NHL-Playoff-Finale: Zweite Chance für Draisaitl und Oilers

Sie sind wieder da. Wieder im Finale. Genauso hatten Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers es sich vorgestellt - vor einem Jahr, als sie die Endspielserie der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gegen die Florida Panthers verloren hatten.  

Dass es nun wieder zu einem Duell mit Florida kommt, macht die Sache für die Oilers zum einen reizvoll. Zum anderen aber auch maximal hart. 

Es gebe "noch einen Berg zu erklimmen", sagt Draisaitl, der mit seinem sechs Wochen alten Playoff-Bart und den Kratzern und Schrammen aus den bisherigen 16 Playoff-Partien durchaus etwas von einem Alpinisten hat.  

Wer NHL-Champion werden will, muss vier Playoff-Runden für sich entscheiden. Edmonton und Florida haben jeweils drei gewonnen, also 75 Prozent des Anstiegs zum Eishockey-Gipfel geschafft. Doch das letzte Viertel ist oftmals das brutalste - und nur einer von beiden wird ganz oben ankommen.

  

Man wisse, wie schwer es werde, sagt Draisaitl. Aber: man sei bereit. Bereit, die Dämonen des Vorjahres zu vertreiben. "Knapper kann man ein Finale nicht verlieren", hatte Draisaitl seit der entscheidenden 1:2-Niederlage oft betont.  

Und er hatte keinen Hehl daraus gemacht, wie sehr ihn die verlorene Endspielserie noch beschäftigt.

Es tue weh, immer noch. In Florida hatten sie diese Erfahrung 2023 gemacht, als die Panthers die Endspiele gegen die Vegas Golden Knights verloren hatten. Aus der Niederlage hatten sie gelernt, ihr Team im Vorjahr gezielt auf einigen Positionen verstärkt - und sich schließlich gegen Edmonton mit dem Titel belohnt. 

Wer wird dieses Mal jubeln? Wieder die Raubkatzen aus Südflorida - oder erstmals Draisaitl und Co? Einen Favoriten gibt es nicht. Beide Mannschaften sind tief besetzt, haben jeweils viele Spieler, die Tore schießen können. 

Edmonton verfügt mit Kapitän Connor McDavid über den besten Eishockeyspieler der Welt - und hat mit Draisaitl den Top-Torjäger der vergangenen vier Playoff-Jahre (37 Treffer). Allerdings wird den Oilers mit Zach Hyman ein wichtiger Stürmer wegen einer Handgelenks-Verletzung fehlen. Der Kanadier war vergangene Saison mit 70 Treffern Edmontons bester Torschütze.  

Dennis Seidenberg schätzt Florida etwas stärker ein, "auch wenn Leon und McDavid unglaublich spielen", wie er gegenüber ZDFheute betont. Seidenberg gewann 2011 mit den Boston Bruins den Stanley Cup und sieht in der Torwart-Position den entscheidenden Unterschied zugunsten der Panthers. "Im Finale spielt das eine große Rolle", so Seidenberg.  

Floridas Sergej Bobrowksi zählt seit Jahren zu den besten Schlussleuten der Liga. Edmontons Stuart Skinner hat zwar zuletzt ebenfalls mit starken Leistungen in der K.-o.-Runde überzeugt, gilt aber auch immer als jemand, der mit den Oilers ein Spiel verlieren kann. 

Als Seidenberg 2011 mit Boston um den Stanley Cup spielte, gab es gegen Christian Ehrhoff (Vancouver Canucks) das erste deutsche Finalduell der NHL-Geschichte. Nun treffen mit Draisaitl und Nico Sturm erneut zwei Landsleute aufeinander.  

Allerdings ist noch unklar, wie sehr der 30-jährige Sturm in der Serie mitwirken darf. Der Augsburger, der 2022 mit Colorado Meister wurde, pendelt als Stürmer der vierten Reihe bei den Panthers zwischen Tribüne und Eisfläche. In den bisherigen 17 Playoff-Partien von Florida kam er acht Mal zum Einsatz.  

Draisaitl hingegen ist gesetzt, unverzichtbar und bereit, seine Karriere endlich zu krönen. Im Sommer wird er heiraten. "Hoffentlich", meinte Draisaitl vor Saisonbeginn, werde er dann einen Ehering und einen Meisterring haben.