Sexskandal und Korruption :Thailand: Buddhistische Mönche auf Abwegen
Nach Sex- und Finanzskandalen ist das Vertrauen in den Klerus nachhaltig gestört. Thailands Buddhismus steckt in einer Glaubenskrise. Die Jugend bleibt den Tempeln fern.
Sex, Luxus und Korruption: Ein Skandal um das Leben hochrangiger Mönche hat Thailand erschüttert. Das buddhistische Land im Südosten Asiens befindet sich in einer schweren Glaubenskrise.
08.10.2025 | 6:26 minMethee Phromsen ist um 4 Uhr aufgestanden. Der 53-jährige Familienvater begleitet an diesem Morgen seine Schwiegermutter in den Tempel. Die meist älteren Dorfbewohner von Sansalee haben reichlich Essen und Blumen mitgebracht. "Das sind alles Opfergaben für unsere Mönche, für Buddha", sagt Methee Phromsen. "Was übrig bleibt, wird an die Bedürftigen verteilt."
Wir Buddhisten machen das, weil nach unserem Glauben jede Tat, jedes Wort, selbst jeder Gedanke Einfluss auf unser Karma hat.
Methee Phromsen
In ganz Thailand feiern sie nach dem Mondkalender alle 15 Tage das buddhistische Dankesfest.
Buddhistische Mönche gelten als Vorbilder
Auf dem Land ist die buddhistische Staatsreligion nach wie vor fest verankert im Alltag der Menschen. Die Andachten, die gemeinsamen Gesänge und Meditationen sind gut besucht.
Das Ansehen der Mönche, die wir in der Provinz Chiang Rai besuchen, ist groß. Die Menschen verneigen sich vor den Männern in den safranfarbenen Roben, sie schätzen deren moralische Integrität. "Wir sind Vorbilder", bestätigt uns der oberste Mönch von Wat Sri Mongkol.
Unsere Aufgabe ist es, den Menschen durch Buddhas Lehren den rechten Weg aufzuzeigen, bewusster zu leben, achtsam zu sein.
Phra Kru Patpiyakit, Abt im Tempel Wat Sri Mongkol
Schillernd, voller Skandale und Machthunger: Thailands König Rama X. Er wurde 2016 gekrönt und führt die reichste Monarchie der Welt seitdem in seinem ganz eigenen Stil.
23.08.2025 | 30:28 minSex-Skandal schockt das Land
Doch nicht alle der 300.000 Mönche im Land folgten in letzter Zeit den buddhistischen Regeln der Keuschheit und Bescheidenheit. Ein wahres Beben hatte ein Sex-Skandal ausgelöst.
Eine inzwischen verhaftete Thailänderin soll über Jahre intime Beziehungen mit mehreren hochrangigen Mönchen gehabt haben. Auf ihrem Handy fand die Polizei 80.000 kompromittierende Dateien, auf dem Konto der Frau hohe Geld-Summen, die sie von den Mönchen erpresst haben soll. "Wir waren wirklich geschockt, als wir davon hörten", sagt uns die langjährige politische Korrespondentin der "Bangkok Post", Sanitsuda Ekachai.
Das waren durchweg ältere Mönche, sehr bekannte Männer in Thailand, für uns waren das Heilige.
Sanitsuda Ekachai, frühere politische Korrespondentin der "Bangkok Post"
Der Vorfall erschüttert die Gesellschaft
Die ersten Geistlichen sind inzwischen ihren Ämtern enthoben und mussten gehen. Der buddhistische Ältestenrat schweigt zu den Vorfällen. Die Skandale im Klerus haben das konservative Königreich in eine der schwersten Glaubenskrisen gestürzt. Zum ersten Mal diskutiert die Bevölkerung über Moral und buddhistische Werte.
Undurchsichtige Spendenpraxis - und keine Kritik
Mehr als 90 Prozent der Thailänder bekennen sich zum Buddhismus. "Traditionell haben wir Angst davor, Mönche zu kritisieren, weil uns eingetrichtert wurde, es sei eine Sünde", sagt die Journalistin Sanitsuda Ekachai, die jetzt den "institutionellen Buddhismus" kritisiert und die autoritäre Struktur im Klerus.
Die Spendenpraxis sei völlig intransparent, nur die Oberen wissen, wie viel Geld jeder Tempel hätte. Der Abt entscheide, wie die Spenden verteilt werden. Die mehr als 30.000 Tempel sind selbstverwaltet.
Warum glauben Menschen? Welche Götter schufen die frühen Weltbewohner? Auf den Spuren der großen Religionen sucht Christopher Clark Antworten auf elementare Fragen des Menschseins.
29.03.2024 | 58:30 minNachwuchssorgen in den Tempeln
Hoch im Norden im Tempel Wat Sri Mongkol haben sie ganz andere Sorgen. Es fehle der Nachwuchs bei den Mönchen, bestätigt der Abt. Die Novizen kommen nicht mehr aus der Region, "so war das noch zu meiner Zeit", sagt der lächelnde Mönch.
Viele der Jungen seien aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Myanmar, meist Söhne armer Familien. Viele Tempel bieten neben der buddhistischen Ausbildung zum Mönch kostenlosen Schulunterricht.
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