Digitalminister: Bürokratieabbau erfordert Mentalitätswechsel

Interview

Digitalminister im heute journal:Wildberger: Bürokratieabbau erfordert Mentalitätswechsel

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Digitalminister Wildberger stellt im heute journal eine Agenda mit 23 Projekten vor. Ziel: Weniger Bürokratie, mehr Tempo bei Verwaltung und Digitalisierung.

Bundesverkehrsminister Karsten Wildberger

Die Modernisierungsagenda für den Bund sei ein „ganz konkretes Umsetzungspapier“, sagt der Digitalminister Karsten Wildberger. Das habe man "in dieser Form" noch nicht gehabt.

01.10.2025 | 5:24 min

Am Tegeler See in Berlin hat die Bundesregierung ihre erste Kabinettsklausur zum Bürokratieabbau und zur Staatsmodernisierung abgehalten. Digitalminister Karsten Wildberger stellte im heute journal die Ergebnisse vor: Eine neue "Modernisierungsagenda" mit 23 Projekten soll Verwaltung vereinfachen, Prozesse beschleunigen und Unternehmen entlasten. Die Umsetzung werde einen "Mentalitätswechsel" in Politik und Gesellschaft erfordern, so Wildberger.

Wildberger: Bürokratieabbau soll messbar vorankommen

Die "Modernisierungsagenda" umfasse 23 Projekte, die klar strukturiert und mit messbaren Zielen unterlegt seien. Es gehe darum, Deutschland aus einer zunehmenden Komplexität zu lösen:

Ich finde, Deutschland hat sich in gewisser Weise verknotet.

Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung

Die Agenda solle nun "Stück für Stück" umgesetzt werden - ein Vorhaben, das laut Wildberger in dieser Form und Klarheit bisher gefehlt hat.

Klausurtagung Bundeskabinett

Auf der Kabinettsklausur wurden heute Entlastungen für den Staat und die Bürger besprochen. Mit insgesamt 80 Maßnahmen sollen rund 16 Milliarden Euro eingespart werden.

01.10.2025 | 1:57 min

Fachkräftemangel bremst Verwaltung - Digitalisierung soll helfen

In der Diskussion um den sogenannten schlanken Staat betonte der Minister, dass ein pauschaler Personalabbau an der Realität vieler Verwaltungen vorbeigehe. "Wir haben in weiten Bereichen Fachkräftemangel", sagte Wildberger. Deshalb seien Digitalisierung und Automatisierung zentrale Instrumente, um die Verwaltungen zu entlasten - auch ohne zusätzliche Stellen.

Erste Maßnahmen wie die Abschaffung von Berichtspflichten im Lieferkettengesetz seien bereits auf den Weg gebracht worden, weitere sollen folgen. Für Anfang November kündigte der Minister ein weiteres Kabinettstreffen an, das sich ausschließlich mit Entlastungen befassen soll.

Klausurtagung des Bundeskabinetts

Mit einem Reformpaket will die Bundesregierung Staat und Verwaltung modernisieren. Schlanker und digitaler soll es werden – und Bürokratiekosten in Milliardenhöhe sparen.

01.10.2025 | 2:36 min

Digitalisierung vor Ort: Was Kommunen jetzt leisten müssen

Moderatorin Marietta Slomka verwies im Gespräch auf Probleme im föderalen System, etwa beim Austausch von Daten zwischen Behörden - wie zuletzt bei der Grundsteuer. Digitalminister Wildberger bestätigte, dass die Digitalisierung in Deutschland lange unkoordiniert verlaufen sei:

Wir haben ein bisschen im Wildwuchs digitalisiert.

Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung

Inzwischen arbeite man daran, mit einheitlichen Standards, zentralen Plattformen und gezielter Zusammenarbeit mit fortschrittlichen Kommunen gegenzusteuern. Als Beispiel nannte er die digitale Kfz-Anmeldung, bei der jährlich rund zehn Millionen Anfragen gestellt werden. Ziel sei eine "Durchdigitalisierung", mit der Prozesse schneller, effizienter und bürgerfreundlicher werden.

Das Interview führte Marietta Slomka, zusammengefasst hat es Fränzi Meyer.

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