Nach Ausladung von Shani in Gent:Philharmoniker geben Ersatzkonzert in Berlin
Nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker und Dirigent Shani in Belgien sollen die Musiker nun in Berlin spielen. Für Montagabend ist ein Konzert in der Hauptstadt geplant.
Nach der Absage eines Konzertes der Münchner Philharmoniker mit ihrem künftigen israelischen Dirigenten Lahav Shani im belgischen Gent zeigen sich deutsche Politiker entsetzt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer spricht von einer „Schande für Europa“.
12.09.2025 | 2:17 minDie Münchner Philharmoniker und Dirigent Lahav Shani spielen am Montag ein Konzert in Berlin. Die Musiker geben nach ZDFheute-Informationen ein kurzfristig anberaumtes Gastspiel im Konzerthaus.
Der Intendant der Berliner Festspiele Matthias Pees und der künstlerische Leiter des Musikfest Berlin Winrich Hopp erklärten, sie hießen Shani und die Münchner herzlich willkommen. In einer Erklärung heißt es:
Sie möchten damit auch ein Zeichen setzen für die verbindende Kraft der Kunst, die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaften in Europa und gegen Antisemitismus, Diskriminierung und den Boykott in Kunst und Wissenschaft.
Erklärung des Musikfests Berlin
Empörung nach der Absage eines Konzertes der Münchner Philharmoniker in Gent. Wir sprechen mit Deniz Yücel vom PEN-Berlin.
11.09.2025 | 10:09 minMusiker wurden in Belgien ausgeladen
Auf dem Konzertprogramm stehen das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Lisa Batiashvili als Solistin sowie aus Richard Wagners "Tristan und Isolde" das Vorspiel und "Isoldens Liebestod".
Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass das Flanders Festival in Gent ein für den 18. September geplantes Konzert der Münchner Philharmoniker vom Spielplan genommen hatte. Laut dem Orchester wurde der Schritt damit begründet, dass der in Tel Aviv geborene Lahav Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist.
Die Münchner Philharmoniker sind von einem Festival ausgeladen worden. Der Grund: der israelische Chef-Dirigent. Aus Deutschland gibt es massive Kritik.
12.09.2025 | 2:08 minWeimer beklagt Antisemitismus
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer kritisiert die Ausladung scharf. "Wir haben in Europa seit einigen Monaten einen wachsenden Antisemitismus, insbesondere gegen jüdische Künstlerinnen und Künstler. Die dürfen immer weniger auftreten und werden schweigend von den Bühnen verbannt", so Weimer im ZDF. Hier breche sich Antisemitismus Bahn.
Wenn man Jüdinnen und Juden den Auftritt verbietet, dann ist das ein Kniefall vor Antisemitismus, ein Kniefall vor der Straße und dagegen wenden wir uns.
Wolfram Weimer, parteilos
Weimer sagt, es werde Zeit, dass die Zivilgesellschaft aufstehe und sich wehre. "Das ist auch gewissermassen eine Demonstration gegen den Antisemitismus."
Die Ausladung der Münchner Philharmoniker mit ihrem künftigen israelischen Chefdirigenten von einem belgischen Festival hat Kritik ausgelöst. „Dahinter steckt ein demaskierter Antisemitismus“, so Kulturstaatsminister Wolfram Weimar.
12.09.2025 | 4:10 minBelgiens Premier kritisiert Ausladung scharf
Der belgische Ministerpräsident Bart De Wever sagt, die Entscheidung des Festivals habe zu Recht große Bestürzung ausgelöst und sei zu Recht als antisemitisch bezeichnet worden. Die Entscheidung des Festivals habe den Ruf Belgiens schweren Schaden zugefügt.
Jemandem allein aufgrund seiner Herkunft ein Berufsverbot aufzuerlegen, ist sowohl leichtsinnig als auch unverantwortlich.
Bart De Wever auf X
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) nennt die Ausladung einen "sehr, sehr, sehr verstörenden Vorfall". Er habe sich vorgenommen, das Thema demnächst mit dem belgischen Innenminister anzusprechen. Dobrindt sagte Welt TV:
Es ist etwas, was man als Vorfall zwischen Ländern besprechen muss
Alexander Dobrindt, CSU
Aus dem Archiv: Es gibt Forderungen, dass Israel nicht mehr beim Eurovision Song Contest teilnehmen darf.
22.05.2025 | 2:13 minKritik an Israels Teilnahme am ESC
Die Münchner Philharmoniker gehören zu den führenden Orchestern Europas. Im September 2026 übernimmt Lahav Shani, geboren 1989 in Tel Aviv und einer der profiliertesten Dirigenten seiner Generation, die Position des Chefdirigenten. Das abgesagte Konzert in Gent sollte ein Höhepunkt ihrer Europatournee werden.
Parallel drohen inzwischen immer mehr europäische TV-Sender, sich vom Eurovision Song Contest in Wien zurückzuziehen, sollte Israel daran teilnehmen dürfen. Nach Spanien, Slowenien, Island und Irland drohen nun auch die Niederlande mit einem Boykott des ESC im Mai 2026.
Erst kürzlich hatte Kulturstaatsminister Weimer gemeinsam mit dem israelischen Botschafter Prosor eine wachsende Ausgrenzung jüdischer Künstlerinnen und Künstler kritisiert. Beide beklagten eine Zunahme von Anfeindungen, Ausladungen und Boykottaufrufen gegen jüdische Künstler und Künstlerinnen.
"Wer Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer jüdischen Identität von den Bühnen ausschließt, untergräbt die Integrität unserer Republik. Es handelt sich um eine besonders perfide Form des gegenwärtigen Antisemitismus", so Weimer im August.
Prosor sagte, wer Israel nicht offen dämonisiere, werde Opfer des stillen Boykotts und erhalte immer weniger Einladungen. Wer israelischen Künstlern die Bühne nehme, greife die Freiheit der Kunst insgesamt an.
"Purer Antisemitismus":Prosor kritisiert Ausladung Shanis
- Exklusiv
Israelischer Botschafter im ZDF:Prosor bringt deutschen ESC-Rückzug ins Spiel
von Dominik Rzepka Eurovision Song Contest:Wien richtet ESC 2026 aus
von Dominik Rzepka