Baden-Württemberg: Was Manuel Hagels Kandidatur bedeutet

Der Özdemir-Konkurrent:Wie Manuel Hagel BaWü zum CDU-Land machen will

Porträt von Anna Maria Schuck, seit 1. März 2025 ZDF-Landesstudioleiterin Baden-Württemberg
von Anna-Maria Schuck, Stuttgart
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Nach Cem Özdemir hat nun auch CDU-Landeschef Manuel Hagel seine Kandidatur angekündigt. Er will Ministerpräsident im Ländle werden. Wer er ist und was im Wahlkampf zu erwarten ist.

Manuel Hagel, Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg, winkt in der Alten Kelter beim Politischen Aschermittwoch der CDU Baden-Württemberg nach seiner Rede ins Publikum
Der 36-Jährige möchte sich gegen Cem Özdemir durchsetzen und neuer Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden.
Quelle: dpa

Noch-Bundesminister Cem Özdemir bekommt Konkurrenz: Auch CDU-Landeschef Manuel Hagel will nun offiziell Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden - und damit Nachfolger von Winfried Kretschmann, dem bislang ersten und einzigen Regierungschef der Grünen in Deutschland.
Hagel versucht damit das, was der CDU seit fast 15 Jahren nicht mehr gelungen ist: Die Grünen im Ländle abzulösen. Dabei ist Baden-Württemberg eigentlich ein traditionell schwarzes Bundesland: von 1953 an durchgehend in CDU-Hand mit so bekannten Ministerpräsidenten wie Erwin Teufel und Lothar Späth.

Hagel auf Platz zwei der beliebtesten Politiker

Bis 2011, als die Massenproteste um "Stuttgart 21" und die Reaktorkatastrophe von Fukushima den Grünen an die Macht verhalfen - nicht zuletzt wegen ihres Spitzenkandidaten Kretschmann und seiner Anschlussfähigkeit für ein eher konservatives Wählermilieu, wirkte er mitunter doch konservativer als so mancher CDU-Politiker.
Jetzt also will’s der bundesweit noch relativ unbekannte Manuel Hagel wissen. In Baden-Württemberg liegt er laut einer aktuellen Umfrage auf Platz zwei der beliebtesten Politiker des Landes - hinter Winfried Kretschmann und knapp vor Cem Özdemir.
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Cem Özdemir will die Grünen in Baden-Württemberg als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen.25.10.2024 | 1:36 min

Hagel könnte Deutschlands jüngster Ministerpräsident werden

Der 36-Jährige hat trotz seines jungen Alters eine steile Parteikarriere im Südwesten hingelegt: Seit fast 20 Jahren ist Hagel CDU-Mitglied, engagierte sich zunächst auf kommunaler Ebene und in der Jungen Union, bevor er vor knapp zehn Jahren in den Landtag einzog.
Dort machte ihn Thomas Strobl mit nicht mal 30 wohl auch gegen manche Vorbehalte zum Generalsekretär. 2021 wurde Hagel trotz CDU-Wahlniederlage Fraktionsvorsitzender und löste zuletzt auch seinen Ziehvater Strobl als Landesvorsitzender der CDU ab. Jetzt könnte der 36-Jährige der jüngste Ministerpräsident in Deutschland werden.
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Hagel und Özdemir pflegen Image des "typischen" Schwaben

Er hält die Zügel der Südwest-CDU fest in den Händen. Auch der Wille zur Macht eint die Partei. Sie hofft auf das Momentum, das Kretschmanns freiwilliger Rückzug ihnen ermöglicht.
Hagel kommt aus einer schwäbischen Kleinstadt, in der er sich von der Realschule bis zum örtlichen Sparkassen-Direktor hochgearbeitet hat - "gschaffig", wie er selbst sagen würde. Und so kokettiert er auch mit dem Image des "typischen" Schwaben - akustisch verstärkt durch seinen unverkennbaren Dialekt. Einen Dialekt, den auch Cem Özdemir in letzter Zeit immer häufiger nutzt, kommt er doch genauso wie Hagel aus einer schwäbischen Kleinstadt.

Özdemir kündigte seine Kandidatur auf X an

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Özdemir wesentlich bekannter als Hagel

Das war’s dann aber schon fast mit den Gemeinsamkeiten. Interessant, denn durch den Dualismus der beiden Spitzenkandidaten haben die Menschen im Südwesten eine echte Wahl.
Während Özdemir bundesweit wesentlich bekannter ist als Hagel, dürfte dieser mit seiner Heimatverbundenheit punkten können. Während Özdemir anders als Hagel einige Jahre Regierungserfahrung vorzuweisen hat - zuletzt als Doppelminister für Landwirtschaft und Forschung - kennt Hagel das Bundesland wie seine Westentasche, blieb er doch immer dort.
Özdemir: "Problembewältigung beweisen"
"Schaffen es Demokraten zu zeigen, dass wir Probleme lösen können? Entweder können wir es, dann werden wir wieder gestärkt, oder wir können es nicht, dann verlieren wir halt zu Recht", sagt Bundesminister Cem Özdemir von den Grünen nach der Europawahl.10.06.2024 | 6:12 min
Während Özdemir den Ampel-Makel loswerden muss, muss Hagel hoffen, dass die künftige Bundesregierung ihm kein Ei ins Nest legt. Denn die Landtagswahl in Baden-Württemberg in knapp einem Jahr wird wohl die erste sein nach der Bildung einer Bundesregierung unter Führung von Friedrich Merz - und damit der erste Stimmungstest im Land.

CDU liegt in Umfragen vorne

Ein Stimmungstest, von dem auch die AfD profitieren könnte. Ihr Potential im Südwesten zeigte sich zuletzt bei der Bundestagswahl, als sie nach der CDU und vor den Grünen die meisten Stimmen aus dem Ländle für sich gewinnen konnte.
In aktuellen Umfragen aber liegt die CDU deutlich vor den Grünen und der AfD. Das deutet im Moment auf Manuel Hagel als neuen Ministerpräsidenten im Südwesten hin. Aber bis zur Wahl im März fließt noch viel Wasser den Neckar hinunter.
Anna-Maria Schuck ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Baden-Württemberg.

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Quelle: dpa

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