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Handelspolitik von Donald Trump:Südafrika: Aufgewacht ohne Deal, mit Zöllen
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Donald Trumps Frist ist verstrichen und für das Land am Kap gibt es keinen Deal: Was bedeuten Exportzölle von 30 Prozent für Südafrika?
Trumps Handelspolitik mit hohen Zöllen trifft Südafrika und internationale Deals. Die Exportzölle verändern die globalen Handelsbeziehungen und politischen Allianzen nachhaltig.
Quelle: epa
Rekordzölle in Höhe von 30 Prozent hatte US-Präsident Donald Trump Südafrika angedroht - und seine Drohung wahr gemacht. In den letzten Tagen hieß es immer wieder hinter vorgehaltener Hand: Der Deal kommt bestimmt. Die Hoffnungen darauf waren groß, aber am Ende vergebens. Die Frist wurde verlängert, genützt hat es nichts.
Kein Deal mit Südafrika: US-Zölle erwartet
Dass Donald Trump hart bleibt, damit hatte Handelsexperte Peter Baur von der Wits Universität in Johannesburg nicht wirklich gerechnet. Denn:
Trumps Verhandlungspolitik basiert auf Verunsicherung und auf Drohungen.
Dr. Peter Baur, Wits Universität in Johannesburg
Baur sagt gegenüber ZDFheute weiter: "Es wird geredet, es wird gedroht und dann, auf einmal, kommen wir endlich zu einer Einigung. Diese Art von Strategie ist meiner Meinung nach sehr effektiv, wenn es darum geht, die gewünschten Ergebnisse zu erreichen."
Zölle schaden Südafrikas Exporten
In diesem Falle aber blieb die Einigung aus. Die Superzölle versetzen Südafrikas Exporten einen weiteren Schlag. Das Land ist bereits durch US-Zölle von 25 Prozent auf Fahrzeuge, Stahl und Aluminium getroffen.
Der Countdown bis zum 7. August hat in Südafrika zusätzlich Angst und Unsicherheit ausgelöst. Der Chef der südafrikanischen Zentralbank sieht 100.000 Arbeitsplätze gefährdet, besonders in der Landwirtschaft und im Automobilsektor.
USA nach China zweitwichtigster Absatzmarkt
Insgesamt exportierte Südafrika im Jahr 2024 Produkte für 14,8 Milliarden US-Dollar in die USA. Zwar hat das Weiße Haus eine Liste von Waren veröffentlicht, die von den Zöllen ausgenommen sind - darunter sind Rohstoffe wie Platinmetalle, Diamanten und Gold, die einen Großteil der südafrikanischen Exporte in die USA ausmachen.
Dennoch treffen die Zölle gleich eine ganze Reihe von Branchen, für die die USA ein wichtiger Exportmarkt sind, etwa die Automobil- und die Nahrungsmittelindustrie.
Wirtschaftswachstum könnte ausgebremst werden
Der Zollsatz gehört mit zu den höchsten, den die US-Regierung verhängt hat - und er stößt in Südafrika auf Unverständnis. Denn der südafrikanischen Regierung zufolge liegt der durchschnittliche Einfuhrzoll für Produkte aus den USA bei 7,6 Prozent und nicht bei 60 Prozent, wie zuvor von Trump dargestellt.
Das harte Vorgehen der USA gegen Südafrika werten Experten als Reaktion auf das im Februar verabschiedete südafrikanische Landenteignungsgesetz. Dieses diskriminiere weiße Farmer, so Trump. Für Ärger beim US-Präsidenten sorgte zudem Südafrikas Klage gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Südafrika hatte den IStGH aufgefordert, Israels Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord einzustufen.
Auf weite Sicht würde der US-Präsident durch die hohen Zölle allerdings auch seinem eigenen Land schaden, so Baur: "Langfristig werden die Amerikaner höhere Preise zahlen müssen. Das wird zwar erst in ein paar Monaten messbar sein, aber es wird unweigerlich Auswirkungen auf den amerikanischen Verbraucher haben."
Südafrika setzt auf Diplomatie
Harte Gegenmaßnahmen hat Südafrika bislang nicht angekündigt. Vielmehr wolle das Land mit den USA schnellstmöglich auf ein für beide Seiten vorteilhaftes Handelsabkommen hinarbeiten, heißt es in einer Stellungnahme der Regierung.
Sobald die Auswirkungen der Zölle sich in Amerika bemerkbar machen, wird Südafrika mehr Spielraum haben, um neu zu verhandeln.
Peter Baur, Wits Universität in Johannesburg
Um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, will die südafrikanische Regierung das heimische Wachstum ankurbeln sowie regionale und internationale Handelsbeziehungen ausbauen. Im Windschatten der Zollkonflikte könnte dann auch das Interesse an verstärkten Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und der EU wachsen.
Zukunft von AGOA bleibt ungewiss
Hinzu kommt: Das Freihandelsabkommen AGOA, das 32 afrikanischen Staaten ermöglicht, Ware zollfrei in die USA zu liefern, läuft im September aus. Mit einer Verlängerung rechnet angesichts der Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern derzeit kaum jemand.
AGOA steht für "African Growth and Opportunity Act" (dt.: Gesetz über afrikanisches Wachstum und Chancen). Es ist ein US-amerikanisches Gesetz, das seit dem Jahr 2000 in Kraft ist und darauf abzielt, die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Ländern Subsahara-Afrikas zu stärken.
AGOA gewährt berechtigten afrikanischen Ländern zollfreien Zugang zu bestimmten Produkten auf dem US-Markt. Es ermöglicht diesen Ländern, über 1.800 Produkte zollfrei in die USA zu exportieren. Da es sich bei AGOA um eine einseitige Präferenzregelung und kein Freihandelsabkommen handelt, liegt die Entscheidungsmacht über eine Verlängerung allein bei den USA.
AGOA gewährt berechtigten afrikanischen Ländern zollfreien Zugang zu bestimmten Produkten auf dem US-Markt. Es ermöglicht diesen Ländern, über 1.800 Produkte zollfrei in die USA zu exportieren. Da es sich bei AGOA um eine einseitige Präferenzregelung und kein Freihandelsabkommen handelt, liegt die Entscheidungsmacht über eine Verlängerung allein bei den USA.
Südafrika profitierte von dem Programm bislang am meisten. Die USA sind nach China weltweit der zweitgrößte Abnehmer südafrikanischer Produkte. Nun muss Südafrika wohl neue Wege gehen.
Verena Garrett ist Korrespondentin und Studioleiterin im ZDF-Studio Johannesburg.
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