Studium in USA: Wie die Trump-Regierung Studierende abschreckt
Uni in den USA?:Wie Trump Studierende verunsichert
von Fränzi Meyer, Washington D.C.
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Traum oder Risiko? Viele deutsche Studierende entscheiden sich für die USA - doch die Unsicherheit unter der Trump-Regierung ist groß. ZDFheute hat mit einigen gesprochen.
US-Außenminister Rubio hat eine Aussetzung der Verfahren für Studentenvisa angeordnet. Die US-Regierung will angehende ausländische Studierende künftig stärker überprüfen.28.05.2025 | 0:24 min
Willkommen in den Vereinigten Staaten von Amerika - oder doch nicht? Eigentlich gehören die USA zu den beliebtesten Zielen für deutsche Studierende im Ausland. Doch politische Spannungen, Kürzungen von Uni-Zuschüssen und Berichte über Einreisekontrollen lassen zurzeit einige zögern.
Die deutschen Studierenden, mit denen ZDFheute gesprochen hat, wollen fast alle möglichst anonym bleiben: aus Sorge vor möglichen Konsequenzen bei Visums-Prozess oder Einreise.
Die US-Regierung will der Universität Harvard verbieten, Studierende aus dem Ausland aufzunehmen. Ein New Yorker Richter kippte vorerst diese Anordnung der US-Regierung.
24.05.2025 | 2:18 min
Wird die US-Regierung zur Studienbremse?
Der 24-Jährige Jannik verfolgt die politischen Entwicklungen in den letzten Monaten sehr genau. Doch von seinem Traum, an der Harvard University zu studieren, würde ihn persönlich nichts abhalten. Umso surrealer sei die Nachricht vergangene Woche gewesen, dass die US-Regierung internationale Studierende an Harvard verbieten will, erzählt der Student.
Das wäre natürlich schon wirklich, wirklich ein dickes Brett, wenn man quasi alles geschafft hat auf dem Bewerbungsweg an dieser Uni, und es dann an dieser politischen Geschichte scheitert.
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Jannik, Student
"Es geht hier ja um einen unvorstellbaren persönlichen Traum", sagt Jannik.
Inzwischen hat Harvard gegen Trumps Verbot geklagt - ein Gericht setzte den Beschluss aus. Jannik hofft weiterhin, dass er im August nach Boston fliegen kann.
Die Harvard-Uni solle degradiert werden, damit sie nicht mehr leisten könne, was sie für die amerikanische Gesellschaft tue, so die Politologin Cathryn Clüver Ashbrook.23.05.2025 | 15:42 min
DAAD: Noch gibt es nicht viele Rücktritte
Natalia dagegen hat sich gegen die USA entschieden. "Ich wollte eigentlich für mein Auslandssemester unbedingt nach L.A. Aber die USA sind mir gerade zu risky, das ist gerade so schlecht einschätzbar", erklärt sie im Interview. "Ich habe mich jetzt doch für Kanada entschieden."
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der jährlich rund 1.500 deutsche Studierende mit Stipendien für ein Studium in den USA fördert, spricht bisher von Einzelfällen. Aktuell sei die Zahl der Rücktritte gering - vier Fälle für das kommende Wintersemester. Das liege noch im Rahmen üblicher Schwankungen, so DAAD-Sprecher Michael Flacke. Er sagt aber auch:
Die vier Rücktritte Richtung USA erfolgten aufgrund der derzeitigen politischen Lage.
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Michael Flacke, DAAD-Sprecher
Zeitgleich ist laut Flacke jedoch "sehr erwartbar, dass das disruptive Handeln der US-Regierung zu einem Rückgang bei Bewerbungen und nachfolgend Stipendien in Richtung USA kommt." Er vermutet, "dass auch die Zahl internationaler Studierender in den USA sinken wird. Bislang ist das Land ja die Nummer eins bei internationalen Studierenden."
Neue Gesetze, öffentliche Hetze und Zensur: Minderheiten erleben derzeit überall in den USA eine politische und gesellschaftliche Gegenbewegung – selbst in New York.21.05.2025 | 6:33 min
Sorge um die Zukunft an US-Unis
Auch Laura fiel das "Go" für ihr Masterstudium in Washington D.C. nicht ganz leicht:
Ich habe mir lange Zeit darüber Gedanken gemacht, wie sich die politische Situation weiterentwickeln und wie sie sich auf mein Studium und vor allen Dingen auch auf mein Leben in den USA auswirken wird.
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Laura, Studentin
Besonders Themen wie "die Einreise, Meinungsfreiheit und die Situation an den Universitäten" hätten bei ihren Zweifeln eine große Rolle gespielt.
Ich glaube, die Sorgen werden so oder so nicht ganz verschwinden, weil keiner vorhersehen kann, wie sich die Politik und die Situation an den Universitäten weiterentwickeln.
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Laura, Studentin
Doch am Ende, so die Studentin, hätten dann die anderen Argumente überwogen, "dass ich gesagt habe, ich wage es."
Renommierte Universitäten, Auslandserfahrungen und vor allem die geopolitische Bedeutung der USA sprechen für das Land - besonders für alle, die sich für Politik interessieren.
Das Fest zur deutsch-amerikanischen Freundschaft in Heidelberg zieht jährlich tausende Besucher an. Doch wie steht es in Zeiten von Trump und Zollkrieg um die deutsch-amerikanische Freundschaft?19.05.2025 | 1:41 min
Zurückhaltung auf Social Media
Georg, der seit Januar für ein Auslandssemester in Washington D.C. ist, hat an seiner Uni die Spannungen deutlich mitbekommen.
Das Thema Trump-Administration und alles, was damit einhergeht, hat sich durch die ganze Studierendenschaft durchgezogen.
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Georg, Student
In seinem Umfeld seien beispielsweise USAID-Mitarbeitende gekündigt worden. Internationale Studierende beschäftige die Angst um ihre Studien-Finanzierung. Einige Bekannte hätten außerdem auf die Teilnahme an Protesten verzichtet. Ihre Sorge ist, politisch eingestuft zu werden und damit bei der US-Regierung negativ aufzufallen. Doch Georg sagt über seine eigene Lage:
Ich hatte und habe keine Ängste um mein Auslandssemester, weil ich meine Position und meinen Hintergrund schon noch als sehr privilegiert wahrnehme.
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Georg, Student
Georg traf manche Entscheidungen aber sehr bewusst. So organisierte er an seiner Uni beispielsweise eine Veranstaltung zur Situation in der Ukraine mit, erzählt er, und macht dabei deutlich: "Hätte das Thema der Veranstaltung mehr Polarisierungskraft gehabt, hätte ich nicht mitgemacht." Doch selbst beim Thema Ukraine wäre er hinsichtlich der Veröffentlichung von Social-Media-Beiträgen zurückhaltend gewesen.
Ich habe mich entschieden, keine eigenen Social-Media-Beiträge zu verfassen, was ich in der Vergangenheit in Deutschland auf jeden Fall - und ich glaube unter einer Nicht-Trump-Administration auch gemacht hätte.
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Georg, Student
Dennoch habe er während seines Auslandssemesters in den USA eine so gute Zeit gehabt, dass er trotz der aktuellen Entwicklung überlege, für ein Praktikum wiederzukommen.
Fränzi Meyer ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.