Israel beim ESC: Spanien fordert Ausschluss, Prosor kontert
Exklusiv
Israelischer Botschafter im ZDF:Prosor bringt ESC-Rückzug Deutschlands ins Spiel
von Dominik Rzepka
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Soll Israel vom ESC ausgeschlossen werden? Das zumindest fordert Spaniens Ministerpräsident. Israels Botschafter kontert - und bringt sogar einen Rückzug Deutschlands ins Gespräch.
Auf den Beginn des Angriffskriegs folgten der Ausschluss Russlands und solidarische Punkte für die Ukraine. Nun fordern einige, dass Israel nicht mehr am Wettbewerb teilnehmen darf.22.05.2025 | 2:13 min
Der Eurovision Song Contest wird zunehmend zum Politikum. Schon vor dem Finale am Samstag in Basel gab es Forderungen, Israel wegen des Vorgehens in Gaza vom Wettbewerb auszuschließen. Nun hat sich auch der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez dafür ausgesprochen.
Er argumentiert, Russland dürfe wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht mehr beim ESC teilnehmen. Das müsse auch für Israel gelten, dessen Politik in den besetzten Palästinenser-Gebieten er schon länger kritisiert. Sánchez sagt:
Wir können keine doppelten Standards zulassen, nicht einmal in der Kultur.
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Pedro Sánchez, Ministerpräsident Spanien
Österreich gewinnt den ESC mit seinem Song "Wasted Love". Israel landet mit Sängerin Yuval Raphael auf dem zweiten Platz.18.05.2025 | 1:27 min
Prosor zu Sanchez: "Eine Schande"
Scharfe Kritik an dieser Forderung kommt vom israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor. Er sagt ZDFheute:
Dass ein spanischer Premierminister das so anspricht, ist wirklich eine Schande. Er soll sich schämen.
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Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland
Prosor bringt für den Fall, dass sich Sánchez mit seiner Forderung durchsetzt, sogar einen Rückzug Deutschlands beim ESC ins Gespräch. Auf die Frage, ob Deutschland niemanden mehr zum ESC schicken sollte, wenn Israel ausgeschlossen würde, sagt Prosor:
Auf jeden Fall. Klare Kante.
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Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland
Spaniens Premier Sánchez fordert den Ausschluss Israels vom ESC. Israels Botschafter nennt das "eine Schande" und fordert: Käme es so, müsse sich Deutschland vom ESC zurückziehen.21.05.2025 | 0:41 min
Israel Zweiter, dank Publikum
Für Israel war in diesem Jahr Sängerin Yuval Raphael angetreten, eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023. Mit ihrer Ballade "New day will rise" hatte sie das Publikmsvoting klar gewonnen.
Insgesamt hatte Israel aber nur den zweiten Platz hinter Opernsänger JJ aus Österreich belegt. Denn die professionellen Jurys, die 50 Prozent aller Punkte vergeben, hatten Israel nur auf Platz 15 gesetzt.
"Die Schiedsrichter haben Politik gemacht", kritisiert Prosor die Bewertung der Jurys. Die Bevölkerung habe hingegen von Herzen gewählt.
Beim Eurovision Song Contest in Basel gab es wegen des Gaza-Kriegs immer wieder Proteste gegen die Teilnahme Israels. Lothar Zimmermann im Gespräch.16.05.2025 | 10:26 min
Warum bekam Israel so viele Punkte?
Es ist nichts Besonderes, dass die Wertungen der Zuschauer und die der professionellen Jurys unterschiedlich ausfallen. Auch in den beiden Jahren zuvor konnten sich die Publikumssieger Baby Lasagna aus Kroatien und Käärijä aus Finnland am Ende nicht durchsetzen.
Beide Songs bekamen nicht ausreichend Punkte von den Jurys. Ungewöhnlich ist eher, dass Israel in diesem Jahr auffällig viele Punkte von den Zuschauern erhalten hat, sagt zum Beispiel der belgische Sender VRT.
Er sieht "offene Fragen" beim Zuschauervoting und stellt sogar seine künftige Teilnahme infrage. In den sozialen Medien gab es viele Aufrufe, für Israel abzustimmen. Israel soll außerdem für Werbung bezahlt haben, was laut EBU aber nicht verboten ist.
Deutschland trat mit Abor und Tynna und dem Song "Baller" an. Wer sind die beiden?24.03.2025 | 2:08 min
Anderes Votingsystem gefordert
Der ESC-Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU), verweist darauf, dass jedes Ergebnis aus jedem Land von einem großen Team gecheckt und überprüft worden sei. Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gibt es bisher nicht.
Wohl aber gibt es Kritik an einem Votingsystem, in dem nun bereits das dritte Jahr in Folge der Juryfavorit gewinnt, nicht aber der Favorit der Zuschauer. ESC-Experte Irving Wolther sagt, das Publikumsvoting sei ein demokratisches Abstimmungsverfahren.
Warum sollte man den Zuschauern jemanden vor die Nase setzen, der darüber urteilt, was sie gut oder schlecht zu finden haben?
Israel schickt Yuval Raphael zum ESC. Sie war am 7. Oktober 2023 auf dem Nova-Festival und überlebte das Hamas-Massaker.
von Dominik Rzepka
Weimer verteidigt ESC-Votingsystem
Der deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer spricht sich derweil für das bestehende Votingsystem aus.
Es ist eine interessante Kombination, wenn das breite Publikum anders entscheidet als die Profijurys. Ich finde diese Mischung aber eigentlich ganz gut.
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Wolfram Weimer
Die Forderung des spanischen Ministerpräsidenten nach einem Ausschluss Israels vom ESC lehnt er ab. "Ich halte davon gar nichts", sagt er ZDFheute. Auch einen Rückzug Deutschlands lehnt er ab, falls Israel ausgeschlossen werden sollte:
Wir werden auf die europäischen Partner einwirken, dass der ESC ein offenes Fest der Kunsfreiheit bleibt.
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Wolfram Weimer
Beim ESC vereinten sich Sängerinnen und Sänger aller Länder friedlich zu einem Fest. Zu Boykotten dürfe es nicht kommen, sagt Weimer. "Ich halte das für einen Irrweg".
Israel hat das ESC-Publikumsvoting gewonnen, wurde bei den Jurys nur 15. Kulturstaatsminister Weimer verteidigt das Votingsystem - so erklärt er sich den Erfolg Israels beim Publikum.21.05.2025 | 0:38 min