Neue Studie der Universität Mannheim:Warum Mitgefühl glücklich macht
von Petra Otto
Wer anderen hilft, wer empathisch reagiert, fühlt sich selbst wohler und sieht mehr Sinn im Leben. Das belegt eine neue Studie von Psychologinnen der Uni Mannheim.
Die Universität Mannheim hat herausgefunden, dass Mitgefühl das Glücks- und Zufriedenheitsempfinden steigert. Menschen, die anderen helfen, erleben mehr Freude und Sinn in ihrem Leben.
23.12.2025 | 2:00 minBernd Fischer ist Koch von Beruf und seit einiger Zeit in Rente. Jetzt kocht er ehrenamtlich für Menschen, die in einer schwierigen Lebenssituation sind, wenig Geld haben, sich über eine warme Mahlzeit freuen. Und das macht ihn glücklich, es bereichert sein Leben. "Nach so einem Tag nach Hause zu kommen und zu berichten, was man erlebt hat, da geht einem schon während des Tages das Herz auf, das kann man weitergeben, dieses Gefühl. Und das hält dann auch erstaunlich lange an."
Kein Zufall, meint die Doktorandin Majlinda Zhuniq vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie der Uni Mannheim. Sie hat 2.000 Studien zum Thema Empathie durchforstet, 40 davon akribisch unter die Lupe genommen, Datensätze von 16.000 Menschen analysiert.
Freiwillig arbeiten im Sinne des Gemeinwohls: Tim, Katrin und Matthias zeigen, wie vielfältig Ehrenamt sein kann - und welche Bedeutung ihr Einsatz für die Gesellschaft hat.
02.12.2025 | 28:36 minIm Notfall stehen Menschen zusammen
Majlinda Zhuniq war überrascht über einige Ergebnisse ihrer Forschung. "Denn einige Studien legten nahe, dass Mitgefühl eher mit Frauen assoziiert wird, in Ländern mit einer stärker kollektivistischen Kultur eine größere Rolle spielt oder beispielsweise mit dem Alter zusammenhängt - ältere Menschen neigen demnach eher zu Mitgefühl. Wir stellten jedoch fest, dass es keine solchen Zusammenhänge gibt."
Wir alle erleben und profitieren gleichermaßen von Mitgefühl, unabhängig vom Land.
Majlinda Zhuniq, Universität Mannheim
Auch Geschlecht, Religion oder politische Ansichten spielten keine Rolle.
Menschen in Ausnahmesituationen brauchen dringend Hilfe. Lernprogramme, die mit KI arbeiten, sollen etwa Pädagogen, Ärzten oder Polizisten helfen, bei der Krisenintervention empathisch zu kommunizieren.
14.10.2024 | 2:36 minIm Notfall, wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, stehen die Menschen zusammen. "Wenn es zu Überflutungen kommt," sagt Prof. Corina Aguilar-Raab, die den Mannheimer Lehrstuhl leitet, "dann wird ja oft hervorgehoben, dass die Menschen dann plündern. Was sich aber viel häufiger zeigt, ist, dass Menschen eigentlich aktiv werden, um anderen zu helfen. Sie suchen nach Verschütteten, sie schauen, was sie tun können."
Mitgefühl lässt sich lernen
Man könne davon ausgehen, dass es eine angeborene Komponente gibt, die auf Verbindung und Fürsorge gepolt ist. Und das kann man natürlich auch ganz unromantisch sehen: Das Überleben der Menschheit sei vor allem dann gesichert, wenn Menschen sich kooperativ verhalten.
Tatsächlich belegen Studien auch, dass man Mitgefühl üben kann. Durch Meditationen oder Rollenspiele, die das Augenmerk auf Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen lenken, nicht auf Unterschiede. Fast alle profitieren von solchen Trainings, und die Psychologinnen schlagen vor, auch in Schulen Mitgefühltraining anzubieten, um das soziale Miteinander zu verbessern.
Die Forschung zeigt: Komplimente machen uns glücklicher und zufriedener. Nicht nur das Erhalten eines Kompliments löst positive Gefühle aus, auch Komplimente machen lohnt sich.
01.03.2024 | 3:38 minMitgefühl ist nicht gleich Mitleid
Das erfahren die Teilnehmenden und die Ehrenamtlichen, die bei der Stuttgarter Straßenuniversität mitmachen. Da gibt es Kunstführungen oder Theaterbesuche, Koch- oder Yogakurse für die, die wenig Geld und kaum Zugang zu Bildungsangeboten haben. Da stehen sich Menschen aus unterschiedlichen Lebensverhältnissen auf Augenhöhe gegenüber. Und das macht beide Seiten glücklich.
Musik ist die universelle Sprache der Gefühle - eine ständige Verbündete mit direkter Wirkung auf Herz und Hirn. "Terra X" entdeckt die emotionale Wechselwirkung von Musik und Lebensgefühl.
30.04.2025 | 43:33 minEdwin, der Grundsicherung bekommt, strahlt. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich da auch teilhaben kann." Und genau das beflügelt Gisela Gölz, die seit Jahren als Ehrenamtliche bei der Straßen-Uni mitmacht:
Es ist nicht das Mitgefühl mit dem Leid der anderen, sondern Mitgefühl mit der Freude der anderen.
Gisela Gölz
"Wenn wir zusammen Yoga machen. Da kann ich mich mit denen freuen, dass sie hier in ihrem Leben einfach Momente haben, in denen sie auch glücklich sein können", sagt sie.
Mitleid verharre anders als Mitgefühl in der Ohnmacht, in der Resignation, man könne eh nichts verändern. So beschreiben die Psychologinnen den Unterschied. Es sei das Mitmachen, was zähle, die Motivation, etwas zu tun, aktiv zu werden, das sei Mitgefühl und das mache glücklich.
Petra Otto berichtet aus dem ZDF-Landesstudio in Baden-Württemberg.
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