Wahl in Tschechien: Partei von Rechtspopulist Babis gewinnt

Rund 35 Prozent der Stimmen:Tschechien: Rechtspopulist Babis gewinnt Parlamentswahl

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In Tschechien hat die ANO von Ex-Regierungschef und Milliardär Andrej Babis die Parlamentswahl gewonnen. Seine Partei kommt auf rund 35 Prozent der Stimmen.

ANO-Parteispitze mit einigen Leuten um Andrej Babis auf einer Bühne, vor ihnen fliegt Konfetti.

Bei den Parlamentswahlen wurde die rechtspopulistische ANO um Ex-Premierminister Babis stärkste Kraft. Das Ergebnis könnte Tschechiens politischen Kurs grundlegend verändern.

04.10.2025 | 1:14 min

In Tschechien hat die ANO des Ex-Regierungschefs und Milliardärs Andrej Babis die Parlamentswahl gewonnen. Die Oppositionspartei kam nach Auszählung von knapp 99 Prozent aller Wahlbezirke auf 34,9 Prozent der Stimmen, wie aus den offiziellen Daten der Statistikbehörde CSU hervorging.

"ANO hat gewonnen, aber hat nicht die Mehrheit. Babis wird mindestens zwei Parteien brauchen, die ihn in einer Koalition stützen. Und die werden nicht aus dem Bereich der Mitte kommen - dort haben alle Parteien kategorisch abgewunken", berichtet ZDF-Korrespondent Christian von Rechenberg aus Prag. "Er braucht die Hilfe von den extremen Rändern und da droht das meiste Risiko von den Rechtsextremen, die schon klar gesagt haben: Unsere Position ist: Raus aus Nato, raus aus EU, pro Putin. Und Moskau ist eine Richtung, das hat Babis gesagt, wo er die tschechische Republik überhaupt nicht sieht."

Babis habe einen anderen Plan, so Rechenberg weiter: "Er hätte gerne eine Minderheitsregierung, wie er es schon mal gemacht hat. Und er muss sich dann eben mühsam die jeweiligen Partner für seine Projekte suchen und wird womöglich versuchen, zumindest seinen harten Kurs gegen die Ukraine-Hilfe und Brüssel damit durchzuziehen. Also der EU droht auf jeden Fall ein weiterer unbequemer Partner, ein weiteres Problemkind im Stile Ungarns und der Slowakei."


Wahlgewinner feiert, Fiala gratuliert

Nach vier Jahren in der Opposition und der Niederlage bei der Präsidentenwahl 2023 ist Babis damit ein aufsehenerregendes Comeback gelungen. Der 71 Jahre alte Unternehmer zeigte sich beim Eintreffen in seinem Wahlstab triumphierend mit hochgereckten Armen. "Heute werden wir feiern", sagte Babis und sprach von einem historischen Erfolg.

Das Mitte-Rechts-Bündnis Spolu (Gemeinsam) des Regierungschefs Petr Fiala stürzte nach dem Teilergebnis auf 23 Prozent der Stimmen ab (2021: 27,8). Die bisher mitregierende Bürgermeisterpartei erhielt 11,1 Prozent. Die Piraten kamen auf knapp 8,8 Prozent, gefolgt von zwei möglichen Koalitionspartnern für Babis, der rechten Freiheit und direkte Demokratie und den sogenannten Motoristen. Fiala gratulierte dem Herausforderer zum Sieg:

Das Ergebnis ist klar, und man muss es als Demokrat akzeptieren.

Petr Fiala, Ministerpräsident der Tschechischen Republik

Wahlkampf im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Babis kündigte im Wahlkampf ein Ende der Waffenlieferungen seines Landes an die Ukraine an. Die Regierungsparteien hatten den Schwerpunkt ihres Wahlkampfs auf die Bedrohungen durch Russland gelegt. Babis warf ihnen dagegen vor, Panikmache zu betreiben. "Ich weiß nicht, aus welcher Richtung die russischen Panzer kommen sollten", sagte er.

Nach Ansicht von Beobachtern stand für viele Wähler dagegen die Sorge um den eigenen Geldbeutel im Fokus. Die jährliche Inflationsrate lag zwar zuletzt bei 2,5 Prozent, hatte aber 2023 zweistellige Werte erreicht. Die ANO-Partei versprach auf Plakaten "niedrigere Steuern" und "billigere Energie".

Auf EU-Ebene ist die ANO von der liberalen Fraktion Renew Europe zu den rechtspopulistischen bis rechtsextremen Patrioten für Europa gewechselt. Dort sitzt sie in einer Reihe mit der Fidesz von Viktor Orban aus Ungarn, der FPÖ aus Österreich und der RN Marine Le Pens aus Frankreich. Der als prorussisch geltende slowakische Regierungschef Robert Fico ist zwar nicht Teil dieser Gruppierung, freute sich aber bereits auf ein neues "Trio" mit Orban und Babis.

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Extremisten als Koalitionspartner?

Als möglicher Königsmacher könnte in Prag die ultrarechte Freiheit und direkte Demokratie (SPD) von Tomio Okamura fungieren. Die Partei fordert nicht nur die Möglichkeit eines Referendums über den Austritt aus EU und Nato, sondern auch die Rückführung der mehr als 383.000 ukrainischen Flüchtlinge in ihre Heimat. Sie kam nach dem Teilergebnis auf fast acht Prozent der Stimmen.

Als Partner bietet sich auch eine neue Autofahrerpartei an. Sie fordert ebenso wie Babis ein Ende des Green Deals der EU und ein Rückrudern beim Verbrenner-Aus ab 2035.

Nun entscheidet der Präsident

Neu besetzt wurden wie alle vier Jahre die 200 Sitze im Abgeordnetenhaus, der wichtigeren der beiden Parlamentskammern in Prag. Die Verfassung lässt dem Präsidenten Petr Pavel weitgehend freie Hand, wem er den Regierungsauftrag erteilt. In der Regel ist dies jedoch die Fraktion mit den meisten Mandaten. Tschechien ist seit 1999 Nato-Partner und seit 2004 EU-Mitglied.

Mit Deutschland teilt sich das Land eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze.

Quelle: dpa, AFP, Reuters

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