur 2008.

Quelle: Imago

Im Saisonfinale in Brasilien verlor Massa dann trotz seines Heimsieges in Interlagos den WM-Titel um einen Punkt gegen Hamilton, der in der letzten Runde noch Timo Glock überholte und sich damit den für ihn entscheidenden vierten Platz sicherte.

Nelson Piquet jr. packte später aus

Erst ein Jahr später, im August 2009, kam die Wahrheit ans Licht der Öffentlichkeit. Als er von Renault vor die Tür gesetzt wurde, packte Nelson Piquet jr. aus: Der Unfall war nicht zufällig zu einem für Alonso idealen Zeitpunkt passiert. Er habe auf Anweisung des Renault-Teams unter der Führung von Flavio Briatore und Pat Symonds gehandelt, um seinem Teamkollegen zum Sieg zu verhelfen.

Daraufhin leitete die FIA eine Untersuchung ein, in der die Vorwürfe bestätigt wurden. Briatore und Symonds wurden für einige Jahre aus der Formel 1 verbannt, sind inzwischen aber längst wieder zurück. Briatore als Alpine-Teamchef, Pat Symonds ist nach einigen Zwischenstationen Technischer Direktor bei Cadillac, Neueinsteiger 2026.

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Ecclestone-Interview bestärkte Massa

Schon seit damals fiel es Massa schwer, sich mit der Situation abzufinden. Er fühlte sich ungerecht behandelt, immer wieder dachte er über eine Klage nach. Der endgültige Knackpunkt: 2023 gestand Ex-F1-Boss Bernie Ecclestone, dass er und der damalige FIA-Präsident Max Mosley schon zuvor - noch im Laufe der Saison 2008 - über die Manipulation Bescheid wussten, aber nichts unternahmen, was nach FIA-Statuten bis spätestens zum 31. Dezember 2008 hätte geschehen müssen.

In einem Interview mit der deutschen Website F1-Insider.com sagte Ecclestone: "Wäre damals nach den geltenden Regeln entschieden worden, hätte das Rennen annulliert werden müssen. Dann wäre Massa Weltmeister und nicht Hamilton." Auch wenn er später, als sich dieses Geständnis zum endgültigen Skandal entwickelte, von dieser Aussage plötzlich nichts mehr wissen wollte.

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Massa verklagt FIA, das Formula One Management und Ecclestone

Für Massa war die Aussage der endgültige Anlass, vor Gericht zu gehen: Vom 28. bis 31. Oktober kommt der Fall jetzt vor die King’s Bench Division des High Court of Justice in London. Die Klage des Brasilianers richtet sich gegen die FIA, das Formula One Management und Ecclestone persönlich. Sein Ziel: auf jeden Fall ein finanzieller Ausgleich. Er fordert Schadensersatz in Höhe von 60 Millionen Pfund - rund 70 Millionen Euro.

Es gehe ihm aber auch darum, derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern, die damals Verantwortlichen dürften mit der Vertuschung ihres Fehlverhaltens nicht davonkommen. Er wolle ein Exempel statuieren.

Ich werde meinen Kampf bis zum bitteren Ende führen, um ein gerechtes und faires Ergebnis zu erzielen - für mich, für den Motorsport in Brasilien und für den gesamten Sport.

Massa in der britischen "Times"

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Quelle: Reuters

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