Wie Utahs Gouverneur Cox Amerika ins Gewissen redet

Gegenstimme zu Trump?:So redet Utahs Gouverneur Amerika ins Gewissen

von Christian Harz
|

Während Präsident Trump von "Krieg" spricht, setzt Utahs Gouverneur Cox auf Deeskalation. Der Republikaner appelliert eindringlich an ein gespaltenes Land - nicht zum ersten Mal.

Spencer Cox

Nach dem Attentat auf Charlie Kirk spricht Utahs Gouverneur Spencer Cox von einem Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte.

13.09.2025 | 2:05 min

"In den letzten 48 Stunden war ich so wütend wie noch nie zuvor - so traurig wie noch nie zuvor", sagt Spencer Cox. Der republikanische Gouverneur von Utah tritt sichtlich mitgenommen vor die Presse, seine Stimme bricht mehrfach. Zuvor hatte er erste Details zum Tatverdächtigen im Mordfall Charlie Kirk bekanntgegeben.

Cox knüpft an eine Haltung an, für die er schon lange bekannt ist: Er appelliert an ein tief gespaltenes Land. Seine Botschaft: Auf Gewalt und Hass dürften nicht noch mehr Gewalt und Hass folgen - sonst breite sich politische Gewalt wie "Metastasen" aus.

sgs-thevessen-wiesel

Der Mutmaßliche Täter sei wohl bereit gewesen "Charlie Kirk zu töten, weil er der Meinung war, der Überzeugung war, dass dieser Hass verbreitet", so Elmar Theveßen aus Washington.

13.09.2025 | 2:14 min

Cox setzt nach Kirk-Attentat auf Mäßigung

"Eine Person ist verantwortlich", betont Cox - und widerspricht damit Präsident Trump, der noch vor der Festnahme eines Verdächtigen die "radikale Linke" verantwortlich machte. Cox ist sich sicher, dass das Attentat ein Wendepunkt in Amerika sein wird, er fragt:

Wird dies das Ende eines dunklen Kapitels unserer Geschichte oder der Beginn eines noch dunkleren?

Spencer Cox, Gouverneur von Utah

Dieses Kapitel werde noch geschrieben.

Während Trump und viele andere nach dem Attentat von "Krieg" und "Radikalisierung" sprachen, setzt Cox seit Mittwoch auf Mäßigung. "Irgendwann müssen wir einen Ausweg aus der Gewaltspirale finden, sonst wird es noch viel, viel schlimmer", mahnt er.

In der Utah Valley University wurde eine Gedenkstätte für den getöteten rechten US-Aktivisten Kirk errichtet.

Nach dem Attentat auf den rechtskonservativen Influencer Charlie Kirk haben die Ermittler einen Tatverdächtigen festgenommen. Es ist der 22-jährige Tyler Robinson aus Utah.

12.09.2025 | 2:07 min

Beobachter sehen darin ein bewusstes Gegenmodell. "Während er die Aufmerksamkeit des Landes hatte, nutzte er den Moment, um seine Mitbürger zu bitten, die aufgeheizte Stimmung abzukühlen", schreibt Michelle Price für AP. Aaron Blake analysiert für CNN, Cox habe auf Deeskalation und Selbstverantwortung gesetzt - und nicht wie Trump Öl ins Feuer gegossen.

Wer ist Spencer Cox?

Cox ist Republikaner und seit 2021 Gouverneur von Utah, im November 2024 wurde er wiedergewählt. Von Beginn seiner politischen Laufbahn an wirbt er für parteiübergreifende Zusammenarbeit.

Mit Marylands demokratischem Gouverneur Wes Moore startete der 50-Jährige die Initiative "Disagree Better". Sogar einen Wahlwerbespot mit seinem demokratischen Gegner drehte er, um den Wert zivilen Umgangs zu betonen.

Tyler Robinson mutmaßlicher Täter des Attentats

Nach dem tödlichen Schuss auf den US-Aktivisten Kirk wurde ein Verdächtiger festgenommen. Laut Trump spielte der Vater des Verdächtigen dabei eine wichtige Rolle.

12.09.2025 | 1:35 min

Auch zwei Tage nach dem Attentat will Cox alle erreichen: "Ich rufe verzweifelt alle Amerikanerinnen und Amerikaner auf - Republikaner, Demokraten, Liberale, Progressive, Konservative, MAGA, uns alle - bitte, bitte, bitte."

Wir können Entscheidungen treffen. Wir haben unsere Handlungsfreiheit.

Spencer Cox, Gouverneur von Utah

Seine Haltung untermauert Cox auch mit Aussagen des getöteten Charlie Kirk.

USA, Las Vegas: Charlie Kirk, Gründer von Turning Point USA, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung

Der rechtsradikale US-Aktivist Charlie Kirk polarisierte und spaltete. Doch gerade bei jungen Konservativen war er sehr beliebt. Diese mobilisierte er für Präsident Trump.

11.09.2025 | 1:13 min

Appell an eine jüngere Generation

Als Vater von vier Kindern richtet sich Cox auch an Jugendliche und junge Erwachsene: "Ihr erbt ein Land, in dem sich Politik wie Wut anfühlt. Aber es gibt einen anderen Weg." Die junge Generation habe die Chance, eine Kultur zu prägen, die sich fundamental von der aktuellen unterscheide.

Zugleich kritisiert er die Rolle sozialer Medien. Er sei entsetzt, dass Kirks Ermordung dort "grausam zur Schau gestellt" worden sei. Sein Urteil: "Soziale Medien sind momentan ein Krebsgeschwür unserer Gesellschaft." Die zahlreichen Falschmeldungen, die seit dem Tod Kirks auf verschiedenen Plattformen kursieren, spricht er nicht direkt an.

Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook

Die jüngere US-Geschichte zeige, dass politische Gewalt immer mehr Gewalt provoziere, sagt US-Expertin Clüver Ashbrook. Auch der Mord an Charlie Kirk berge Eskalationspotenzial.

12.09.2025 | 11:18 min

Beliebt über Parteigrenzen hinweg

Cox’ Auftritt hebt sich deutlich vom sonst oft konfrontativen Ton in der US-Politik ab, schreibt Bo Erickson für Reuters. Damit gewinne er Anerkennung auch bei vielen Demokraten. "Ich mag den Mann sehr und bin unglaublich stolz auf ihn, besonders in dieser Woche", sagt Phil Murphy, Gouverneur von New Jersey und ehemaliger Botschafter in Deutschland. Cox sei ein "Staatsmann."

Auch Senator Brian Schatz lobt ihn:

Ich weiß, dieser Typ ist ein Republikaner und so, aber ich schwöre, mit dieser Botschaft könnte man 2028 alle Wahlmännerstimmen gewinnen.

Brian Schatz, demokratischer Senator

Übrigens: 2016 und 2020 stimmte Cox nach eigenen Angaben nicht für Donald Trump. Auch 2024 wollte er das zunächst nicht tun. Nach dem Attentatsversuch änderte er jedoch seine Haltung.

Brief von Cox an Trump

Ein Klick für den Datenschutz

Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

In einem Brief an Trump schrieb er, dieser habe die Möglichkeit, "etwas zu tun, was derzeit kein anderer Mensch auf der Welt tun kann: unser Land einen und retten". Dies Hoffnung Cox' hat sich bislang alles andere als erfüllt. Die Gräben wirken tiefer denn je.

Mit Material von AP und Reuters.

Mehr zum Mord an Charlie Kirk