E-Rezept: Apotheker beklagen Unzuverlässigkeit und Ausfälle

Störungen und Ausfälle:Apotheker fordern stabileres E-Rezept-System

|

Seit Januar 2024 gibt es verschreibungspflichtige Arzneien per E-Rezept. Doch das System fällt zu oft aus - zum Ärger vor allem für die Patienten, monieren nicht nur Apotheker.

Digitalisierung im Gesundheitssystem - Elektronisches Rezept
Das elektronische Rezept soll den Praxis- und Apothekenalltag vereinfachen, doch wiederkehrende technische Probleme erschweren den Ablauf. Apotheker verlangen rasche Abhilfe.08.08.2025 | 1:34 min
Die Apotheker in Deutschland kritisieren fortlaufende Störungen und Totalausfälle beim elektronischen Rezept.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - ebenso wie die Deutsche Stiftung Patientenschutz - forderte am Freitag die zuständige bundeseigene Digitalagentur Gematik nachdrücklich auf, die Stabilität deutlich zu verbessern.

Verbandschef: E-Rezept-Ausfälle sind Gesundheitsrisiko

Verbandschef Thomas Preis sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Das E-Rezept läuft der Deutschen Bahn in Sachen Unzuverlässigkeit den Rang ab."

Ein ausgefallener Zug ist ärgerlich, aber ein nicht abrufbares E-Rezept kann erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Menschen haben.

Thomas Preis, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Benutzeroberfläche der elektronischen Patientenakte am Computer
Auch die Patientenakte soll elektronisch werden. Die "ePA" wird seit Januar in Arztpraxen getestet. Die Nutzung der E-Akte ist für Ärzte wie Patienten bisher noch freiwillig.28.04.2025 | 1:47 min
Zuletzt hatte es am Mittwoch bundesweit Störungen beim E-Rezept gegeben. Preis sagte, alleine in den vergangenen beiden Wochen sei es an fünf Tagen zu Komplettausfällen oder erheblichen Beeinträchtigungen im E-Rezept-System oder der dahinter liegenden Telematikinfrastruktur gekommen.

Apotheken fordern mehr Handlungsspielräume bei Ausfällen

Jedes Mal seien zehntausende Patienten betroffen. "Zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gibt es keine Alternative. Aber diese Unzuverlässigkeit ist nicht hinnehmbar", sagte Preis.
Der Verbandschef sagte, die Gematik müsse dafür sorgen, dass Apotheken und Arztpraxen in einem stabilen System arbeiten könnten.
Ein Hausarzt lädt in seiner Praxis Dokumente in eine elektronische Patientenakte "ePA".
Der Hausärzteverband fordert von den Krankenkassen mehr Aufklärung über die elektronische Patientenakte. Seit ihrer Einführung im April werde sie nur wenig genutzt.22.07.2025 | 1:40 min

Die Ausfallsicherheit des Systems muss wesentlich verbessert werden.

Thomas Preis, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Zudem mahnte er flexible Regeln für den Fall des Versagens des Systems an: "Bei Ausfällen brauchen Apotheken mehr Handlungsfreiheiten, um Patientinnen und Patienten trotzdem schnell und unbürokratisch mit notwendigen Medikamenten zu versorgen."

Auch Patientenschützer klagen über Ausfälle bei E-Rezept

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Stabilität und Verlässlichkeit. Vorstand Eugen Brysch forderte am Freitag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf, konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Leidtragende der Störungen beim E-Rezept sind zuallererst Patienten. Pflegebedürftige und immobile Menschen trifft es aber ganz besonders hart.

Eugen Brysch, Deutsche Stiftung Patientenschutz

Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand
Das Gesundheitssystem ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Kosten sind massiv gestiegen. Ohne Reformen droht dem System der Kollaps.25.05.2025 | 4:06 min
Um an ihre Medikamente zu kommen, müssten sie dann bei Problemen oft zur Arztpraxis zurück und sich dort ein Papierrezept ausstellen lassen. "Deshalb müssen Taxischeine in solchen Fällen von den Krankenkassen bezahlt werden."

Für Ärzte fehlt Warnsystem über Systemausfälle

Zudem forderte die Stiftung die Einrichtung eines E-Rezept-Radars, durch den Ärzte sofort darüber informiert werden, ob eine Systemstörung vorliegt und dementsprechend sofort Papierrezepte ausgegeben werden müssen. Die Gematik solle zudem einen monatlichen Störungsbericht vorlegen.
Das E-Rezept ist seit Januar 2024 für verschreibungspflichtige Medikamente verpflichtend. Allein im vergangenen Jahr wurden 512 Millionen elektronische Rezepte eingelöst.
Quelle: KNA

Mehr über Medikamentenversorgung