Ausbildungsreport 2025: Weniger Azubis mit Übernahme-Zusage

Ausbildungsreport 2025:Weniger Azubis mit Übernahme-Zusage

von Hansjürgen Piel
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Jedes Jahr fühlt der DGB den Puls der Auszubildenden: Wie geht es ihnen in den Betrieben? Was kritisieren sie? Im Mittelpunkt dieses Mal: der Weg in einen Ausbildungsberuf.

Rheinland-Pfalz, Dörth: Ein Auszubildender zum Mechatroniker arbeitet in einer Ausbildungswerkstatt an der Standbohrmaschine.

Nicht jeder angehende Azubi und nicht jeder Betrieb werden fündig. Wer, warum bei welchem Arbeitgeber eine Ausbildung beginnt, hat der DGB-Ausbildungsreport untersucht.

21.08.2025 | 2:06 min

Schnell eingreifen, wenn in der Fertigung etwas klemmt, das ist schon jetzt sein Job: Colin Rohleder macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Osram in Augsburg. Das Praktische liegt dem 20-Jährigen. Besonders froh ist er auch, dass ihm eine Übernahme nach Ende der Ausbildung zugesichert worden ist.

Doch das ist offenbar längst nicht mehr selbstverständlich. Mehr als 9.000 Auszubildende hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im aktuellen Ausbildungsreport befragt:

Vier von zehn, 41,5 Prozent, wissen danach selbst im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht, ob ihr Betrieb sie übernehmen will. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen waren Hotelfachleute und Verkäufer.

Ausbildungsreport der DGB-Jugend

Sehen Sie hier die komplette Vorstellung des Ausbildungsreports der DGB-Jugend mit Elke Hannack (stellvertretende DGB-Vorsitzende), Kristof Becker (DGB-Bundesjugendsekretär) und Oliver Dick (Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz).

21.08.2025 | 19:46 min

Arbeitgeber: Rezession erreicht Ausbildungsbereich

Die Rezession ist im Ausbildungsbereich angekommen, sagt die Arbeitgeberseite. Die unsichere wirtschaftliche Lage führe dazu, dass nach einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammern (DIHK) gut ein Viertel der Unternehmen weniger Ausbildungsplätze anbieten will.

Die Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Situation. Ihnen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb.

Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer

Dachdecker arbeiten auf einem Dach

Am 1. August beginnt traditionell das Ausbildungsjahr. Viele Betriebe überlegen sich neue Möglichkeiten, um für Azubis attraktiv zu sein.

01.08.2025 | 2:33 min

Dazu passt jetzt das Ergebnis des DGB-Ausbildungsreports, wenn manche Firmen selbst die eigenen Auszubildenden nicht weiter beschäftigen können.

Dabei sind 71,6 Prozent der befragten Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Aber: Die Begeisterung nimmt im Laufe der Zeit ab. Im dritten Ausbildungsjahr würden nur weniger als die Hälfte aller Befragten die Ausbildung im eigenen Ausbildungsbetrieb noch weiterempfehlen.

KI in Ausbildungsberufen

Ob in der Bäckerei oder im Büro - Künstliche Intelligenz schafft Chancen, aber auch Risiken für Auszubildende.

01.08.2025 | 2:42 min

Azubi-Vergütung häufig zu niedrig für eigene Wohnung

Doch wie kommt man überhaupt an einen Ausbildungsplatz? Welche Kriterien waren für die Auswahl wichtig? Nur 41 Prozent nannten hier die Ausbildungsbedingungen, 54,1 Prozent die Arbeitszeiten. Die meisten dagegen "gutes Arbeitsklima" (58,2 Prozent) und noch mehr die gute Erreichbarkeit (59,3 Prozent) des Betriebes.

Infografik: Kriterien bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes

Gute Erreichbarkeit ist laut Azubi-Report ein Hauptkriterium bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes.


Die ist vor allem deshalb so wichtig, weil eine eigene Wohnung für Auszubildende mit der Ausbildungsvergütung allein meist nicht bezahlbar ist. Fast jeder Dritte gab an, dass es nicht möglich sei, davon selbstständig zu leben.

Auszubildender im Steinmetz-Handwerk, bearbeitet im ·Makerspace" des Wiesbadener Handwerks eine Sandstein-Stele.

Gegen den Fachkräftemangel: Junge Auszubildende nutzen Social Media, um für ihren Beruf zu begeistern. Sie zeigen, was eine Ausbildung attraktiv macht.

28.02.2025 | 1:36 min

Zwar lag das Azubi-Gehalt 2024 bei durchschnittlich 1.133 Euro pro Monat, doch in einigen Berufen, etwa im Friseur-Handwerk und gerade in den ersten Ausbildungsjahren sind es oft nicht mehr als 700 Euro. Die Höhe der Vergütungen ist laut DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker Ausdruck mangelnder Wertschätzung.

Wenn Ausbildung zu etwas wird, was sich junge Menschen erst 'leisten können' müssen, dann steht es auch unseren Bemühungen entgegen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Kristof Becker, Bundesjugendsekretär DGB

Euro-Geldscheine bilden die Summe von 15 Euro

Mindestlohn attraktiver als Ausbildung? Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss steigt. Mittlerweile betrifft das etwa 13 Prozent.

02.05.2025 | 1:23 min

Bei Suche nach Ausbildungsplatz Agentur für Arbeit meist außen vor

Viele Azubis wohnen weiter bei den Eltern, fast jeder dritte ist dazu auch auf finanzielle Unterstützung von zuhause angewiesen.

Die eigene Familie ist aber auch die wichtigste Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Jeder zweite Auszubildende nannte als Helfer hier "Freunde und Familie", mit weitem Abstand gefolgt von Online-Webseiten (32,9 Prozent) oder Praktika (27,2 Prozent).

Infografik: Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche

Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche bekommen junge Leute vor allem von "Freunden und Familie".


Die Angebote der Arbeitsagenturen dagegen nutzten nur 14,6 Prozent aller Befragten. Noch weniger (7,2 Prozent) nannten die schulische Berufsorientierung als hilfreiche Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche.

Hansjürgen Piel ist Reporter im ZDF-Landesstudio Berlin.

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