WHO-Länder einig: Erster globaler Pandemiepakt

WHO-Länder einig:Erster globaler Pandemiepakt

von Jennifer Müller
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Drei Jahre hat es gedauert - nun steht ein historischer Pandemievertrag der WHO-Mitgliedstaaten. Er soll die Welt besser auf den Kampf gegen neue Krankheitserreger vorbereiten.

WHO beschließt Pandemie-Krisenplan
Die WHO-Mitgliedsstaaten haben ein internationales Pandemieabkommen beschlossen. Es soll für schnellere Reaktionen bei künftigen Gesundheitskrisen sorgen.21.05.2025 | 2:30 min
Fünf Jahre nach dem Corona-Ausbruch haben die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrem Jahrestreffen einem historischen Abkommen zugestimmt, mit dem sie sich besser auf künftige Pandemien vorbereiten wollen.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, zeigte sich erfreut über den lange erwarteten Schritt. Man könne zwar niemals genug vorbereitet sein, sagte er heute in Genf. "Aber mit diesem Abkommen sind wir besser auf eine Pandemie vorbereitet als jede andere Generation vor uns in der Geschichte der Menschheit." Auch die deutsche Gesundheitsministerin Nina Warken lobte das Abkommen: "Gesundheit macht nicht Halt an Ländergrenzen."
Lehren aus Corona: WHO zieht Konsequenzen
Die Coronapandemie hat viele Schwächen im weltweiten Krisenmanagement offengelegt. Was sich durch das neue Abkommen ändern soll – und welche Fragen offen bleiben.21.05.2025 | 7:00 min

Gesundheitssysteme nicht auf Corona-Pandemie vorbereitet

Im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben nach Angaben der UN-Organisation weltweit mindestens sieben Millionen Menschen. Gegenmaßnahmen wie Lockdowns und Reisebeschränkungen brachten schwere wirtschaftliche Schäden mit sich. Auch die Gesundheitssysteme waren nicht auf die Pandemie vorbereitet: So behinderte lange ein Mangel an Impfstoff den Kampf gegen das Coronavirus.
Das jetzt beschlossene Abkommen soll dafür sorgen, dass Informationen schneller geteilt werden und man so auf gesundheitliche Bedrohungen schneller und gezielter reagieren kann.
Grafikvideo, wie der Plan der WHO für die nächste Pnademie aussieht.
Mit einem Abkommen der WHO soll die Menschheit die nächste Pandemie besser bewältigen können. Das Grafikvideo erklärt die zentralen Punkte.19.05.2025 | 1:15 min
So ist das Abkommen auch für das erst vor wenigen Jahren neu gegründete WHO-Zentrum für Pandemie- und Epidemieaufklärung in Berlin von großer Bedeutung. Experten aus aller Welt aus Forschung, Entwicklung und Praxis arbeiten hier gemeinsam an neuen Instrumenten zur Pandemiebekämpfung.
WHO Hub - Blick durch eine Glastür
Unsichtbare Viren lauern überall. Mit modernster Datenanalyse bereiten sich Experten darauf vor, neue Ausbrüche früh zu erkennen und eine schnelle Ausbreitung zu verhindern.20.05.2025 | 5:28 min

WHO: Sind gespannt auf Wirkung von Pandemie-Abkommen

Sara Hersey, Direktorin für Collaborative Intelligence bei der WHO, freut sich: "Wir sind sehr gespannt auf die Wirkung, die das Abkommen auf den Zugang und den internationalen Austausch von Daten haben wird", erklärte sie Mitte Mai in Berlin.

Bisher gibt es keine festen Strukturen, die das zwischen den Ländern ermöglichen.

Sara Hersey, WHO

Einigung der WHO-Mitgliedstaaten
:Was das neue Pandemie-Abkommen bringen soll

Lehren aus der Corona-Krise: Die WHO will mehr internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen künftige Pandemien. Worauf sich die Mitgliedstaaten geeinigt haben - ein Überblick.
Menschen mit Mundschutz in Barcelona (Spanien)
FAQ

USA nicht beteiligt - Trump steigt aus WHO aus

Allerdings hat das Abkommen schon jetzt einen Schwachpunkt: Die USA sind nicht dabei - Präsident Donald Trump hatte nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus den Rückzug seines Landes aus der WHO erklärt - er wird im Januar 2026 wirksam. Das wird vor allem für die Verfügbarkeit von Medikamenten zum Problem, erklärt Michael Stolpe vom Kiel Institut für Weltwirtschaft:

Heute schon ist es so, dass 50 Prozent aller patentgeschützten Pharmaka in den USA hergestellt werden.

Michael Stolpe, Kiel Institut für Weltwirtschaft

Stolpe weiter: "Wenn jetzt die USA bei diesem Pandemie-Abkommen nicht dabei sind, ist dann das Ziel dieses Pandemie-Abkommens, bis zu 20 Prozent der neuen Impfstoffe der WHO zur Verteilung in Ländern mit niedrigem Einkommen zur Verfügung zu stellen, natürlich nicht mehr allzu relevant".
Proteste gegen die Corona-Maßnahmen
Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie wird über die Maßnahmen diskutiert. Viele fordern eine Aufarbeitung. ZDFheute live zu den Lehren für Politik und Wissenschaft.19.03.2025 | 31:43 min

Pandemie-Abkommen "eher ein Ausdruck des Willens"

Die Anordnung für Lockdowns, Reisebeschränkungen oder Impfungen liegen außerdem weiterhin bei den Ländern - die WHO kann weder Maßnahmen anweisen noch sanktionieren.

Was soll mit dem Pandemievertrag anders werden?





Das Abkommen sei daher "eher ein Ausdruck des Willens, eine Absichtserklärung", so Stolpe. Die Verbindlichkeit sei stark eingeschränkt durch die Formulierung, dass die Maßnahmen "im Rahmen der nationalen Gesetze" umgesetzt werden sollen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei einer Diskussionsveranstaltung über die gesellschaftlichen Nachwirkungen und Lehren aus der Corona-Zeit im Schloss Bellevue.
Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie fordert Bundespräsident Steinmeier eine Aufarbeitung der Maßnahmen. Dazu traf er heute Betroffene im Schloss Bellevue.14.03.2025 | 1:45 min
Mindestens 60 Länderparlamente müssen dem Vertrag außerdem jetzt noch zustimmen - und das könnte noch einige Monate oder sogar Jahre dauern.

Deutschland und die Welt nach fünf Jahren Corona