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80 Jahre Weltkriegsende:Trotz Kritik: Russlands Botschafter bei Gedenken
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Der russische Botschafter hat mit seinem Besuch in Torgau zum Elbe Day für Empörung gesorgt. Sachsens Ministerpräsident kritisierte ihn mit Blick auf den Ukraine-Krieg scharf.
Bei einem Weltkriegsgedenken in Torgau an der Elbe hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer den russischen Botschafter mit deutlichen Worten zu Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine konfrontiert. Es liege an Russland, diesen Krieg zu beenden, sagte der CDU-Politiker an den Diplomaten Sergej Netschajew gerichtet.
Dieser war trotz Streits über seine Teilnahme zu der Gedenkfeier gekommen, die an das Aufeinandertreffen amerikanischer und sowjetischer Truppen am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert.
Bei seinem Besuch in Torgau trug der russische Botschafter Sergej Netschajew am Revers das sogenannte Sankt-Georgs-Band, das traditionell als Zeichen der Erinnerung an den deutsch-sowjetischen Krieg gilt, seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aber als Symbol russischer Propaganda in der Kritik steht.
Quelle: dpa
Buhrufe für Ministerpräsident Kretschmer
Kretschmer mahnte, dass "Nie wieder Krieg" die Botschaft von Torgau sei. Mit Blick auf den russischen Botschafter sagte er:
Es war Russland, das einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen
Nicht erst mit dem Großangriff auf die ganze Ukraine, sondern schon 2014, als die Schwarzmeer-Halbinsel Krim besetzt wurde. Der CDU-Politiker mahnte:
Es liegt an Russland, nur an Russland, diesen Krieg zu beenden.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen
Dafür erhielt Kretschmer einige Buhrufe von den rund 200 Zuhörern. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs hatte Netschajews angekündigte Teilnahme vorab für Kontroversen gesorgt - wie auch schon sein Besuch eines Gedenkens auf den Seelower Höhen in Brandenburg vergangene Woche.
Russischer Botschafter ohne Rederecht
Ein Rederecht hatte Netschajew auf der Veranstaltung in Torgau nicht. "Heute müssen wir erinnern an die gefallenen Soldaten", sagte der Diplomat umringt von Journalisten und Bürgern auf Deutsch. Auf die Frage, was er dazu sage, dass er nicht willkommen sei, antwortete er: "Ich spüre das nicht. Ich fühle mich wohl." Dazu, dass er kein Rederecht bekam, sagte er:
Wir haben die Möglichkeit, unsere Position zur Kenntnis zu bringen.
Sergej Netschajew, russischer Botschafter
Am 25. April 1945 waren sich an der Elbe sowjetische und amerikanische Soldaten begegnet, die damals als Verbündete gegen Nazi-Deutschland kämpften. Jedes Jahr wird mit dem sogenannten Elbe Day daran erinnert.
Streit über Teilnahme an Gedenkveranstaltungen
Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hatte noch kurz vorher gefordert, die angekündigte Teilnahme des Russen zu unterbinden. Die Stadt Torgau hatte klargemacht, dass sie den Botschafter nicht explizit eingeladen, seine Teilnahme an dem öffentlichen Gedenken aber auch nicht verhindert habe.
Das Auswärtige Amt hatte Ländern, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes empfohlen, keine russischen Gäste zu Gedenkveranstaltungen zuzulassen. Begründet wurde das mit der Befürchtung, dass Russland diese Veranstaltungen "instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen" könnte.
Die Kontroverse hatte vergangene Woche mit der Teilnahme Netschajews an der Gedenkveranstaltung auf den Seelower Höhen nahe Berlin begonnen. Dort hatte vor 80 Jahren die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden stattgefunden.
Russische "Nachtwölfe" und bei Gedenkveranstaltung
Unmittelbar vor Beginn des offiziellen Gedenkens kamen zudem Rocker des russisch-nationalistischen Motorradclubs "Nachtwölfe" zum Denkmal. Sie legten Kränze und rote Nelken nieder. Vor den Motorrädern ritt eine Frau mit einer Russland-Fahne auf einem Pferd.
Mitglieder der russischen "Nachtwölfe" nehmen am 80. Jahrestag des Elbe Day am Mahnmal der Begegnung in Torgau teil.
Quelle: dpa
Der ukrainische Botschafter und auch der US-Generalkonsul blieben der Veranstaltung in Torgau fern.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa
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