Ordnung halten in der Familie: Wie Aufräumen mit Kindern gelingt

Ordentliches Zuhause ohne Streit:Tipps fürs Aufräumen in der Familie

von Jenna Busanny
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Aufräumen sorgt in Familien häufig für Ärger und Frust. Zwei Expertinnen erklären, wie Ordnung ohne Streit gelingt - mit festen Routinen, klaren Regeln und kindgerechten Aufgaben.

Völliges Durcheinander auf dem Boden von Spielzeug und Kleidung in einem Kinderzimmer mit Hochbett und Regalen.
In Familien ist das Thema Aufräumen oft ein Streitpunkt.
Quelle: Imago / Zoonar

"In fast allen Familien ist Ordnung ein Thema - unabhängig von der sozialen Schicht", sagt Paulin Schöber, systemische Therapeutin aus Hamburg. Oft prallen verschiedene Bedürfnisse aufeinander: zwischen Eltern, aber auch zwischen Eltern und Kindern. "Da hilft es, sich zunächst auf Elternebene klar zu werden: Was bedeutet Ordnung für uns? Wie viel davon ist im Alltag realistisch?", so Schöber. Erst wenn Eltern sich einig sind, können sie ihre Vorstellungen klar an die Kinder weitergeben.

Mitmachen von Anfang an, aber altersgerecht

"Was wir unter Ordnung verstehen, lernen wir meist früh - etwa durch Routinen, Vorbilder und Regeln im Elternhaus. Diese frühen Erfahrungen geben uns Struktur und Sicherheit. Psychologisch gesehen kann Ordnung so zur Basis für weitere Werte wie Verlässlichkeit, Respekt oder Verantwortung werden", erklärt die Psychologin und systemische Familientherapeutin Marina Menges aus Leipzig.
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Kinder können ab etwa zwei bis drei Jahre beginnen, beim Aufräumen mitzuhelfen. Zum Beispiel durch das Zurücklegen von Spielsachen an ihren Platz. In diesem Alter geht es weniger um Ordnung halten, sondern mehr darum, spielerisch Rituale und Verantwortung kennenzulernen - am besten gemeinsam mit den Eltern. Ab einem Entwicklungsstand von vier Jahren verstehen Kinder zunehmend, warum Aufräumen sinnvoll ist und können kleinere Aufgaben selbstständig übernehmen.

Alltagstaugliche Strukturen schaffen

Am einfachsten geht es von der Hand, wenn Ordnung zur Routine wird. Die Psychologin rät zu festen Zeitfenstern, idealerweise vor der Medienzeit. So entsteht eine klare Routine und das Aufräumen wird nicht als Unterbrechung, sondern als Teil des Tagesablaufs erlebt. Musik und Hörbücher können das Ganze spielerisch begleiten und helfen die Tätigkeit positiv zu besetzen.

Tägliches Aufräumen kann so selbstverständlich sein wie Zähneputzen.

Marina Menges, Psychologin

Wichtig ist auch, dass jedes Spielzeug seinen festen Platz hat - am besten in Kisten, Körben oder einfachen Verstau-Systemen. Das gibt Orientierung und macht es Kindern leichter, selbst Ordnung zu halten.

Weigert sich das Kind, vor der Medienzeit aufzuräumen, sollte diese dann auch ausfallen, sagt Psychologin Marina Menges. Wichtig dabei: Es geht nicht um Strafe, sondern um eine nachvollziehbare Konsequenz. Eltern sollten dabei eine Alternative anbieten, etwa gemeinsam ein Buch anschauen oder etwas anderes Ruhiges tun. So bleibt der Rahmen klar, ohne Druck oder Drohungen aufzubauen.

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Jugendliche beim Aufräumen beteiligen

Mit zunehmendem Alter verändert sich die Dynamik. "Jugendliche befinden sich in einer Abgrenzungsphase. Da ist Widerstand normal", so die systemische Therapeutin Paulin Schöber. Wichtig sei, nicht in autoritäre Muster zu verfallen, sondern gemeinsam verbindliche Standards zu definieren. Familienkonferenzen seien dabei ein Mittel, um Aufgaben zu verteilen und Kompromisse zu finden. Der Rahmen: Es wird aufgeräumt. Die Entscheidungsfreiheit: Willst du das lieber jeden Abend zehn Minuten machen oder am Samstag in Ruhe?
Können Jugendliche mitentscheiden, steige auch die Bereitschaft zur Mitarbeit, so die Familientherapeutin. Für Eltern sei es wichtig, bei Vereinbarungen konsequent zu bleiben - ohne mit Strafen zu drohen. Konsequenzen sollten nachvollziehbar sein, etwa: Bleibt das Zimmer unaufgeräumt, fällt der Besuch von Freunden aus, weil kein Platz ist.
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Mit Lob Erfolge sichtbar machen

"Ordnung muss nicht perfekt sein, sie muss funktionieren", betont Paulin Schöber. Anerkennung ist dabei ein zentraler Motivator. Kinder reagieren besser auf Lob als auf Kritik. Erfolge können bei jüngeren Kindern zum Beispiel mit Stickern sichtbar werden, so die Expertin. "Bei sieben Stickern geht man vielleicht gemeinsam eine Kugel Eis essen". Jugendlichen kann man bei Erfolgen etwa mit Veränderungen im Zimmer unterstützen wie neue Möbelstücke oder Bilder. Wichtig sei, dass es sich nicht um ein reines Belohnungssystem handelt, sondern um gemeinsame Ziele, die wertschätzend begleitet werden.

Wer merkt, dass das Thema Ordnung tiefere Probleme berührt, kann sich Hilfe holen. Viele Eltern würden nicht wissen, dass das Jugendamt und zahlreiche freie Träger unbürokratisch Unterstützung anbieten, sagt die systemische Therapeutin Paulin Schöber. Etwa die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH). Hier kommen Sozialpädagogen in die Familie und unterstützen, Strukturen zu schaffen. Es könne helfen, wenn jemand Externes dazukommt, der sowohl die Sichtweise des Kindes als auch die der Eltern im Blick hat, erklärt Paulin Schöber.

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Quelle: dpa

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