Außenminister Wadephul in Indien: Deutschlands kleine Chance

Analyse

Wadephul auf Antrittsbesuch:Deutschlands kleine Chance in Indien

Andreas Kynast
von Andreas Kynast
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Gerade als Außenminister Wadephul nach Indien aufbricht, wendet sich Premier Modi vom USA-geführten Westen ab. Darin liegt für Deutschland eine Chance.

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) kommt vor dem Abflug nach Bangalore auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) an und geht zum Flugzeug.

Außenminister Johann Wadephul ist am Montag zu seinem Antrittsbesuch nach Indien aufgebrochen.

Quelle: dpa/Soeren Stache

Der berühmte Deutsche sitzt tief versunken im Regierungsairbus A350. Er hat die Schuhe ausgezogen und rote Kopfhörer auf. "Super interessant" findet er die bevorstehende Reise und hofft, dass er was beitragen kann zu ihrem Erfolg.

Der berühmte Deutsche heißt Moritz Fürste. Er war Hockeyprofi in der höchsten indischen Spielklasse und ist, gemessen an der Millionenzahl seiner Fans, der mit Abstand bekannteste Deutsche im Flieger. Dem zweitbekanntesten Deutschen an Bord, einem Minister namens Wadephul, hat Fürste zwanzig Jahre Indien-Erfahrung voraus. "Aber das hier", sagt er, "ist ein sehr neues Spielfeld."

Auf dem Bild ist der indische Premierminister Modi zu sehen.

Er sieht sich als Führer eines neuen, selbstbewussten Indiens und stellt sich auf eine Stufe mit Ikonen wie Nehru und Gandhi: Indiens Premierminister Narendra Modi.

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Indiens Premier lobt Putin

Außenminister Johann Wadephul (CDU) kann ziemlich gut brauchen, was Fürste mitbringt. Die Expertise, die Beliebtheit und vor allem: die Aufmerksamkeit. Indiens Fernsehnachrichten zeigen noch immer die Bilder vom Gipfeltreffen in China: Wie der indische Premierminister Narendra Modi mit Kreml-Chef Wladimir Putin im Auto sitzt, wie Modi Putin an die Hand nimmt, wie Modi mit Putin scherzt und lacht.

Valdimir Putin, Xi Jingping und Narendra Modi.

In Tianjin hat China zum Sicherheitsforum geladen. Mit dabei sind Russland und Indien. ZDFheute live analysiert, wie sie ihre Allianz gegen den Westen und Trump stärken wollen.

31.08.2025 | 21:27 min

Mit seinen drakonischen Strafzöllen von 50 Prozent hat US-Präsident Donald Trump die Wut und den Widerstandsgeist des Milliardenvolks geweckt. Demonstrativ wendet sich das bevölkerungsreichste Land der Welt den Gegnern des politischen Westens zu: China und vor allem Russland.

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Berlin will zuverlässiger als die USA sein

Dass Wadephuls Antrittsbesuch in Indien am Tag nach Modis Racheflirt beginnt, ist Zufall. Wenn es schlecht läuft, wird Deutschland für Trumps zerstörerische Zollpolitik in Mithaftung genommen. Läuft es gut, schafft es die größte Volkswirtschaft Europas, sich als vertrauenswürdige, positive Alternative zu präsentieren - als Partner, der in Stil und Inhalt anders vorgeht als die USA unter Trump. Auf diese Chance setzt Wadephul.

Indien ist für uns einer der zentralen Partner weltweit, um uns wirtschaftsstrategisch breiter und sicherer aufzustellen.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Eines der Hauptanliegen ist, das geplante Freihandelsabkommen zwischen Indien und der EU noch in diesem Jahr abzuschließen. In der High-Tech-Metropole Bangalore will Wadephul "noch stärkere Kooperationsmöglichkeiten ausloten". Zu seiner großen Wirtschaftsdelegation gehören Vorstände namhafter deutscher Unternehmen unter anderem aus den Bereichen Raumfahrt, Gesundheit und Rüstung.

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Die EU und Indien wollen das geplante Freihandelsabkommen in diesem Jahr abschließen. Auch wegen der Neuausrichtung der USA will sich die EU in Handelsfragen breiter aufstellen.

28.02.2025 | 0:19 min

Indiens Einerseits-Andererseits-Politik

Wenig bis gar keine Hoffnung kann sich Wadephul auf eine Änderung der indischen Russland-Politik machen. Indien sieht keinen Grund, seinen Einerseits-Andererseits-Kurs zu ändern. Einerseits hofiert Indien Putin und kauft Russland in großen Mengen Erdöl ab, andererseits verurteilt Modi den Angriff auf die Ukraine und vertieft die militärische Zusammenarbeit mit westlichen Staaten wie Japan oder Australien.

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Ein weiteres Risiko der zweitägigen Reise besteht darin, dass Johann Wadephul den Ball nicht trifft. Die Deutschen wollen am Hockey-Training einer Schule in Neu-Delhi teilnehmen und Wadephuls letztes Hockey-Spiel liegt, höflich gesagt, ein paar wenige Jahrzehntchen zurück. Das wäre dann der Moment, in dem der berühmte Deutsche Moritz Fürste das Ansehen der deutschen Außenpolitik retten kann.

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