Verdopplung in zehn Jahren:Über 50.000 Rechtsextremisten in Deutschland
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Brandanschläge, Körperverletzungen, Angriffe auf Lesben und Schwule: Rechtsextremisten verüben mehr Gewalt in Deutschland, ihre Zahl steigt. Auch von Linksextremen geht Gefahr aus.
In Deutschland gibt es zum ersten Mal mehr als 50.000 Rechtsextremisten. Im Verfassungsschutzbericht 2024 heißt es: "Das rechtsextremistische Personenpotenzial umfasste Ende 2024 nach Abzug von Mehrfachzuordnungen 50.250 Personen."
Zum Vergleich: 2023 hatte die Zahl 40.600 Personen betragen, vor zehn Jahren lag sie noch um die Hälfte niedriger. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagt:
Das ist eine erschreckende Zahl.
Alexander Dobrindt, CSU
15.300 gewaltorientierte Rechtsextremisten
Angestiegen ist auch die Zahl der Rechtsextremisten, die als gewaltorientiert eingestuft werden: Von 14.500 im Jahr 2023 auf nunmehr 15.300 Personen. "Das ist ein dramatischer Befund", so Dobrindt.
Eine besondere Herausforderung für die Sicherheitsbehörden sind hier Täter, die sich selbst radikalisieren und ohne erkennbare Anbindung an bereits bekannte rechtsextremistische Strukturen agieren.
Alexander Dobrindt, CSU
Straftaten mit extremistischem Hintergrund
ZDFheute Infografik
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Angriffe auf Lesben und Schwule
Gestiegen ist auch die Zahl rechtsextremistischer Straftaten und Gewalttaten auf nunmehr 37.835, ein Plus von rund 47 Prozent. Dabei handelte es sich vor allem um sogenannte Propagandadelikte, also zum Beispiel das Verwenden von Kennzeichen terroristischer Organisationen. Die Behörden registrierten aber auch Körperverletzungen und Brandstiftungen.
Die rechtsextremistische Szene greift zunehmend Personen der sogenannten LSBTIQ-Community an, also unter anderem Lesben und Schwule. Seit Juni 2024 sei es demnach vermehrt zu Störungen und Angriffe auf Veranstaltungen in Zusammenhang mit dem Christopher Street Day (CSD) gekommen, unter anderem in Bautzen, Leipzig und Zwickau.
Linksextremismus: Nahezu täglich Straftaten
Angestiegen ist auch das "linksextremistische Personenpotenzial", wie es im Verfassungsschutzbericht heißt. Die Behörden zählen 38.000 Personen, ein Plus von 2,7 Prozent. Als gewaltorientiert werden 11.200 Personen eingeschätzt, etwa so viele wie im Vorjahr.
Die vom Linksextremismus ausgehenden Gefahren für die freiheitliche demokratische Grundordnung sind weiterhin hoch.
Verfassungsschutzbericht
Linksextremisten verüben in Deutschland nahezu täglich Straftaten und Gewalttaten, heißt es im Bericht. "Besonders im antifaschistischen Kampf, aber auch im Vorgehen gegen die Polizei weist linksextremistische Gewalt eine hohe Brutalität auf, verbunden mit einer äußerst gezielten und professionellen Umsetzung. Diverse Taten zeigen, dass Linksextremisten auch potenziell tödliche Verletzungen in Kauf nehmen.
Verstärkter Antisemitismus nach dem 7. Oktober
Das Islamismuspotenzial belaufe sich auf 28.280 Personen, 2023 hatte die Zahl noch 27.200 betragen. Außerdem führe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einer neuen Bedrohung im Bereich von Cyberaktivitäten, etwa durch Sabotage.
Auch die anhaltende Eskalation im Nahen Osten nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel wirke sich "fortlaufend auf die Sicherheitslage in Deutschland aus".
Der Verfassungsschutzbericht spricht von einer insgesamt erhöhten abstrakten Gefährdungslage sowie von einem intensiven propalästinensischem Versammlungsgeschehen in Deutschland, verstärkt durch die Sozialen Medien. Unterschiedliche extremistische Akteure in Deutschland riefen zu Hass und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden oder den Staat Israel auf oder verneinten dessen Existenzrecht.