EU leitet Ermittlungen ein:Google und die KI: Darum geht's
von J. Henrich, J. Lieber, D. Rzepka
Die EU-Kommission leitet eine Untersuchung gegen Google ein. SPD und AlgorithmWatch begrüßen den Schritt, Google selbst warnt vor Konsequenzen. Um was es in dem Streit geht.
Die EU verdächtigt Google, seine KI rechtswidrig mit Online-Inhalten Dritter versorgt zu haben. Die EU-Kommission leitet daher eine Untersuchung wegen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht ein.
09.12.2025 | 0:46 minWer Google fragt, was der Hit des Jahres war, bekommt als Antwort zuerst einen kurzen Text angezeigt, generiert von Künstlicher Intelligenz:
Der Hit des Jahres 2025 in Deutschland ist "Wackelkontakt" von Oimara, ein unerwarteter Party-Ohrwurm, der über 180 Millionen Mal gestreamt wurde.
KI-Antwort von Google
Google verwendet für diese Auskunft Artikel, etwa von Zeitungen oder Nachrichtenportalen. "Es gibt sehr viel Streit darüber, ob Google das darf", sagt Matthias Spielkamp, Geschäftsführer der Organisation AlgorithmWatch.
Verlage und Urheber hätten im Moment nämlich keine Alternative. Spielkamp sagt ZDFheute:
Wenn man sagt, man will nicht von Google durchsucht werden, dann wird man bei Google nicht gefunden und dann ist man tot sozusagen. Dann existiert man nicht.
Matthias Spielkamp, AlgorithmWatch
Die KI hat übrigens Recht: Während Taylor Swift die Album-Charts 2025 dominiert, schafft Oimara mit "Wackelkontakt" den meistgestreamten Song.
08.12.2025 | 0:51 minAlgorithmWatch begrüßt die Ermittlungen
Die Europäische Kommission hat Ermittlungen eingeleitet und wirft Google vor, für KI-Inhalte die Daten von Dritten zu nutzen, ohne den Inhabern der Websites "eine angemessene Vergütung zu zahlen und ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, eine solche Nutzung ihrer Inhalte abzulehnen".
Matthias Spielkamp von AlgorithmWatch begrüßt das. "Ich finde das super, dass das jetzt passiert." Beschwerden gegen Google nach dem Wettbewerbsrecht gebe es schon länger. Die EU habe bereits ein wenig Zeit gehabt, die Beschwerden zu prüfen.
Dass sie sich entschieden haben, die Untersuchungen zu beginnen, ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Entscheidung, ein sehr gutes Zeichen.
Matthias Spielkamp, AlgorithmWatch
Was regelt das EU-Recht?
Normalerweise gilt im Urheberrecht der Grundsatz, dass geschützte Inhalte, wie Texte, Videos oder Fotos nicht ohne Erlaubnis der Urheber genutzt werden dürfen. Wenn KI-Modelle urheberrechtlich geschützte Inhalte allerdings für ihr Training verwenden, greift eine EU-weite Ausnahmeregelung. Denn seit 2021 sieht das Urheberrecht eine ausdrückliche Erlaubnis für sogenanntes "Text und Data Mining" vor. Betreiber von KI-Modellen müssen seitdem für die automatisierte Analyse und Auswertung von öffentlich zugänglichen Daten weder um Erlaubnis fragen, noch Vergütung an Urheber zahlen. Urheber können bei der Veröffentlichung ihrer Inhalte allerdings einen Widerspruch hinterlegen.
Der Digital Markets Act (DMA) ist eine EU-Verordnung, die für faire Wettbewerbsbedingungen und mehr Transparenz auf digitalen Märkten sorgen soll. Sie verpflichtet sogenannte Gatekeeper, also Anbieter zentraler Internetplattformen dazu, für faire Rahmenbedingungen zu sorgen. Der DMA verbietet eine Reihe von Geschäftspraktiken bei denen Plattformanbieter ihre Marktmacht für ihre Zwecke ausnutzen könnten. Daneben sieht das EU-Recht noch weitere Regeln gegen unlautere Geschäftspraktiken und Missbrauch von Marktmacht vor.
Der Ton in den Sozialen Medien ist rauer geworden. Mittlerweile dominieren die fünf großen US-Techkonzerne die Sozialen Medien. Welchen Einfluss haben sie auf unsere Demokratie?
25.09.2025 | 41:14 minSPD spricht von "notwendigem Schritt"
Ähnlich äußert sich auch der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Rabanus. Er bezeichnet die Ermittlungen als "notwendigen Schritt", um "Kreativität, geistiges Eigentum und journalistische Arbeit" zu schützen. Rabanus sagt ZDFheute:
Bei jedem anderen Rohstoff würden wir penibel darauf achten, wer ihn nutzt, wie er vergütet wird und ob jemand ungefragt abschöpft. Genau das muss auch hier gelten.
Martin Rabanus, SPD
ZDFheute Infografik
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Die Medienlandschaft und die Urheberinnen und Urheber seien kein "Selbstbedienungsladen", so Rabanus.
Auch Medienstaatsminister Wolfram Weimer hatte sich zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse im Oktober kritisch gegenüber den Betreibern von Künstlicher Intelligenz geäußert. Ihnen warf er "geistigen Vampirismus" und "digitalen Kolonialismus" vor.
Google will in Rechenzentren in Deutschland investieren. Welche Bedeutung das für die deutsche Wirtschaft hat, erklärt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.
11.11.2025 | 1:25 minGoogle sieht Risiko für Innovationen
Google selbst zeigt wenig Verständnis für die Untersuchung. KI-Technologie käme bei der Google-Suche schon lange zum Einsatz. Die KI-Zusammenfassungen, die nun prominent oben auf der Seite auftauchen, seien eines der Beispiele dafür.
Die Europäerinnen und Europäer hätten ein Recht darauf, von der neuesten Technologie zu profitieren, sagt eine Google-Sprecher ZDFheute.
Diese Beschwerde riskiert, Innovationen in einem Markt zu ersticken, der wettbewerbsintensiver denn je ist.
Sprecher Google
Google verweist unter anderem darauf, dass Verleger die Option hätten, den Zugriff auf Inhalte ihrer Seite für KI-Modelle auszuschließen. Außerdem arbeite der Konzern eng mit Kreativschaffenden zusammen. In den vergangenen vier Jahren habe man weltweit 100 Milliarden US-Dollar im Rahmen des YouTube-Partnerprogramms an Künstler und Medienunternehmen ausgezahlt.
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