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Mega-City in Indien:Wo Slums auf Milliarden-Villen treffen
von Nicola Vitense-Lukat
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Über 22 Millionen Menschen wohnen in Mumbai, der Wirtschaftsmetropole Indiens. Viele werden im harten Überlebenskampf angetrieben vom Traum nach einem besseren Leben.
Mumbai ist eine Stadt der Kontraste: Antilia, das teuerste Privathaus der Welt mit einem Schätzwert von rund vier Milliarden Euro und Wohnsitz der reichsten Familie des Landes, liegt keine 15 Kilometer von einem der größten der Slums der Erde, Dharavi, entfernt. 69 Milliardäre wohnen in der Metropole, in der nach aktuellen Schätzungen über 40 Prozent der Bevölkerung hingegen in Slums leben.
Moderne Hochhäuser reihen sich an verfallene Gebäude im Stadtzentrum. Während die Elite ihren Reichtum offen und pompös auslebt, arbeiten die Bäcker im Dharavi Slum im Akkord - immer in der Hoffnung, es in Mumbai auch irgendwie zu schaffen.
Mumbai ist dicht besiedelt, Baufläche teuer
Der Alltag in der Wirtschaftsmetropole ist laut und eng. Rund um die Uhr drängeln sich Autos, Busse und Motorradrikschas durch die chronisch verstopften Straßen der Stadt. Wenn es ein typisches Geräusch für Mumbai gibt, ist es die Hupe. So eng sich der Verkehr durch die Stadt quält, noch beengter leben hier die Menschen.
Auf einem Quadratkilometer wohnen 22.000 Menschen, in Deutschlands am dichtesten besiedelter Stadt, München, sind es rund 5.000 Bewohner auf gleicher Fläche. Mumbai ist eine Halbinsel und kann nur durch Landaufschüttung wachsen, daher ist Baufläche extrem teuer. Dennoch strömen immer mehr Menschen hierher, um sich etwas aufzubauen.
Geld reicht, um Kinder zur Schule zu schicken
Für den einen ist es die große Villa, für den anderen die Chance, den Kindern die Schulausbildung finanzieren zu können. Swami Dhobi etwa arbeitet und wohnt in der größten Freiluftwäscherei der Welt. Er löst sich mit seiner Frau ab, damit Handwäsche, Waschmaschine und der Trockner 24 Stunden am Tag am Laufen gehalten werden. Direkt darüber, kochen und schlafen sie mit ihrem Kind in einem vier Quadratmeter Verschlag. Umgerechnet verdienen sie knapp 160 Euro im Monat.
Gott meint es gut mit uns. Wir können unsere Kinder hier zur Schule schicken.
Swami Dhobi aus Mumbai
Seit drei Generationen wohnt die Familie schon in Mumbai. Für Swami Dhobi bedeutet die Stadt vor allem eins: "Hier kannst Du arbeiten und Geld verdienen. Und wenn du hart arbeitest, verdienst du eben mehr", sagt er gegenüber ZDFheute. Harte Arbeitsbedingungen nimmt er in Kauf, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu sichern.
Chefin der Vogue India: Mumbai erst nicht attraktiv
Harte Arbeit, aber besonders auch die Fähigkeit, frei und kreativ zu denken, ist nach Rochelle Pintos Meinung, Mumbais größtes Potenzial - für die, die es entfalten können. Sie ist Chefredakteurin der Vogue India, des Glamour Magazins der Schönen und Reichen. Sie erklärt die Anziehungskraft Mumbais:
Auf den ersten Blick ist die Stadt nicht sehr attraktiv.
Rochelle Pinto, Chefredakteurin Vogue India
Aber sie habe die beste Energie Indiens, so Pinto. "Hier entstehen ständig neue Ideen, immer dieser Wunsch besser zu werden, mehr zu erreichen. In einer Stadt wie Mumbai ist alles möglich!" Im Gegensatz zu anderen indischen Großstädten gilt Mumbai als freidenkender und sozial durchlässiger.
Model und Drag Künstler arbeitet sich hoch
Einer dieser Erfolge ist Zeeshan Ali. Er hat es auf die Titelseite des Magazins geschafft - als Muslim aus einfachen Verhältnissen kommend, ist er als Drag Künstler eine der schillerndsten und buntesten Figuren der indischen Modeszene. Er hat sich durchgekämpft, soziale und religiöse Barrieren überwunden.
Was bedeutet diese Stadt für ihn? "Ich habe das Gefühl, dass Mumbai ein überwiegend liberales Publikum und eine liberalere Szene hat." Die Stadt sei ein Schmelztiegel, vereine verschiedene soziale Schichten, Kulturen und Religionen. Er meint: "In Mumbai ist die Kultur des sich Durch-Kämpfens bei jedem tief verankert!"
Überleben, besser leben, grundsätzliche Gegensätze - doch ein Gedanke vereint diese Stadt: Wenn man es irgendwo in Indien schaffen kann, dann in Mumbai.
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