Studie: Deutschland sorgt sich um Demokratie und Zusammenhalt

Studie mit ZDF und Instituten:Deutschlands Sorge um den Zusammenhalt

SGS mit Anselm Stern am 30.11.2022
von Anselm Stern
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Etwa drei Viertel der Menschen in Deutschland sehen den Zusammenhalt der Gesellschaft in Gefahr. Nur jeder Dritte ist mit dem aktuellen Zustand der Demokratie zufrieden.

Menschen in der "Zeil", der Frankfurter Fußgängerzone.

Viele Menschen sind besorgt um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie in Deutschland.

Quelle: dpa

Es geht um den Zustand der deutschen Gesellschaft - 76 Prozent der Menschen hierzulande sind der Ansicht, der Zusammenhalt sei weitgehend beziehungsweise voll und ganz gefährdet. Das zeigt eine repräsentative Studie, die das Leibniz-Institut für Medienforschung, das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und "mindline media" gemeinsam mit ARD, ZDF und Deutschlandradio durchgeführt haben.

Große Mehrheit will Demokratie als Staatsform

73 Prozent der Befragten sagen, die sozialen Ungleichheiten im Land seien so groß, dass sie den Zusammenhalt gefährden würden. 40 Prozent geben an, es seien zu viele kulturelle Unterschiede, die dem Zusammenhalt schaden.

Zwar befürwortet eine deutliche Mehrheit von 82 Prozent die Idee der Demokratie als Staatsform - und nur ein sehr kleiner Teil (drei Prozent) lehnt sie ab. Aber: nur 33 Prozent der Befragten sind eher oder sehr zufrieden mit dem aktuellen Zustand der deutschen Demokratie. 37 Prozent sind eher oder sogar sehr unzufrieden.

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Wichtige Aufgabe für Öffentlich-Rechtliche Medien

Welche Rolle spielt der öffentlich-rechtliche Rundfunk für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? ARD, ZDF und Deutschlandradio erreichen fast alle Menschen in Deutschland, nämlich 94 Prozent. 67 Prozent gehören laut der neuen Studie zum Stammpublikum, weil sie einen öffentlich-rechtlichen Fernseh- oder Radiosender oder die öffentlich-rechtlichen Audio- und Mediatheken im Internet (ohne Social Media Angebote) mindestes an vier Tagen in der Woche nutzen.

Eine besondere Verantwortung also, betont ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler:

Natürlich müssen wir Missstände benennen und über Konflikte berichten. Aber wir sollen auch den Austausch in der Gesellschaft ermöglichen und wollen damit Zuhörer, Vermittler und Brückenbauer sein. Diese Verantwortung ist im Medienstaatsvertrag festgeschrieben. Sie ist mehr als ein gesetzlicher Auftrag. Sie ist ein gesellschaftliches Versprechen.

Dr. Norbert Himmler, ZDF-Intendant

Bei der Frage, welche Einrichtungen einen Beitrag zum Zusammenhalt im Land leisten, landen ARD, ZDF und das Deutschlandradio auf Platz vier von zwölf genannten Institutionen - nach Sportvereinen, der Wissenschaft und dem Bundesverfassungsgericht.

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Raue will "Dialog mit der Gesellschaft"

Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue erläutert: "Die Studie belegt das hohe Vertrauen der Menschen in die journalistischen Angebote der öffentlich-rechtlichen Programme. Vertrauen ist aber kein Selbstläufer - deshalb suchen wir aktiv den Dialog mit der Gesellschaft und ganz besonders mit jungen Menschen."

Der ARD-Vorsitzende Florian Hager fügt hinzu:

Wir sind für alle da - und das soll sich idealerweise auch für alle so anfühlen. Die Menschen finanzieren uns gemeinschaftlich und wir sollten ihnen eine größere Teilhabe an 'ihrem' Rundfunk ermöglichen.

Florian Hager, Vorsitzender ARD

Denn: Lediglich 44 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ARD, ZDF und Deutschlandradio zu ihren Programmen auch Dialogangebote machen.

Positive Bewertung durch junge Menschen

Insbesondere beim Vertrauen in die journalistische Unabhängigkeit und bei der Qualität der Informationen schneiden die öffentlich-rechtlichen Medien laut Studie gut ab. Junge Menschen (14 bis 24 Jahre) beurteilen die Leistungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio besonders positiv: Sie betonen, dass Themen behandelt werden, die für die Gesellschaft wichtig sind (79 Prozent) und dass die Sender zu Gesprächen in der Familie oder mit Freunden anregen. (68 Prozent).

Anselm Stern ist Korrespondent im ZDF-Studio Rheinland-Pfalz

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