Befreundet mit Sexualstraftäter:Wie eng war Trumps Kontakt zu Epstein?
von Oliver Klein
|
Fotos, Fluglisten, brisante Aussagen - war Trump enger mit Epstein verbandelt, als er zugibt? Neue Details werfen unbequeme Fragen auf. Ein Überblick.
Der Fall Epstein wird zum Problem für Donald Trump. Welche Konsequenzen der US-Präsident fürchtet, analysierte US-Journalist Erik Kirschbaum bei ZDFheute live.19.07.2025 | 12:52 min
Donald Trump war über viele Jahre lang befreundet mit dem Multimillionär Jeffrey Epstein - der junge und auch minderjährige Frauen sexuell missbraucht und sie prominenten Freunden zugeführt haben soll.
Neue Berichte von US-Medien rücken diese Verbindung wieder ins Blickfeld. Wie eng war der Kontakt der beiden? Was ist tatsächlich belegbar - was wissen wir, was wissen wir nicht? ZDFheute mit einem Überblick.
Wie war die Beziehung zwischen Trump und Epstein?
Nach eigener Aussage war Trump mindestens 15 Jahre lang mit Epstein befreundet. Sie waren Nachbarn in Florida, trafen sich auf ihren Anwesen, feierten gemeinsam auf Partys.
Viele Anhänger von US-Präsident Trump fordern die Freigabe geheimer Akten über den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Trump reagiert wütend - und legt sich mit seiner Basis an. 17.07.2025 | 1:46 min
Offenbar gingen die beiden Männer im Jahr 2004 jedoch im Streit auseinander - die "Washington Post" berichtet, dass beide dasselbe Grundstück am Meer in Palm Beach kaufen wollten. Trump behauptet, seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr mit Epstein gesprochen zu haben. Die von Trump erwähnte Freundschaft fällt jedoch teilweise in einem Zeitraum, in dem Epstein Sexualstraftaten begangen haben soll.
Ob das Verhältnis zwischen Trump und Epstein bis dahin tatsächlich eine gute Freundschaft war oder nur eine Bekanntschaft mächtiger Männer, die ab und zu gemeinsam feierten, ist unklar. Trump spielt seine Beziehung zu Epstein heute herunter - er habe ihn nur so gut gekannt, wie jeder in Palm Beach ihn gekannt habe. "Ich mochte ihn nicht besonders", so Trump.
Ghislaine Maxwell, eine Tochter aus gutem Hause, wird 2021 angeklagt, Jeffrey Epsteins Sexhandelsring organisiert zu haben. Wie wurde Maxwell zu Epsteins Komplizin?26.08.2022 | 44:14 min
Auch Fotos, Videos und Berichte über gemeinsame Partys legen eine engere Verbindung der beiden Männer nahe: Videoaufnahmen aus dem Archiv von "NBC News" zeigen Epstein und Trump 1992 bei einer ausgelassenen Party auf dessen Anwesen Mar-a-Lago. In dem Clip stehen beide vertraut am Rande einer Tanzfläche und mustern offenbar gemeinsam die tanzenden Frauen - etliche Cheerleader verschiedener NFL-Teams.
"NBC News"-Video mit Trump und Epstein von 1992 bei X
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Die "New York Times" berichtet nun, dass dort im selben Jahr ein "Calendar-Girl"-Wettbewerb stattfand, zu dem rund zwei Dutzend Frauen eingeflogen worden waren. Die Zeitung zitiert einen Insider, der berichtet, Trump und Epstein seien die einzigen Gäste gewesen.
Trump schwärmte im Jahr 2002, Epstein sei ein "toller Typ". Sein inzwischen berühmtes Zitat wurde damals von der Zeitschrift "New York" veröffentlicht. Epstein sei "sehr unterhaltsam", sagte Trump. Und weiter:
Man sagt sogar, er liebt schöne Frauen genauso sehr wie ich - und viele davon sind eher jung.
