Nietzard trat nicht mehr an:Neues Spitzenduo will Grüne Jugend nach links führen
Henriette Held und Luis Bobga sind das neue Führungsduo der Grünen Jugend. Sie wollen die Nachwuchsorganisation nach dem Wirbel um Vorgängerin Jette Nietzard "auf links drehen".
Henriette Held und Luis Bobga, neugewählte Doppelspitze der Grünen Jugend.
Quelle: dpaDie Grüne Jugend hat ein neues Führungsduo: Bei ihrem Bundeskongress in Leipzig hat die Grünen-Nachwuchsorganisation Henriette Held und Luis Bobga als Nachfolger von Jette Nietzard und Jakob Blasel gewählt, die beide nicht mehr kandidiert hatten. Nietzard hatte mit provokanten Äußerungen viel Widerstand auch in der eigenen Partei ausgelöst.
Held wurde mit 93,6 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt, Bobga mit deutlich schlechteren 76,2 Prozent. Beide hatten keine Konkurrenz und hielten umjubelte Bewerbungsreden.
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20.05.2025 | 35:10 minKlima und mehr Aufmerksamkeit für Ostdeutschland
Die beiden neuen Bundessprecher, wie die Grüne Jugend ihre Chefs nennt, sind beide 23 Jahre alt. Held kommt aus Berlin und studiert in Greifswald Klima- und Umweltrecht. "Weil wir in den letzten Jahren gesehen haben, wie wir auf dem Rechtsweg Klima- und Generationengerechtigkeit auch ganz konkret einklagen können", wie sie in ihrer Bewerbung schreibt. In ihrer Rede sagte sie:
Die Klimakrise, die ist kein Naturphänomen, die ist eine Klassenfrage und eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.
Henriette Held, Bundessprecherin der Grünen Jugend
Die bisherige Vorsitzende des Grüne-Jugend-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern will die Lage in Ostdeutschland stärker auf die Agenda heben: "Wir müssen zu den Menschen vor Ort. Zu denen, die sich abgehängt fühlen, die nicht gehört und repräsentiert werden. Wir müssen Sichtbarkeit für ostdeutsche Perspektiven und Themen im Verband und in politischen Debatten schaffen", schreibt sie.
Im September haben sich die Grünen in Wittenberg versammelt. Wegen katastrophaler Umfragewerte im Osten fragte sich die Partei: Wie können wir neue Wählerinnen und Wähler gewinnen?
13.09.2025 | 3:01 minHeld und Bobga für schärferen Linkskurs
Den Grünen wirft Held die Beteiligung an Verschärfungen der Asylpolitik in den vergangenen Jahren vor, sie will sich für einen linkeren Kurs einsetzen: "Jetzt ist die Zeit, Verteilungsfragen zu stellen." Das gilt auch für Bobga, der in seiner Bewerbungsrede ankündigte:
Wir können und wir werden diese Partei wieder auf links drehen.
Luis Bobga, Bundessprecher der Grünen Jugend
Er wurde in Münster geboren, lebt jetzt in Köln und saß mehrere Jahre im Stadtrat von Emsdetten. Inzwischen arbeitet er für die Grünen in Nordrhein-Westfalen und ist bereits Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend.
Der Bundestagswahlkampf sei geprägt gewesen von "einer Anbiederung an die CDU und keiner Scheu davor Migration als Sicherheitsproblem darzustellen". Bobga, dessen Vater aus Kamerun kommt, betonte: "Unsere Sicherheit ist unverhandelbar."
"Die zurückgegangenen Asylanträge gehen auf eine veränderte Situation in Syrien und nicht auf Alexander Dobrindts Innenpolitik zurück", sagt Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen.
22.07.2025 | 6:12 minSchwieriges Verhältnis zur Partei
Es gelte darum zu kämpfen, "dass diese Partei wieder zurück zu ihren Wurzeln findet", meint Bobga. Er will sich insbesondere für soziale Fragen, Antirassismus und Vielfalt einsetzen. "Ich will gemeinsam mit euch laut, unbequem und solidarisch für eine gerechte Gesellschaft kämpfen", schrieb er in seiner Bewerbung. In seiner Bewerbungsrede forderte er: "Umverteilungsfragen müssen endlich ins Zentrum grüner Politik."
Das Verhältnis der Grünen-Jugendorganisation zur Partei ist schon länger schwierig. Im September vergangenen Jahres kündigte der damalige Vorstand an, aus Grüner Jugend und Partei auszutreten. Die Begründung: zu wenig linkes Profil bei den Grünen, zu viele Kompromisse in der Ampel-Koalition mit SPD und FDP. Auch Vorstandsmitglieder zahlreicher Landesverbände gingen.
Immer wieder kritisierte die Grüne Jugend die Ampel-Koalition. So auch Timon Dzienus, damals Sprecher der Nachwuchsorganisation, im Juni 2023.
09.06.2023 | 0:29 minGrüne Jugend ist wieder gewachsen
Nietzard, Blasel und ihre Mitstreiter im Vorstand übernahmen eine Organisation in der Krise - und gewannen neue Mitglieder. 2023 und 2024 war die Grüne Jugend geschrumpft auf etwas mehr als 16.000 Mitglieder, nun sind es nach eigenen Angaben knapp 19.000.
Viele bei den Grünen werden Nietzard allerdings nicht nachweinen. Mit Wortmeldungen in sozialen Medien hatte sie immer wieder Ärger ausgelöst.
Grüne Jugend tagt noch bis Sonntag
Das Treffen der Grünen Jugend begann bereits am Freitag und soll noch bis Sonntag dauern.
Für den Samstag war unter anderem noch eine Diskussion zur aktuellen politischen Lage geplant und zum Leitantrag des Bundesvorstands mit dem Titel "Radikal gerecht: Weil wir unsere Träume nicht vergessen wollen", der am Abend zur Diskussion steht. Die Antragsteller lehnen den Kapitalismus ab und beklagen, die Grünen würden oft nur "den Status quo verwalten".
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