Sinnvolle Absicherung?:Wann sich eine Risikolebensversicherung lohnt
Sie zahlt im Todesfall und kann Hinterbliebene vor finanzieller Not schützen. Wie eine Risikolebensversicherung funktioniert und was man vor ihrem Abschluss prüfen sollte.
Die Risikolebensversicherung kann je nach Lebenssituation durchaus sinnvoll sein. Hierbei sollten jedoch einige Punkte bachtet werden.
Quelle: imago/PanthermediaDer Tod eines geliebten Menschen ist für Hinterbliebene meist eine schwierige Situation. Auch finanziell kann der Verlust schwerwiegende Folgen haben, etwa wenn ein Ehepartner die Raten für einen Immobilienkredit nicht mehr allein zahlen kann. So eine Situation kann existenzbedrohend für die Angehörigen sein. Um das zu vermeiden und die Familie für den Ernstfall abzusichern, kann eine Risikolebensversicherung hilfreich sein.
Kosten richten sich nach Versicherungssumme
Eine Risikolebensversicherung umfasst eine feste Summe. Die vereinbaren der Versicherte und die Versicherung zu Beginn der Vertragslaufzeit. Es ist der Betrag, den die Familie ausgezahlt bekommt, falls der Versicherte sterben sollte. Dafür zahlt die versicherte Person vergleichsweise geringe Beiträge. Wichtige Faktoren für die Höhe der jährlichen Versicherungsbeiträge sind das Alter, die Vertragslaufzeit, die Höhe der Versicherungssumme und der Gesundheitszustand.
Als Faustformel gilt: Die Versicherungssumme sollte circa das Drei- bis Fünffache des Brutto-Jahreseinkommens der zu versichernden Person betragen.
Anna Follmann, Versicherungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Vorsicht vor falschen Angaben im Fragebogen
Größter Knackpunkt beim Abschluss einer Risikolebensversicherung: Der Fragebogen zu persönlichen Merkmalen und dem Gesundheitszustand. Rauchen, Vorerkrankungen, Hobbys mit hohem Verletzungsrisiko - für Versicherer sind das alles sogenannte Risikofaktoren. Je höher sie das Risiko einschätzen, dass der Versicherte stirbt - sie also die Versicherungssumme auszahlen müssen - desto höher die Beiträge.
Trotzdem ist es wichtig, den Fragebogen gewissenhaft und vollständig auszufüllen - und im Zweifel den Arzt nach Vorerkrankungen oder Risikofaktoren zu fragen. Auch Kleinigkeiten können entscheidend sein. Deshalb ist es ratsam, sich ausreichend Zeit zu nehmen und auf jedes Detail zu achten. Falls die Versicherung herausfindet, dass beim Vertragsabschluss falsche Angaben gemacht wurden, kann sie die Auszahlung verweigern.
Bei gravierenden Vorerkrankungen wie Krebs oder Depressionen kann es außerdem sein, dass kein Vertrag zustande kommt. "Um das zu vermeiden kann eine anonyme Voranfrage über einen behördlich zugelassenen Versicherungsberater oder einen Versicherungsmakler durchgeführt werden", rät Anna Follmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Risikolebensversicherung: Vorsorge bei finanzieller Abhängigkeit
Die Versicherung empfiehlt sich besonders für Familien mit Kindern, in denen ein Partner maßgeblich für den Lebensunterhalt verantwortlich ist. Auch für alleinerziehende Eltern ist sie eine gute Möglichkeit, um die Kinder abzusichern. Diese werden als Begünstigte in den Vertrag aufgenommen, sodass sie die Versicherungssumme erhalten. Bei Minderjährigen sollte man zusätzlich einen Vormund bestimmen. Also jemanden, der sich im Todesfall um die Kinder kümmern wird.
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18.01.2024 | 5:44 minAber auch kinderlose Paare sollten über eine Risikolebensversicherung nachdenken - und sich gegenseitig als Begünstigte eintragen. Der Vorteil: Die Versicherungsleistung ist von der Erbschaftssteuer ausgenommen. Bei diesem sogenannten Über-Kreuz-Vertrag schließen beide Partner einen separaten Vertrag ab.
Muss zudem eine Immobilie finanziert werden, ist eine Risikoversicherung meist unverzichtbar, denn beim Tod des Hauptverdienenden kann eine Familie die finanzielle Belastung oft nicht mehr stemmen.
Anna Follmann, Versicherungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Immobilienkredit absichern
Risikolebensversicherungen sind eine gängige Form der Kreditabsicherung. Banken dürfen sie als Bedingung für einen Kreditvertrag voraussetzen. Die Auswahl des Anbieters sollten sie jedoch den Kreditnehmern überlassen. Sie werden gerne mit Restschuldversicherungen gleichgesetzt, die jedoch keine günstige Alternative sind.
Seit 2023 werden wieder mehr Häuser und Wohnungen zwangsversteigert. Der Grund: Viele Eigentümer haben zu günstigen Zinsen für Darlehen zugegriffen, diese sind mittlerweile aber wieder deutlich angestiegen.
18.07.2024 | 1:32 minDurch die Auszahlung der Versicherungssumme können laufende Raten weiter abbezahlt werden und der Kreditvertrag für die Immobilie kann weiterlaufen. Diese Form der Absicherung eignet sich auch für unverheiratete Paare.
Die Risikolebensversicherung wird bei einigen Produkten mit einer sogenannten kapitalgebundenen Lebensversicherung kombiniert.
Ziel der Verbindung ist es, damit nicht nur für den Todesfall, sondern auch für den Ruhestand vorzusorgen. Dazu wird neben den jährlichen Versicherungsbeiträgen Geld angespart, das zu einem festgelegten Zeitpunkt - meist dem Eintritt der Rente - ausgezahlt wird.
Anna Follmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät jedoch von solchen Kombi-Produkten ab und empfiehlt, "eine selbstständige Risikolebensversicherung abzuschließen". Hintergrund ist, dass der gesamte Versicherungsschutz entfällt, sobald man vor Ablauf der Frist das angesparte Geld benötigt.
Risikolebensversicherung abschließen: Checkliste vorab
Jede Lebenssituation ist unterschiedlich. Um ein Versicherungsmodell zu finden, das auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist, lohnt es sich, vor einem ersten Beratungsgespräch über entscheidende Rahmenbedingungen nachzudenken. Dazu zählt neben der Versicherungssumme auch die Vertragsdauer. Orientierungshilfe können die Laufzeit eines Immobilienkredits oder die Ausbildungszeit der Kinder bieten. Der Vertrag läuft dann also nur so lange, bis das Haus abbezahlt ist bezieungsweise die Kinder aus dem Haus sind.
Policen für junge Erwachsene:Diese Versicherungen sind wichtig
Nicht immer ist eine Risikolebensversicherung die beste oder einzige Wahl der Absicherung. Insbesondere für alleinstehende Personen kann es Alternativen geben.
Gerade bei Baufinanzierungen werden Versicherungen mit einer fallenden Versicherungssumme angeboten. Entsprechend der jährlich sinkenden Kreditsumme verringert sich auch die Versicherungssumme. Das bedeutet, von Jahr zu Jahr bekommen die Angehörigen im Ernstfall weniger ausbezahlt.
Mit diesen Produkten soll in erster Linie der Kredit abgesichert werden. Um die Lebensgrundlage darüber hinaus zu wahren, empfiehlt es sich jedoch, eine gleichbleibende Versicherungssumme zu vereinbaren.
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