Hamburg: Koalitionsvertrag von Rot und Grün steht

Koalitionsvertrag vorgestellt:Rot-Grün in Hamburg vor Neuauflage

von Steffen Wachs, Hamburg
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Geräuschlose Einigung: Sieben Wochen nach der Bürgerschaftswahl legen SPD und Grüne in Hamburg ihren Koalitionsvertrag vor und betonen die sowohl rote als auch grüne Handschrift.

Rot-Grün in Hamburg: Neue alte Koalition steht
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Katharina Fegebank (Grüne) stellen den Koalitionsvertrag für die Hansestadt vor.24.04.2025 | 22:32 min
Ein nahezu rot-grüner Gleichklang ohne Misstöne - in den dreizehn Verhandlungsrunden beider Parteien und auch auf der heutigen Pressekonferenz der potentiellen Koalitionspartner: SPD und Grüne präsentierten an diesem Donenrstag im Rathaus in Hamburg ihren Vertrag, auf dessen Grundlage sie die Stadt in den kommenden fünf Jahren regieren wollen.

Das ist die Fortführung eines Erfolgskurses, den Sie in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland nirgendwo nachvollziehen konnten.

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister (SPD)

Jährlich 10.000 neue Wohnungen

Auf dieses Ziel haben sich die Parteien geeinigt. Das Thema Wohnen nimmt in dem 148 Seiten umfassenden Vertrag einen besonders großen Teil ein. "Dafür haben wir uns viel Zeit genommen", betont SPD-Landesvorsitzende und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard.
Planungserleichterungen, Bürokratieabbau und neue Bau-Standards sollen den Wohnungsbau beschleunigen und bezahlbar machen. Familien würden beim Kauf von Häusern oder Wohnungen durch eine Senkung der Grunderwerbssteuer entlastet werden.

Masterplan Parken angekündigt

Auch das Thema Verkehr und Mobilitätswende ist den künftigen Koalitionären mehrere Seiten wert. Für den öffentlichen Nahverkehr wird es auch weiterhin ein kostenloses Ticket für Schüler und künftig auch ein günstiges Seniorenticket geben.
Nicht nur die Fahrradstadt Hamburg soll weiter entwickelt werden, auch die Sanierung und Digitalisierung der Straßen für den Autoverkehr. Mit dem Masterplan "Parken" kündigte der alte und neue Verkehrssenator Anjes Tjarks von den Grünen etwas "spektakulär Unspektakuläres" an. In der gesamten Stadt sollen Stellplätze im öffentlichen, aber auch im privaten und gewerblichen Raum erfasst werden, um Maßnahmen gegen den Parkdruck zu ergreifen.
SPD nach Hamburg-Wahl
Die SPD ging als Gewinner aus der Bürgerschaftswahl in Hamburg hervor. 03.03.2025 | 1:48 min

Klima- und Umweltschutz wieder "sexy" machen

Katharina Fegebank will Umweltschutz wieder "sexy" machen. Klimaschutz brauche Akzeptanz. Das habe zuletzt nicht immer funktioniert, sagt sie und will das Thema nun zur "Chefinnen-Sache" machen.
Eine kleine Überraschung in der Pressekonferenz: Die Zweite Bürgermeisterin wird Umweltsenatorin. Fegebanks bisherigen Posten als Wissenschaftssenatorin übernimmt Maryam Blumenthal. Die grüne Landesvorsitzende ist das einzige neue Gesicht im künftigen Senat. Sie bringt die Stimmung zwischen beiden Parteien bei den zurückliegenden Verhandlungen so auf den Punkt:

Es war ein bisschen so wie manchmal zwischen Geschwistern, die sich um das letzte Kuchenstück streiten und am Ende ist dann trotzdem alles gut.

Maryam Blumenthal, Grüne

Bei der Bürgerschaftswahl landeten die Grünen nur auf Platz 3 hinter der CDU. Ihre Verluste waren bezogen auf die Gesamtzahl der Stimmen anteilig größer.
Trotzdem bleibt es dabei, die SPD stellt den Ersten Bürgermeister und sieben Senatorinnen und Senatoren, die Grünen vier.
Hamburg: Peter Tschentscher (SPD, r), Erster Bürgermeister von Hamburg, Dennis Thering, Spitzenkandidat zur Bürgerschaftswahl und Parteivorsitzender der CDU Hamburg, und Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen), Spitzenkandidatin zur Bürgerschaftswahl und Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, stehen nach der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft im Congress Center Hamburg in einem Fernsehstudio. In Hamburg wurde am Sonntag eine neue Bürgerschaft gewählt.
In Hamburg war die SPD von Peter Tschentscher erneut stärkste Kraft geworden - trotz Stimmenverlusten.02.03.2025 | 2:33 min

Parteimitglieder müssen über Vertrag abstimmen

Am Sonnabend sind die SPD-Mitglieder auf einem Landesparteitag dazu aufgerufen, am Montag laden die Grünen zu einer Landesmitgliederversammlung ein.

Wir wollen den Hamburgerinnen und Hamburgern mit unserem Regierungsprogramm soziale, wirtschaftliche und politische Sicherheit in unsicheren Zeiten geben.

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister (SPD)

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Mitglieder beider Parteien für die Unterzeichnung des Vertrages stimmen. Der erneuten Wahl von Peter Tschentscher zum Ersten Bürgermeister am 7. Mai in der Hamburgischen Bürgerschaft sollte dann nichts mehr im Wege stehen.

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Quelle: dpa

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