"Lumumba"-Verbot auf dem Weihnachtsmarkt: Debatte in Kassel

Umstrittener Getränkename:Kassel: Diskussion um "Lumumba"-Verbot auf Weihnachtsmarkt

von Inken Klinge

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Das Stadtmarketing hat entschieden, dass es in diesem Jahr den Namen "Lumumba" auf dem Märchenweihnachtsmarkt in Kassel nicht geben darf. Niemand soll sich diskriminiert fühlen.

Weihnachtsmarktstand mit Menschen davor

Auf dem Kasseler Weihnachtsmarkt gibt es das Getränk „Lumumba“ in diesem Jahr unter dem Namen „Kakao mit Schuss“. Es hatte zuvor Debatten um eine mögliche Verunglimpfung von Patrice Lumumba gegeben.

16.12.2025 | 1:51 min

"Für mich ist das immer noch Lumumba", sagt Lukas Beiershäuser und hält seinen warmen Kakao mit Rum hoch. Der junge Mann erklärt: "Ich habe das Getränk früher so mit meinen Eltern auf dem Weihnachtsmarkt kennengelernt." Dass daraus jetzt eine Diskussion gemacht wird, verstehe er nicht.

Kakao mit Rum oder Kakao mit Amaretto

In Kassel hat man den Namen aber nun verboten. Alle Schilder auf dem Märchenweihnachtsmarkt mussten geändert werden. "Ich habe ganz teure Schilder aus Holz mit Brandmalerei, so schnell geht das nicht", sagt Konrad Ruppert, der "Rupperts Almhütte" betreibt und Vorsitzender des Schaustellerverbands Kassel-Göttingen ist.

So wie ihm geht es offenbar vielen, die einen Stand betreiben. Die meisten haben mit einem Stift auf die Schnelle aus dem "u" ein "a" gemacht. "Lamumba" oder "Lamamba" ist nun zu lesen. Einige hatten aber auch von vornherein "Kakao mit Rum" oder "Kakao mit Amaretto" auf ihre Tafeln geschrieben, denn die Diskussion um das Getränk gab es bereits im vergangenen Jahr.

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Für Kritiker ist es Rassismus, dass ein Schoko-Getränk mit Schuss so heißt wie ein Schwarzer, der erschossen wurde. Patrice Lumumba war der erste demokratisch gewählte Premierminister des unabhängigen Kongo. Er kämpfte gegen die Kolonialherrschaft und wurde im Jahr 1961 erschossen. Es ist zwar nicht eindeutig geklärt, ob das Getränk nach ihm benannt wurde, aber es erscheint naheliegend.

Das ist eine gewisse Geschmacklosigkeit und Respektlosigkeit gegenüber dem Freiheitskämpfer.

Oliver Höppner, Geschäftsführer Kassel Marketing

Der Geschäftsführer von Kassel Marketing, Oliver Höppner fügt hinzu, es gehe darum, dass sich jeder auf dem Weihnachtsmarkt respektiert und wertgeschätzt fühlt. "Man könnte es natürlich auch umdrehen und sagen, wir hängen überall Täfelchen auf, und es ist ein Name zu Ehren dieser Person. Aber das haben wir hier in dem Fall nicht gesehen und haben entschieden - wie auch andere Städte in Deutschland, dass der Name erstmal nicht mehr benutzt werden darf."

Tatsächlich wurde die heiße Schokolade mit Alkohol auch in vielen anderen Städten umbenannt. In Frankfurt, Wiesbaden und Mainz etwa gibt es auch keinen "Lumumba" mehr.

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Unterschiedliche Reaktionen bei den Weihnachtsmarktbesuchern

Dass der Name auch eine Ehrung für Patrice Lumumba sein könnte, glauben mehrere Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Kassel, zum Beispiel Annette Scharf, die mit zwei Bekannten hier ist.

"Eigentlich ist es eher ein Kompliment, wenn ein Getränk nach ihm benannt wird." Sie fügt hinzu: "Ich finde, man kann es auch übertreiben. Man darf nichts mehr sagen, nichts mehr benennen." Am Stand gegenüber arbeitet an diesem Tag Kiki Paul. Sie ist Schwarz.

Ich selbst, als schwarze Frau, fühle mich gar nicht diskriminiert. Ich sage, dass die Gesellschaft sich um andere Dinge kümmern sollte als Lumumba in Lamumba umzubenennen.

Kiki Paul, Mitarbeiterin Weihnachtsmarktstand Kassel

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Diskussionen zulassen und trotzdem entspannt bleiben

Andere verstehen das Einschreiten in Kassel und halten die Debatte um den Umgang mit dem Namen "Lumumba" für relevant. "Das ist keine Ehre, sondern eher Sarkasmus", macht zum Beispiel Andreas im Kreis von Kollegen klar, da jemand zu Tode gekommen sei. Und Yannic Höhne findet es gut, dass der Blick auf solche Themen gerichtet wird und es eine Diskussion darüber gibt, auch wenn er sich selbst nie an dem Namen Lumumba gestört habe.

Konrad Ruppert vom Schaustellerverband ergänzt: "Viele wussten ja vorher gar nicht, wer Patrice Lumumba war." Insgesamt habe man das Verbot so hingenommen auf dem Märchenweihnachtsmarkt, sagt er, auch wenn er die Aufregung nicht verstehen könne. "Haben wir keine anderen Sorgen?", fragt er. Er gießt etwas Amaretto in einen Becher, dann heißen Kakao, und zum Schluss kommt noch Sahne obendrauf.

"Jetzt hätte ich den aber auch mal gerne, diesen Kakao mit Schuss", ein Kunde kommt an seinen Stand. Und etwas schmunzelnd erzählen Ruppert und seine Frau: "Ganz ehrlich, das ist die beste Werbung. Wir verkaufen jetzt mehr davon als je zuvor."

Inken Klinge ist Reporterin im ZDF-Studio in Wiesbaden.

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