Grenzkonflikt: Erneute Gefechte zwischen Thailand und Kambodscha

Massenevakuierung:Neue Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha

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An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha kommt es weiter zu Gefechten. Die thailändischen Behörden evakuieren mehr als 100.000 Menschen aus dem Gebiet.

Kambodschaner sitzen auf einem Traktor, während sie am Freitag, dem 25. Juli 2025, im Wat Tham Kambar in der Provinz Oddar Meanchey, Kambodscha, Zuflucht suchen.
Auslöser des Konflikts ein alter Streit über den Grenzverlauf. Mindestens 15 Menschen kamen dabei ums Leben.25.07.2025 | 0:20 min
An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha sind am Freitagmorgen (Ortszeit) Berichten zufolge erneut Feuergefechte entbrannt. "Warnung: Derzeit kommt es in mehreren Grenzgebieten zu Zusammenstößen", teilte die thailändische Armee auf Facebook mit. Menschen in der Region im Nordosten Thailands wurden aufgefordert, das Gebiet unbedingt zu meiden.
Thailändische Medien berichteten, Kambodscha habe schon vor Tagesanbruch die Grenzprovinzen Ubon Ratchathani und Surin mit Artillerie und russischen Raketen beschossen. Die thailändischen Streitkräfte hätten mit Militäreinsätzen reagiert.
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. Kambodscha reagierte mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete.

Mehr als 100.000 Menschen evakuiert

Mehr als 100.000 Menschen aus vier Grenzprovinzen seien in fast 300 Notunterkünfte gebracht worden, teilte das Innenministerium in Bangkok mit. Die Regierung gab an, dass die Zahl der Todesopfer auf 15 gestiegen sei - 14 Zivilisten und ein Soldat. 46 Menschen seien verletzt worden, darunter mehr als 30 Zivilisten.

Kambodscha und Thailand
:Tödlicher Grenzstreit um Weltkulturerbe

Thailand und Kambodscha liefern sich Gefechte entlang der Grenze. Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte rund um Kolonialismus und Tempelanlagen. Die Hintergründe im Überblick.
von Nils Metzger
Kambodschanische Soldaten laden am 24. Juli 2025 in der Provinz Preah Vihear den Mehrfachraketenwerfer BM-21 nach.
mit Video
Nach Berichten des thailändischen Militärs sollen außerdem mindestens 24 kambodschanische Soldaten getötet worden sein. In Kambodscha wurden laut amtlichen Angaben zudem ein Mensch getötet und fünf verletzt. Bei dem Todesopfer handele es sich um einen buddhistischen Abt.

Schwelender Grenzkonflikt

Beide Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich.
Im Zentrum des Streits steht der Tempel Prasat Preah Vihear (vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert), der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört und von beiden Ländern beansprucht wird.
Karte der Grenzregion von Thailand und Kambodscha
Die Grenzregion von Thailand und Kambodscha.
Quelle: ZDF

Wer die Kämpfe gestartet hat, war derweil weiter unklar. Beide Seiten werfen sich vor, das Feuer eröffnet zu haben.
Der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) forderte beide Regierungen auf, "Zurückhaltung statt Vergeltung und Dialog statt Zerstörung zu wählen". ASEAN müsse "mit moralischer Klarheit handeln, um das Leben und die Würde der Grenzgemeinden zu schützen", hieß es in einer Erklärung. Dem Staatenbund gehören neben Thailand und Kambodscha weitere acht Länder an.
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Regen bleibt aus, Überschwemmungen nehmen zu: In Kambodscha macht der Klimawandel etliche Farmer zu Arbeitsmigranten. Zuflucht suchen sie in Thailand, ihre Familien bleiben zurück.08.09.2024 | 2:35 min

UN-Sicherheitsrat befasst sich mit dem Konflikt

Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet hatte noch am Donnerstag den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, dringend eine Sitzung zu dem "unprovozierten, vorsätzlichen und gezielten Angriff auf Kambodscha" einzuberufen. Das Gremium der Vereinten Nationen (UN) will am Freitagabend (MESZ) zu dem Thema zusammenkommen.
Thailand lehnt eine Vermittlung durch Drittstaaten ab. Die kambodschanische Regierung müsse zunächst ihre Angriffe einstellen, teilte das Außenministerium in Bangkok am Freitag mit.
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters, KNA

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