Alt-Bundespräsident:Gauck warnt vor importiertem und linkem Antisemitismus
Antisemitismus in Deutschland ist laut Alt-Bundespräsident Gauck nicht nur bei den Rechten zu finden. Er warnt ausdrücklich vor importiertem Juden-Hass.
Alt-Bundespräsident Joachim Gauck kritisiert Israels Vorgehen in Gaza.
Quelle: dpaJoachim Gauck warnt vor Antisemitismus aus allen politischen und kulturellen Richtungen und fordert mehr Entschlossenheit im Kampf gegen Judenhass. Der frühere Bundespräsident fordert einen entschlosseneren Kampf gegen Antisemitismus - auch wenn dieser aus dem arabischen Raum oder von der politisch linken Seite kommt.
"Wir haben seit Jahrzehnten eingeübte Abwehrreflexe gegenüber rechts – das ist gut", sagte er dem "Tagesspiegel". "Was lange vernachlässigt wurde, ist die Beschäftigung mit Antisemitismus etwa aus dem arabischen Raum, wo es völlig normal sein kann, mit antisemitischen Vorstellungen aufzuwachsen."
Egal, wo Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit herrühren: Wir brauchen mehr Entschlossenheit beim Schutz der Menschenwürde
Joachim Gauck
Manche hätten auch Probleme, über linken Antisemitismus in Deutschland zu sprechen.
Gauck kritisiert Israels Kriegsführung in Gaza
Gauck übte zugleich Kritik am Vorgehen Israels in Gaza. "Natürlich war Israels Verteidigung nach den mörderischen Attacken der Hamas am 7. Oktober gerechtfertigt, aber die Art der Kriegsführung überschreitet das Maß dessen, was ich akzeptieren kann", sagte der Alt-Bundespräsident.
Er würde in Israel gerne Freunde treffen. "Aber insbesondere die Parteien am rechten Rand, auf die sich (Ministerpräsidenten Benjamin) Netanjahu stützt, mit einer arroganten Sicht auf die palästinensische Bevölkerung, erzeugen bei mir einen solchen Widerwillen, dass ich froh bin, nicht hinfahren zu müssen."
Anfeindungen, Unsicherheit, Rechtfertigungsdruck: Publizist Michel Friedman warnt, dass jüdisches Leben in Deutschland seit dem Hamas-Angriff stark an Lebensqualität verloren habe.
08.10.2025 | 5:15 minIsrael etwa beim Eurovision Song Contest (ESC) auszuschließen, halte er jedoch für falsch, sagte Gauck - ebenso wie Boykotte, die israelische Wissenschaftler und Künstler beträfen. "Ich halte das für eine falsche Strategie, zumal viele der Betroffenen Gegner der Politik Netanjahus sind", meinte er.
Hintergrund: Wie der Gaza-Krieg begann
Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer Terroristen in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt wurden. Bei massiven israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden danach nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 68.500 Menschen getötet. Seit dem 10. Oktober gilt offiziell eine Waffenruhe im Gaza-Krieg, die aber brüchig ist.
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