AfD-Chef zu Trumps Russlandpolitik:Chrupalla: "Sanktionen sind falsch"
von Stefanie Reulmann
AfD-Chef Chrupalla kritisiert Trumps Vorgehen in Bezug auf Russland. "Druck" müsse man ausüben, aber Sanktionen seien "falsch". Spionage-Vorwürfe gegen die AfD weist er zurück.
"Bodenlose Frechheit": AfD-Co-Parteichef Chrupalla wehrt sich im ZDF gegen den Vorwurf, AfD-Politiker hätten für Russland spioniert. Sehen Sie hier das "Berlin-direkt"-Interview in voller Länge.
26.10.2025 | 6:06 minIn dieser Woche verhängte die US-Regierung unter Donald Trump Sanktionen gegen große russische Ölfirmen. Zuvor hatte der US-Präsident ein geplantes Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin in Budapest vorerst abgesagt. AfD-Chef Tino Chrupalla sagte dazu nun im ZDF:
Die Sanktionen sind falsch.
Tino Chrupalla, AfD-Parteivorsitzender
Die amerikanischen Sanktionen beträfen auch deutsche Firmen. "Es schadet am Ende Europa, es schadet Deutschland." Bereits in den letzten drei Jahren seit Beginn des Ukraine-Krieges habe man gesehen, "was Sanktionen bewirkt haben", so der AfD-Chef. Die Folge sei eine "Talfahrt" der deutschen Wirtschaft.
Chrupalla rechnet mit Treffen von Trump und Putin
Auf die Frage, ob der US-Präsident zu ungeduldig sei, antwortete Chrupalla in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" ausweichend. "Ich hätte gerne mal Vorschläge auch der EU, die ja immer die Friedensverhandlungen vor allem auch torpediert haben." Er warf der EU erneut "Kriegstreiberei" vor.
Pro-Trump und Pro-Putin: Bislang hat für die AfD beides funktioniert. Doch nach der Absage des Treffens mit Putin durch den US-Präsidenten muss sich die AfD außenpolitisch neu positionieren.
26.10.2025 | 4:15 minChrupalla wandte sich gegen Sanktionen, sagte aber zugleich: "Druck" müsse man machen, "das ist keine Frage, auch politischen Druck". Der AfD-Chef zeigte sich zudem überzeugt, dass es trotz der Absage diese Woche zeitnah zu Friedensgesprächen kommen werde.
Es wird auch eine Einigung zwischen Wladimir Putin und Donald Trump geben, dieses Treffen wird jetzt vorbereitet. Es wird kommen, davon bin ich fest überzeugt.
Tino Chrupalla, AfD-Parteivorsitzender
AfD: Kaum Kritik an Putin
Seit Beginn des Ukraine-Krieges tut sich die AfD schwer damit, Putin als Aggressor zu benennen. Der Bundesregierung wirft sie mangelndes Engagement bei den Friedensbemühungen vor.
Die Eskalationen seien auch die Folge von Waffenlieferungen, sagte der AfD-Chef. "Man ist nicht bereit, diesen Krieg zu beenden. Man ist nicht bereit, vor allen Dingen Kompromisse zu schließen."
Chrupalla sieht keinen Dissens mit Weidel
Vor gut einem Monat äußerte sich AfD-Chefin Alice Weidel anders zur Russland-Politik ihrer Partei. In einer Pressekonferenz widersprach sie Chrupalla auf offener Bühne, der die Drohnenflüge über Nato-Gebiet als Propaganda bezeichnete.
Während AfD-Chef Tino Chrupalla die Luftraumverletzungen durch Russland auf einer Pressekonferenz als Propaganda bezeichnet, widerspricht ihm seine Co-Vorsitzende Alice Weidel auf offener Bühne.
26.10.2025 | 3:21 minWeidel dagegen warnte vor großem Eskalationspotenzial und fordert den russischen Präsidenten Putin auf, sich deeskalierend zu verhalten und auf weitere Luftraumverletzungen zu verzichten.
Irgendwo muss sich Putin auch irgendwann bewegen, und davon haben wir leider bislang zu wenig gesehen.
Alice Weidel, AfD-Parteichefin am 22.09.2025
Wenn Putin auf diese Eskalationen nicht verzichte, sagte Weidel, würde das Verhältnis zwischen den USA und Russland nachhaltig beschädigt werden. Das verringere auch die Chancen auf einen Frieden in der Ukraine, denn die Geduld von Donald Trump wäre dann irgendwann am Ende.
Einen Dissens zwischen seiner Co-Parteichefin und ihm gab es bei dieser Pressekonferenz aus Sicht von Chrupalla aber trotzdem nicht.
Ich habe auch in dieser Pressekonferenz klar gesagt, dass hier Europa natürlich deeskalieren muss. Und für mich gehört zum Beispiel Russland mit zu Europa, nicht bloß geografisch.
Tino Chrupalla, AfD-Parteivorsitzender
Chrupalla weist Spionage-Verdacht zurück
Den Verdacht, AfD-Politiker hätten Spionage für Russland betrieben, wies Chrupalla im ZDF entschieden zurück: "Das ist eine bodenlose Frechheit." Er sehe darin eine Kampagne. "Die Nazi-Keule funktioniert nicht mehr, jetzt versucht man, uns als Agenten Russlands darzustellen."
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatte der AfD vorgeworfen, möglicherweise für Russland zu spionieren. Es sah Anhaltspunkte für einen Missbrauch des parlamentarischen Fragerechts im Sinne Russlands.