„
Donald Trump im Jahr 2002 über Jeffrey Epstein
Die beiden Paare Donald Trump und seine damalige Freundin Melania Knauss (heute Trump), Jeffrey Epstein und Ghislane Maxwell im Mar-a-Lago im Jahr 2000.
Quelle: Getty Images
Hat Trump einen Frauen-Akt für Epstein gezeichnet?
Das berichtet das "Wall Street Journal" in der vergangenen Woche: Trump soll Epstein im Jahr 2003 zu dessen 50. Geburtstag einen schlüpfrigen Brief mit einer Zeichnung geschenkt haben - einen nackten Frauenkörper. Dazu der Wunsch, dass "jeder Tag ein neues wundervolles Geheimnis" sein möge. Trump widersprach prompt auf seiner Plattform Truth Social: "Ich male keine Bilder." Er kündigte eine Milliardenklage gegen den Herausgeber der Zeitung, Rupert Murdoch, an.
Dass Trump in einem Brief anzügliche Bemerkungen machen würde, passt zwar zu seinem bisherigen Verhalten. Aber: Konkrete Beweise für die Echtheit der Zeichnung wurden bislang nicht öffentlich gemacht, eine unabhängige Verifikation des Briefes gibt es nicht.
Dass Trump jedoch generell keine Bilder malt, stimmt definitiv nicht: Es existieren mehrere Zeichnungen von ihm, oft von Wolkenkratzern in New York, die für wohltätige Zwecke versteigert wurden - unter anderem beim Auktionshaus Sotheby's.
Diese Zeichnung des Empire State Building von Donald Trump wurde für 16.000 Dollar verkauft.
Quelle: pa/AP
Elon Musk hatte Trump beschuldigt, bewusst Details aus den Epstein-Akten zurückgehalten zu haben. Was steckt hinter dem Streit?17.06.2025 | 43:53 min
Steht Trumps Name in den Epstein-Akten?
Der Verdacht wurde zuletzt durch Elon Musk angeheizt: Trumps ehemaliger Top-Berater behauptete letzten Monat, Trump stehe in den Epstein-Akten und dies sei "der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden". Dabei geht es vor allem um die Ermittlungsakten und Gerichtsunterlagen für den Prozess gegen Epstein, zu dem es nach dessen Selbstmord nicht mehr gekommen war - und die teilweise noch unter Verschluss sind.
Klar ist: Trumps Name erscheint in Epsteins Flugprotokollen. Auch ein bereits 2009 geleaktes persönliches Adressbuch Epsteins enthielt laut Medienberichten insgesamt 14 Telefonnummern, die Donald Trump, Melania Trump und Mitarbeitenden Trumps zugeordnet wurden.
Widersprüchliche Aussagen zu den "Epstein-Files", auch von US-Justizministerin Bondi, haben das Misstrauen unter Trump-Anhängern verstärkt, so ZDF-Korrespondintin Heike Slansky.17.07.2025 | 2:03 min
Diese Punkte belegen Kontakt, sagen aber nichts über strafbares Verhalten. Politisch schaden könnten solche Aspekte Trump dennoch, wie die Reaktionen auf die jüngsten Enthüllungen zeigen. Die brisantere Frage ist aber: Wird Trump in den Akten in einem Zusammenhang erwähnt, der einen größeren Skandal auslösen könnte? Dazu gibt es bisher keine konkreten Anhaltspunkte. Das Justizministerium erklärte, die Überprüfung der Akten habe "keine belastende 'Kundenliste' ergeben".
Zudem sei "kein glaubwürdiger Beweis gefunden worden, dass Epstein prominente Personen erpresst hat", um seine Taten zu vertuschen. Hintergrund: Epsteins soll in seinen Anwesen versteckte Kameras installiert haben - angeblich, um prominente Gäste mit möglichen Sex-Videos erpressen zu können.
Er selbst fachte die Gerüchte an - nun holen sie ihn ein: Trumps Umgang mit dem Epstein-Skandal lässt selbst seine treuesten Anhänger rebellieren. Wie gefährlich wird das für ihn?