1:10 min
Radklassiker am 1. Mai :Wie Eschborn Zehntausende Rennradfans anzieht
|
Kaum ein Rennen in Deutschland steht so sehr für den Boom im Breitenradsport wie Eschborn - Frankfurt. Wie Hobbysportler beim Rennen am 1. Mai von den Profis profitieren.
Auch 2025 bei Eschborn - Frankfurt dabei: Nils Politt (Archivbild)
Quelle: Imago
In Deutschland gibt es keine dreiwöchige Rundfahrt wie die Tour de France und keine über hundert Jahre alten Frühjahrsklassiker wie in Belgien. Trotzdem ist Rennradsport hierzulande im Trend - vor allem als Hobby. Laut des Marktforschungsinstituts Allensbach fahren knapp sechs Millionen Menschen in Deutschland Rennrad. Zwei Millionen mehr als noch vor der Corona-Pandemie.
In Eschborn sind 10.000 Hobbysportler am Start
Die Ambitionierten unter den Hobbyfahrern messen sich gerne bei sogenannten Jedermann-Rennen. Die beliebtesten Veranstaltungen finden im Rahmen der beiden bedeutendsten Profirennen in Deutschland statt: Den Cyclassics in Hamburg und dem jährlichen Rennen am 1. Mai von der hessischen Kleinstadt Eschborn durch das Taunus-Gebirge nach Frankfurt.
Insbesondere die Strecke Eschborn - Frankfurt steht für den Boom im Breitenradsport. Beim ersten Jedermann-Rennen 2002 sind etwas mehr als 500 Hobbysportler mitgefahren. 2017 starteten 5.000 und seitdem hat sich die Teilnehmerzahl nochmal verdoppelt.
Profirennen sorgt für mehr Fans und mehr Sicherheit
Die Hobbysportler fahren rund 40, 90 oder 100 Kilometer größtenteils auf der Profistrecke. Für diese Tour auf gesperrten Straßen durch die Frankfurter Innenstadt und den Taunus zahlen sie zirka 40 bis 120 Euro. Das Event war im dritten Jahr in Folge Wochen vorher ausgebucht. Von den 10.000 Startern sind 2025 laut Projektleiter Nathanael Bank fast die Hälfte Neueinsteiger.
In der Corona-Zeit haben viele Leute den Rennradsport für sich entdeckt und nach ein paar Jahren trauen sich jetzt mehr auch mal bei Rennen mitzufahren.
Nathanael Bank, Projektleiter Eschborn - Frankfurt
Dadurch, dass sie am selben Tag kurz vor den Profis starten, profitieren die Hobbyfahrer nicht nur von den vielen Fans an der Strecke, sondern auch von mehr Sicherheit. Dazu erklärt Bank: "Wir können akustische Warnsignale vor Hindernissen, die für das Profirennen gedacht sind, schon vorher aufbauen."
Jeder weiß, wenn er nach Eschborn kommt, dass das Rennen vom Start bis ins Ziel sicher ist.
Nathanael Bank, Projektleiter Eschborn - Frankfurt
Rudi Altig und Eddy Merckx unter den Siegern in Frankfurt
Neben einem großzügigen Zeitlimit und der Strahlkraft des Profirennens sieht Bank die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen als Grund für den wachsenden Zuspruch. Gerade da Massenstürze im Profirennradsport immer wieder heftige Sicherheitsdebatten entfachen.
Hinzu kommt die über 60-jährige Tradition des Rennens. Ins Leben gerufen wurde es 1962 als Veranstaltung für Profis. Zunächst unter dem Namen Rund um den Henninger-Turm, benannt nach dem damals höchsten Gebäude Frankfurts. 1968 wurde der 1. Mai als Renntag etabliert. In den 70er-Jahren zählten mit Rudi Altig und Eddy Merckx bereits Radsportlegenden zu den Siegern.
Neuer Name für das Traditionsrennen seit 2009
2009 wurde der Start in die hessische Kleinstadt Eschborn, gut zehn Kilometer nördlich von Frankfurt verlegt und der Name des Rennens geändert. Seit 2017 ist Eschborn - Frankfurt ununterbrochen Teil der UCI World Tour und zählt damit zu den wichtigsten 36 Rennen im Radsportkalender.
2025 Michael Matthews (Australien)
2024 Maxim Van Gils (Belgien)
2023 Sören Kragh Andersen (Dänemark)
2022 Sam Bennett (Irland)
2021 Jasper Philipsen (Belgien)
2020 (kein Rennen)
2019 Pascal Ackermann (Deutschland)
Insgesamt 13-mal gewann das Rennen ein Deutscher. Die meisten Podestplätze holte aus deutscher Sicht Lokalmatador John Degenkolb, der bereits fünfmal auf dem Treppchen stand. Nach einem heftigen Sturz bei der Flandern-Rundfahrt fehlt er allerdings auf der Startliste ebenso wie der norwegische Rekordsieger Alexander Kristoff, der das Rennen zwischen 2014 und 2018 viermal gewinnen konnte.
2024 Maxim Van Gils (Belgien)
2023 Sören Kragh Andersen (Dänemark)
2022 Sam Bennett (Irland)
2021 Jasper Philipsen (Belgien)
2020 (kein Rennen)
2019 Pascal Ackermann (Deutschland)
Insgesamt 13-mal gewann das Rennen ein Deutscher. Die meisten Podestplätze holte aus deutscher Sicht Lokalmatador John Degenkolb, der bereits fünfmal auf dem Treppchen stand. Nach einem heftigen Sturz bei der Flandern-Rundfahrt fehlt er allerdings auf der Startliste ebenso wie der norwegische Rekordsieger Alexander Kristoff, der das Rennen zwischen 2014 und 2018 viermal gewinnen konnte.
Die Strecke der Profis ist knapp 200 Kilometer lang. Seit 2023 überqueren die Fahrer zweimal den Großen Feldberg, die höchste Erhebung im Taunus. Dadurch bietet der Kurs mit mehr als 3.000 Höhenmetern den Fahrern mehr Möglichkeiten anzugreifen.
Politt, Schachmann und Co.: Viele deutsche Top-Fahrer dabei
Darauf lauern die deutschen Top-Fahrer Maximilian Schachmann, Georg Zimmermann und Jonas Rutsch. Sie haben ihre Stärken auf hügeligem Terrain und im April jeweils mit Top-Platzierungen auf sich aufmerksam gemacht.
Zum erweiterten Favoritenkreis gehört auch Nils Politt. Nachdem er bisher in seinem Team UAE Emirates vor allem Superstar Tadej Pogacar als Helfer unterstützt hat, wird er bei Eschborn - Frankfurt mehr Freiheiten bekommen. Pascal Ackermann, der für den letzten deutschen Sieg sorgte, ist wiederum ein Kandidat für die vorderen Plätze, sofern es zu einem Massensprint kommt.
Vorjahressieger van Gils und Aranburu am Start
Aber die internationale Konkurrenz ist groß. 15 der 18 World Tour Teams - sozusagen der Bundesliga des Radsports - sind am Start. Vorjahressieger Maxim van Gils, der nun für das deutsche Team RedBull Bora Hansgrohe startet, zählt auf der vorläufigen Startliste ebenso zu den Favoriten, wie der Spanier und Vorjahreszweite Alex Aranburu und der belgische Youngster Thibau Nys.
Quelle: Reuters
Sie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.
Thema
Mehr Radsport
Trotz Attacke mit Trinkflasche:Van der Poel wieder Sieger bei Paris-Roubaix
"Big Bang für die Region":Ostdeutschland will die Tour de France 2030
mit Video