Israel und Syrien einigen sich auf Waffenruhe

Nach jüngster Gewalt-Eskalation:Syriens Übergangsregierung verkündet Waffenruhe

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In Syrien wächst die Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage. Die Führung in Damaskus bestätigte nun eine Waffenruhe in Suwaida. Aktivisten sprechen unterdessen von fast 1.000 Toten.

People pass in front the Syrian Defense Ministry building which on Wednesday was heavily damaged by Israeli airstrikes in Damascus, Syria, Thursday, July 17, 2025.
Nach den israelischen Angriffen in Syrien in den vergangenen Tagen haben sich beide Seiten auf eine Waffenruhe geeinigt. Das teilte der US-Sondergesandte mit.19.07.2025 | 0:20 min
Nach den israelischen Luftangriffen gegen syrische Regierungstruppen infolge der Gewalt zwischen Drusen und Beduinen haben sich Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa auf eine Waffenruhe geeinigt. Nachdem zunächst der US-Gesandte Tom Barrack eine Vereinbarung verkündet hatte, folgte nun die Bestätigung der syrischen Übergangsregierung.
In einer Erklärung rief die syrische Präsidentschaft alle Konfliktparteien auf, die Kämpfe unverzüglich einzustellen. Unterdessen entsandte die Regierung Sicherheitskräfte in die südliche Provinz Suwaida, die seit fast einer Woche Schauplatz einer brutalen Eskalation neuer Gewalt ist.
Kämpfe um Suwaida
Die syrische Übergangsregierung warf drusischen Kämpfern zuletzt eine Verletzung der Waffenruhe vor. Bei Kämpfen in Südsyrien sollen laut Aktivisten bis zu 600 Menschen umgekommen sein.18.07.2025 | 0:14 min
In einer Rede bekräftigte al-Scharaa, Minderheiten in Syrien schützen zu wollen. Die Lage sei stabilisiert. Israel warf er vor, das Land durch Interventionen und "unverhohlene Bombardierungen" in eine gefährliche Phase gestürzt zu haben, die Syriens Stabilität gefährde.

US-Gesandter ruft zu "geeinter syrischer Identität" auf

Der US-Botschafter in der Türkei und Sondergesandte für Syrien Barrack hatte zuvor im Onlinedienst X geschrieben, dass Netanjahu und al-Scharaa "mit Unterstützung von US-Außenminister (Marco) Rubio einen Waffenstillstand vereinbart" hätten.

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Israelische Drusen überqueren Grenze nach Syrien
Die Minderheit lebt in Syrien, Libanon und in Israel. Nach blutigen Angriffen von Beduinen hat sich Israel als selbsterklärte Schutzmacht der Drusen in den Konflikt eingeschaltet.17.07.2025 | 1:13 min
Die Waffenruhe werde von regionalen Akteuren wie der Türkei und Jordanien unterstützt, betonte Barrack. Er sprach von einem "Durchbruch".

Wir rufen die Drusen, die Beduinen und die Sunniten dazu auf, die Waffen niederzulegen und gemeinsam mit den anderen Minderheiten eine neue, geeinte syrische Identität in Frieden und Wohlstand aufzubauen.

Tom Barrack, US-Gesandter

Beobachtungsstelle: Fast 1.000 Tote - 400 in Suwaida

Israel hatte sich in den Konflikt zwischen verschiedenen Volksgruppen in Suwaida im Süden Syriens eingeschaltet und am Mittwoch ein "militärisches Ziel" in der Zone des Präsidentenpalastes in Damaskus sowie das Hauptquartier der syrischen Armee in der Region Damaskus angegriffen. Auch in der Region Suwaida gab es örtlichen Medien zufolge israelische Luftangriffe.



Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist die Zahl der Toten inzwischen auf 940 gestiegen. Die Organisation zählte mindestens 406 Tote in Suwaida, darunter 80 Zivilisten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Aktivisten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich.
Dem Bericht zufolge wurden bei den Kämpfen 330 Sicherheitskräfte der Übergangsregierung getötet. Diese wiederum hätten 182 Menschen hingerichtet, darunter 26 Frauen und sechs Kinder.
Durschlöcherte syrische Flagge vor dem Generalstabshauptquartier
Bei tagelangen Kämpfen zwischen Drusen, Beduinen und syrischen Regierungstruppen sind in der Provinz Suwaida über 500 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch etliche Zivilisten.17.07.2025 | 2:30 min

Rotes Kreuz: Gewalt behindert Hilfe

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beschrieb die humanitäre Lage in Suwaida als kritisch, Gesundheitseinrichtungen seien überlastet. "Das IKRK erhält verzweifelte Hilferufe aus der Bevölkerung, die unter einem gravierenden Mangel an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Strom und medizinischer Versorgung leidet", teilte die Organisation mit.
Die Gewalt behindere die Lieferung lebensrettender Hilfe. Den Helfern müsse sofortiger, sicherer und ungehinderter Zugang in das Krisengebiet gewährt werden.
Daniel Gerlach im Gespräch mit ZDF-Mima-Moderatorin Mirjam Meinhardt
Im syrisch-israelischen Konflikt um die von Drusen bewohnte Region Suwaida gebe es drei Konflikte, die nun eskaliert seien, so der Nahost-Experte Daniel Gerlach.17.07.2025 | 5:48 min
Unter Vermittlung der USA, der Türkei und arabischer Staaten war es diese Woche eigentlich zu einer Waffenruhe gekommen, am Donnerstag hatten sich die Regierungstruppen an die Stadtränder von Suwaida zurückgezogen. Drusische Milizen übernahmen die Kontrolle, was zur Flucht beduinischer Einwohner führte. Doch dann kam es in der gleichnamigen Provinz laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte und des UN-Menschenrechtsbüros erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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