Hausbau wird immer teurer :Wie Bauherren trotz steigender Kosten sparen können
Steigende Baukosten belasten Hausbau und Familien. Material, Zinsen und Vorschriften treiben die Preise. Diese Spartipps helfen Bauherren, finanzielle Risiken zu verringern.
Die Kostenentwicklung beim Bau bleibt weiterhin angespannt. Ein Eigenheim entwickelt sich immer stärker zum Premiumprodukt.
Quelle: Sven SimonDie Hoffnung auf Entspannung am Bau erfüllt sich kaum. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im August 2025 gegenüber dem Vorjahrsmonat erneut um 3,1 Prozent gestiegen. Seit 2021 hat sich der Bau eines traditionellen Wohnhauses (also kein Fertighaus oder Modulbau) sogar um ein Drittel verteuert.
ZDFheute Infografik
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Warum Bauen immer teurer wird
Besonders betroffen sind die sogenannten Ausbauarbeiten, deren Preise mit 3,6 Prozent stärker zulegten als die reinen Rohbauarbeiten (+2,2 Prozent). Massive Steigerungen zeigen sich vor allem bei modernen Technologien und im Handwerk: So sind die Kosten für Elektro-, Sicherheits- und informationstechnische Anlagen um 5,1 Prozent gestiegen. Auch Heizanlagen und Wärmepumpen verteuerten sich um 4,4 Prozent.
Das Rezept des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz lautet: "Bauen, bauen, bauen". Im Koalitionsvertrag verspricht die Regierung einen "Wohnungsbau-Turbo". Viel zu einseitig, kritisieren Experten.
20.05.2025 | 8:56 minDaneben tragen auch tendenziell höhere Bauzinsen zur Gesamtbelastung bei, was die Finanzierung von Immobilien erheblich teurer macht. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), bestätigt: "Explodierende Baukosten, hohe Zinsen und ein Dschungel aus Normen und Vorschriften ersticken viele Projekte im Keim."
Die Realität ist: Bauen in Deutschland ist zu teuer, zu kompliziert und für viele Familien längst unerschwinglich geworden.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Kostenfallen beim Hausbau erkennen und vermeiden
Abgesehen von teurem Baumaterial liegen die Kostenrisiken oft in der Planungs- und Vertragsphase. Der Verbraucherschützer Peter Burk vom Institut Bauen und Wohnen warnt, Kostenfallen entstünden fast immer durch "eine zu wenig sorgfältige Vorbereitung und eine zu unkritische Haltung gegenüber Bauangeboten, die man erhält". Ungenaue Verträge seien die häufigsten Kostentreiber.
Kostenfallen erkennen Sie nur, wenn Sie Bauangebote mit Hilfe von Fachleuten sehr gründlich durchgehen, und zwar immer gleichzeitig Pläne, Baubeschreibung und Vertrag.
Peter Burk, Verbraucherschützer
So könnten Bauherren Probleme rechtzeitig erkennen und umsteuern. Auch ein Architekt könne helfen, schreibt Burk, "aber den hat man nur, wenn man auf eigenem Grund baut - und auch das läuft nicht immer reibungslos. Ferner sind Architekten relativ teuer, was viele Bauherren doch wieder in Richtung Fertighaus denken lässt."
Bundesbauministerin Hubertz will die Kosten für den Bau neuer Wohngebäude halbieren. Dies soll durch die Nutzung vorgefertigter Bauteile, wie etwa Gebäudewände, erreicht werden.
15.06.2025 | 0:21 minDamit wären sie dann auch in diesem Fall wieder bei der selbst zu organisierenden gründlichen Vorprüfung aller Unterlagen vor Unterzeichnung.
Fertighaus als günstigere Alternative
Fertighäuser bestechen durch die vereinfachte Planung, niedrigeren Preis und hocheffiziente Bauweise. Indem der Fertighaushersteller vorgefertigte Bauteile verwendet, kann er die Bauzeit deutlich verkürzen.
Viele Verbraucher empfinden als Vorteil, dass man diese Häuser bei manchen Anbietern vorher sogar besichtigen kann und von vornherein Leistung und Kosten kennt.
Peter Burk, Verbraucherschützer
Die Bausparkasse Schwäbisch Hall (BSH) ergänzt: "Mit den meisten Fertighausherstellern lässt sich ein Festpreis vereinbaren, das schützt vor ungeplanten Kosten im Nachgang".
Die Baukosten in Deutschland steigen weiter und das deutlich schneller als die Inflation. Wie genau gehen die Preise in die Höhe? ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann berichtet.
10.10.2025 | 1:14 minWeitere Spartipps des Baufinanzierers BSH:
Jeder gestrichene Quadratmeter Wohnraum macht den Hausbau laut BSH im Schnitt 2.000 Euro günstiger. Ein guter Grundriss, der Flur- und Verkehrsflächen minimiert, könne optische Größe erzeugen und teure Wohnflächen einsparen. Eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus nutzen zudem knappen Wohnraum optimal und sparen Kosten bei Bau und Energieverbrauch.
