Kassenärzte-Chef fordert Patientengebühr bei Arztbesuch

Eigenbeteiligung von Patienten:Kassenärzte-Chef fordert Gebühr bei Arztbesuch

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"Drei oder vier Euro" pro Arztbesuch: Kassenärzte-Chef Gassen fordert eine Gebühr von Patienten. Doch sein Vorschlag stößt in Politik und Verbänden auf Ablehnung.

Eine Krankenversicherungskarte mit Kleingeld auf einem Geldbeutel.

Kassenärzte und Kliniken wollen Patienten stärker zur Kasse bitten. (Symbolbild)

Quelle: Imago

Die Kassenärzte in Deutschland schlagen die Einführung einer neuen Gebühr für Patienten bei jedem Arztbesuch vor. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte der "Bild"-Zeitung:

Statt einer Praxisgebühr könnte es künftig als Eigenbeteiligung bei Arztbesuchen eine Kontaktgebühr geben.

Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)

"Sie könnte, wie zum Beispiel in Japan, bei drei oder vier Euro liegen und sollte von den Krankenkassen eingezogen werden", so Gassen. Auf diese Weise könne die Einnahmebasis der Kassen erhöht werden.

Gassen betonte, die Gebühr müsse "sozialverträglich gestaltet werden, damit niemand überfordert wird".

Symbolbild: Ein Hausarzt sitzt in einem Sprechzimmer seiner Hausarztpraxis an einem Schreibtisch neben einem Stethoskop und arbeitet am Computer.

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Der KBV-Chef schlägt zugleich die Einführung eines "digitalen Ärzte-Lotsen" für Patienten vor, um die Zahl unnötiger Arztbesuche zu reduzieren und Kosten zu senken. Dieser Lotse solle Patienten beraten und Arztbesuche koordinieren.

Patientenschützer lehnt Praxisgebühr ab

Gassens Vorschlag einer Kontaktgebühr bei Arztbesuchen stößt allerdings in Politik und Verbänden auf Ablehnung. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, es gehe dabei nicht um Patientensteuerung, "sondern um Kasse machen". Qualität spiele dabei keine Rolle, es werde für mittelmäßige Leistungen viel Geld ausgegeben.

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Auch Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, warnt in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vor einer abschreckenden Wirkung von Gebühren auf Menschen mit geringem Einkommen. Notwendige Behandlungen würden dann verschoben und dadurch am Ende teurer.

Anstatt Behandlungen niedrigschwellig und unbürokratisch zu gestalten, führen Praxisgebühren zu einer zusätzlichen Belastung von Versicherten und Arztpraxen.

Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands

Ablehnung auch von SPD und Grünen

Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, sagte der "Rheinischen Post", drei oder vier Euro pro Arztbesuch steuerten weder sinnvoll in die richtige Versorgung noch senkten sie spürbar Ausgaben. "Sie produzieren vor allem neue Bürokratie", sagte Dahmen.

Der Gesundheitspolitiker der SPD, Christos Pantazis, nannte die Vorschläge in den Funke-Zeitungen "unsozial, ineffektiv und gesundheitspolitisch falsch".

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Krankenhausgesellschaft für höhere Eigenbeteiligung

Indes sprach sich auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) für eine höhere Eigenbeteiligung von Patienten aus. Der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß sagte der "Bild", die Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalten sollte von zehn auf 20 Euro am Tag verdoppelt werden. "Das ist angemessen. Die Krankenkassen hätten dann zusätzlich 800 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr."

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Er forderte zudem, dass Patienten künftig eine Gebühr von 30 bis 40 Euro zahlen sollen, wenn sie ohne vorherige telefonische Beratung das Notfallzentrum eines Krankenhauses aufsuchen. Eine solche Beratung ist in der geplanten Notfallreform vorgesehen.

Quelle: AFP, epd
Über dieses Thema berichtete das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF am 29.12.2025 ab 5:30 Uhr.

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