Parteitag der FDP: Jetzt soll Christian Dürr die Liberalen retten

Wenn man sich unter den Delegierten auf dem FDP-Parteitag umhört, dann ist kein schlechtes Wort über Christian Dürr zu hören. Er sei teamfähig, sympathisch, durchsetzungsstark. Auf ihm liegen viele Hoffnungen einer vom Untergang bedrohten Partei. Noch nie stand es so schlecht um die FDP wie jetzt. Und deshalb muss Christian Dürr die Partei einen, nachdem er am Freitagabend mit 82,25 Prozent zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde.

Doch wer ist Christian Dürr? Dazu eine kleine Episode: Am Wahlabend 2025 musste jemand aus der FDP-Führung um 18 Uhr Rede und Antwort stehen. Da war es eben Christian Dürr, der als erster vor die Kameras trat. Das Desaster zeichnete sich ab - er musste Hoffnung verkaufen, als schon klar war, dass es desaströs ausgehen wird. Das sagt viel über ihn aus - er ist keiner, der sich wegduckt, wenn es darauf ankommt.

Dürr war dreieinhalb Jahre Fraktionsvorsitzender im Bundestag gewesen. Er hatte die Fraktion zusammengehalten - Grabenkämpfe, wie es sie früher gab, waren weit weniger tief. Der Mann aus Niedersachsen versuchte zu vermitteln - es gab auch etwas, das alle zusammenhielt: die Ampel. Damit ist Dürr aber auch für das zum Teil selbst verursachte Ampel-Ende mit verantwortlich. Die so genannte D-Day-Affäre lag nicht in seinem Bereich. Und doch muss Dürr aufklären, wo die Fehler der Vergangenheit lagen, die er selbst mit verschuldet hat.

Der heute scheidende Parteivorsitzende Christian Lindner drückt es beim FDP Parteitag so aus:

Er sei stolz, dass Dürr sich als sein Nachfolger bewerbe, fügte Lindner hinzu.

Der 48-jährige Christian Dürr ist kein neues Gesicht, das nun den Neuanfang wagt. Schon als Schüler trat Dürr 1996 in die FDP ein - zunächst engagierte er sich bei der FDP-Jugendorganisation Julis in seiner Heimatregion Oldenburg. 2003 zog er in den Landtag in Hannover ein. 2017 dann der Wechsel nach Berlin. Der Niedersachse Dürr ist bodenständig, einer, der für Stabilität steht. Er sagt selbst, er will keine Ränder bedienen.

Es ist ein Konsenskandidat - einer, hinter den sich die Partei stellt. Und er setzt auf ein Team: Dürr hat einen schlauen Schachzug eingefädelt: Die neue Generalsekretärin soll Nicole Büttner werden. Eine Unternehmerin, die ein auf Künstliche Intelligenz spezialisiertes Start-up führt. Eine, die fast 20 Jahre in der FDP aktiv, aber in der Politik unbekannt ist. Eine 40-jährige, die nun Neuanfang ausstrahlt.

Sowieso ist das Team eine Mischung aus alt und neu. Wolfgang Kubicki ist ein Urgestein, kurz brachte er sich selbst für den Parteivorsitz ins Spiel, wurde dann aber zurückgehalten.

Ganz wichtige Stütze für die FDP ist auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann - die Europapolitikerin ist per Amt im Präsidium. Sie wird mit ihrer Medienpräsenz fundamental wichtig für die Partei sein. Sie zur Vorsitzenden zu wählen, wäre ein Paukenschlag gewesen, den aber nicht alle Liberalen mitgemacht hätten.

Noch nie war es so schwer - und darin liegt die Chance für den neuen Hoffnungsträger. Christian Dürr wird am Ergebnis der nächsten Bundestagswahl gemessen werden.