Erste World-Boxing-WM:Ohne Geschlechtstest: Khelif darf nicht starten
Unter den Augen des IOC wird der neue Amateur-Verband World Boxing seine erste WM austragen - ohne Imane Khelif, die den neuen genetischen Geschlechtstest vor dem CAS anficht.
Scheiterte mit Antrag auf Aussetzung des Geschlechtstests: Imane Khelif (Archivfoto)
Quelle: IMAGO / ZUMA Press WireWirklich genießen konnte Imane Khelif den ersten Jahrestag ihres Olympiasieges im August nicht. Sie durchlebe "eine schwierige Phase voller Herausforderungen, Stille und Warten", schrieb die algerische Boxerin vor wenigen Wochen in den Sozialen Netzwerken - und den nächsten Rückschlag in ihrem schier endlosen Kampf für Gerechtigkeit kannte sie da noch nicht.
Boxen gilt in Algerien lange als Männerdomäne – doch seit Olympia-Gold für Imane Khelif entdecken immer mehr junge Frauen den Sport für sich. Anne Arend hat ein Training in einem ehemaligen Schlachthof in den Bergen besucht.
14.08.2025 | 3:29 minCAS lehnt Aussetzung der Geschlechtstests ab
Die 26-Jährige hatte die Einführung von genetischen Geschlechtstests durch den neuen Amateur-Weltverband World Boxing vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS angefochten - aber durch das Schiedsgericht mit Sitz in Lausanne einen Wirkungstreffer kassiert. Denn bei den am Donnerstag in Liverpool beginnenden Weltmeisterschaften darf sie nicht starten, einen bereits am 5. August gestellten Antrag auf Aussetzung des geforderten Geschlechtstests bis zur Verhandlung des Falls lehnte der CAS ab.
Es ist der nächste Schlag ins Gesicht für Khelif. Bei der WM 2023 war die Algerierin von der mittlerweile suspendierten IBA vor ihrem Goldmedaillenkampf disqualifiziert worden, weil sie angeblich einen Testosteron-Test nicht bestanden hatte.
Khelif will keinen Geschlechtstest machen
2024 durfte sie bei Olympia in Paris starten, weil für das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur das im Pass angegebene Geschlecht relevant war. Khelif wurde daraufhin zum Zentrum einer hitzigen Debatte um Geschlechtsidentität. Sie will sich nun für die Wettkämpfe im Nordwesten Englands (4. bis 14. September) keinem Geschlechtstest unterziehen - und rückt die Debatte so wieder in den Vordergrund.
Und das dürfte World Boxing gar nicht schmecken. Der Weltverband hatte mit der historischen ersten gemeinsamen Ausrichtung für Männer und Frauen eigentlich ein wichtiges Zeichen gesetzt, das nun verblasst. Dennoch: Es habe "ganz großen Beifall" vom IOC für die Entscheidung gegeben, "dass dieses Genderthema dann auch wirklich gelebt wird und man da keine Unterschiede mehr macht, was die Durchführung angeht", sagte DBV-Sportdirektor Michael Müller, der im Exekutivkomitee von World Boxing sitzt, dem SID.
Auch Lin Yuting wird nicht bei WM starten
Die in Paris ebenfalls angefeindete Taiwanesin Lin Yuting hat sich dagegen dem Geschlechtstest unterzogen, wie der taiwanesische Verband der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Zwar habe der Verband die Ergebnisse des Geschlechtstests an World Boxing übermittelt, wie die taiwanesische Central News Agency berichtete, aber noch keine Antwort erhalten.
"Wir können der Athletin nicht erlauben, ohne jegliche Garantie nach Großbritannien zu reisen", teilte der Verband nun mit, weitere Gründe wurden nicht genannt. Lins Trainer Tseng reagierte auf Anfragen der Nachrichtenagentur nicht.
Neuer Verband ersetzt umstrittenen Vorgänger IBA
World Boxing war nach den Skandalen um den lange zuständigen Verband IBA im Februar 2025 vom IOC vorläufig als neuer Weltverband anerkannt worden. Bei den Sommerspielen 2028 in Los Angeles wird World Boxing die Wettbewerbe verantworten. Der Zulauf ist riesig, rund 120 Nationalverbände haben sich World Boxing bereits angeschlossen.
Der DBV ist, angetrieben von Müller, Gründungsmitglied. Nun kommt es zur Bewährungsprobe.
Es ist das erste große Event, wo natürlich hingeschaut wird, ob das alles klappt.
Michael Müller, DBV-Sportdirektor
Müller verspürt trotzdem eine "gewaltige Vorfreude" und ist "guter Dinge". Bis zu den Olympischen Spielen 2028 ist noch viel Zeit - für den jungen Verband aber auch noch viel zu tun. Das IOC habe World Boxing "eine To-do-Liste mit rund 50 Punkten" mitgegeben, berichtete Müller.
Beweglichkeit, Koordination und vor allem Selbstbewusstsein - all das lernt man beim Piloxing. Die Fitnessart direkt aus den USA und kombiniert Boxen mit Pilates und Tanzen.
08.04.2025 | 2:03 minDeutsche Erwartungen für WM eher gedämpft
Nun liegt der Fokus aber erst einmal auf der WM, die in zehn Gewichtsklassen ausgetragen wird. Der DBV hat drei Frauen und sechs Männer nominiert, Aushängeschild und Paris-Bronzemedaillengewinner Nelvie Tiafack fehlt nach seinem Wechsel ins Profilager. Die deutschen Erwartungen sind aufgrund einer durchwachsenen Vorbereitung gedämpft. Aber: "Vielleicht gibt es ja die ein oder andere Überraschung", sagte Müller.
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