Der Bau eines Kellers ist meist der größte Kostenfaktor beim Hausbau. Die BSH kalkuliert dafür mindestens 50.000 Euro ein. Wer auf Waschküche und Abstellräume im Untergeschoss verzichten kann und statt eines Kellers eine frostsichere Bodenplatte verbaut, spart laut einer Studie des Instituts für Berufsforschung etwa 24.000 Euro. Auch beim Stellplatz für das Auto lässt sich sparen. Laut BSH ist ein Carport mit 1.000 bis 9.000 Euro deutlich günstiger als eine Massivgarage, die bis zu 15.000 Euro kosten kann.
Die BSH empfiehlt, möglichst wenig Winkel einzuplanen. Schlichte, rechteckige Baukörper und der Verzicht auf teure Extras wie Erker oder Dachüberstände machen den Bau demnach billiger. Zudem sei ein Pultdach oder ein klassisches Satteldach einfacher konstruiert und benötige weniger Material. So lasse sich im Schnitt rund 15.000 Euro einsparen. Auch das moderne Flachdach ist der BSH zufolge eine der günstigsten Dachformen. Allerdings seien dafür die Kosten für Dämmung und Instandhaltung aufwendiger.
Wer selbst Hand anlegt, etwa beim Wände streichen oder Fliesen verlegen, kann mehrere zehntausend Euro sparen. Banken akzeptieren in der Regel bis zu 15 Prozent der Baufinanzierungssumme als Eigenleistung. Doch Eigenleistung birgt auch Risiken und ist nicht für alle Bauherren realistisch. Die BSH empfiehlt, Eigenleistung vertraglich mit dem Bauunternehmer festzuhalten. Mit viel Zeit und Geschick bietet sich auch ein Bausatzhaus an. Hier liefert der Anbieter lediglich die benötigten Materialien und Teile an die Baustelle. Der Bauherr oder die Bauherrin erstellen dann den Rohbau in Eigenleistung und verantworten den Innenausbau selbst. Wer selbst baut, verzichtet allerdings auf Gewährleistung des Bauunternehmers.
Um die finanziellen Lasten des Hausbaus zu verringern, ist die genaue Prüfung staatlicher Fördermöglichkeiten wichtig. Die Förderbank KfW bietet hierfür Kredite zu günstigen Konditionen für den Bau oder Kauf von Immobilien an. Besonders der energieeffiziente Neubau wird unter bestimmten Bedingungen zusätzlich gefördert. Das KfW-Wohneigentumsprogramm unterstützt den Kauf oder Bau eines selbstgenutzten Eigenheims mit bis zu 100.000 Euro pro Vorhaben. Aktuelle Informationen bietet die KfW-Website. Um die volle Unterstützung zu sichern, muss der Antrag über einen Finanzierungspartner unbedingt vor Beginn des Bauvorhabens erfolgen.
Politik erleichtert Bürokratie, doch Kostendruck bleibt
Die Kostenentwicklung beim Bau bleibt weiterhin angespannt. Ein Eigenheim entwickelt sich immer stärker zum Premiumprodukt. Um den brachliegenden Wohnungsbau anzukurbeln, hat der Bundestag den sogenannten "Bau-Turbo" beschlossen.
Dieses befristete Gesetz soll bis Ende 2030 die Genehmigungsverfahren der Kommunen beschleunigen und ermöglicht es Gemeinden, von Bebauungsplänen abzuweichen. So sollen Neubauten, Aufstockungen oder Nachverdichtungen schneller umgesetzt werden können.
Die neue Regierung möchte mehr Wohnungen schaffen und den Bau erleichtern. Der "Wohnungsbau-Turbo" könnte durch weniger Vorschriften und neue Standards den Bau beschleunigen.
10.04.2025 | 1:49 minEin wichtiger Schritt für die Branche, doch Baugewerbevertreter Pakleppa sieht weiterhin Hürden. Er warnt: "Ohne zinsgünstige Darlehen, weniger Bürokratie und eine ernsthafte Entlastung beim Bau wird der 'Bau-Turbo' nicht zünden."
Da zwei Drittel aller neuen Wohnungen durch private Bauherren entstünden, drohe ohne bessere Bedingungen der Stillstand.
Mehr zum Thema Bauen
Zwei Brücken bei Salzgitter:Bau-Stillstand durch Planungsfehler der Bahn
von Madeleine Berg und Valerie Albertmit VideoAufwärtstrend trotz Krise:Mehr Baugenehmigungen für Wohnungen
mit Video"Bagger rollen lassen" :2024 deutlich weniger neue Wohnungen
mit VideoBundesbauministerin bei "Lanz":Hubertz will keine Zielmarke für neue Wohnungen
von Felix Rappsilbermit Video