Südkorea: Oppositionskandidat Lee gewinnt Präsidentenwahl

Oppositionskandidat Lee:Südkorea: Liberaler gewinnt Präsidentenwahl

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Die Südkoreaner haben den Wandel gewählt: Bei der Präsidentenwahl hat der liberale Oppositionskandidat Lee die meisten Stimmen erhalten. Sein Rivale gestand seine Niederlage ein.

Anhänger von Lee Jae-Myung von der Demokratischen Partei reagieren, während sie nach Abschluss der Präsidentschaftswahlen in Seoul, Südkorea, die Auszählung der Wahlergebnisse verfolgen.
Der Mitte-Links-Kandidat Lee gewinnt die vorgezogene Präsidentschaftswahl in Südkorea klar. Er verspricht, das Land zu einen – nach einem halben Jahr politischem Chaos.03.06.2025 | 2:40 min
Der linke Kandidat Lee Jae Myung hat die Präsidentenwahl in Südkorea gewonnen. Der konservative Gegenkandidat Kim Moon Soo räumte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap seine Wahlniederlage ein. Er akzeptiere "demütig die Wahl des Volkes" und gratuliere Lee zum Wahlsieg, sagte Kim in einer Pressekonferenz am Dienstag.
Lee bedankte sich bei seinen Wählern für die "großartige Entscheidung". Er werde alles daran setzen, "die große Verantwortung und Aufgabe zu erfüllen", die ihm anvertraut worden sei, sagte Lee in Seoul.
Lee lag Yonhap zufolge nach Auszählung von rund 88 Prozent der Stimmen mit 48,4 Prozent vor Kim, der 42,8 Prozent erhalten hatte. Das abschließende Ergebnis wird am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) erwartet. Die Wahlbeteiligung lag mit 79,4 Prozent überaus hoch. 

Yoon hatte Südkorea in Staatskrise gestürzt

Die Südkoreaner haben damit für einen politischen Richtungswechsel gestimmt. Lee kommt aus dem linken Oppositionslager und ist ein Kontrahent des konservativen Ex-Präsidenten Yoon Suk Yeol, der das ostasiatische Land Ende 2024 in eine mehrmonatige Staatskrise stürzte. 
Autokorso, in dem vermutlich der festgenommene Präsident Yoon sitzt.
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Yoon hatte im Dezember überraschend das wenig später vom Parlament wieder aufgehobene Kriegsrecht verhängt. Anfang April wurde er des Amtes enthoben, derzeit muss sich wegen Hochverrats vor Gericht verantworten. Mit der vorgezogenen Neuwahl des Präsidenten, der als Regierungschef und oberster Befehlshaber über große Machtbefugnisse verfügt, soll die Staatskrise der letzten Monate endgültig besiegelt sein. 

Annäherung an China und Nordkorea?

Wahlsieger Lee verspricht einen politischen Neuanfang. Außenpolitisch befürwortet er eine diplomatische Annäherung gegenüber Nordkorea und China. Wirtschaftlich möchte er einen nachhaltigen Energiewandel forcieren und die staatlichen Investitionen in Künstliche Intelligenz und anderen Zukunftstechnologien verstärken.
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Zudem gilt Lee als Verfechter von Arbeitnehmerinteressen. Seine Biografie ist die eines klassischen Aufsteigers. Als fünftes von sieben Kindern in bitterer Armut geboren, registrierte ihn sein Vater erst mit deutlicher Verspätung bei den Behörden. Sein genaues Geburtsdatum ist daher unbekannt: Laut offiziellen Angaben ist Lee 60 Jahre alt, einige Medien gehen hingegen von 61 Jahren aus. 
Als Jugendlicher schuftete Lee in Fabriken, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dabei zog er sich mehrere Verletzungen zu; darunter auch ein Handgelenksbruch, der zu einer nachhaltigen Behinderung führte. Später machte sich Lee Jae Myung als Menschenrechtsanwalt einen Namen und legte eine steile Karriere als Politiker hin. Bis 2021 diente er als Gouverneur der südkoreanischen Provinz Gyeonggi. 

Lee vor großen Herausforderungen

Trotz seiner Beliebtheit im linken Lager ist Lee Jae Myung keineswegs unumstritten. So hatte er bis zuletzt mit rechtlichen Skandalen zu kämpfen. Ein Verfahren wegen Verstößen gegen das Wahlrecht hätte Lee beinahe seine Präsidentschaftskandidatur gekostet. 
Nun steht er als Staatsoberhaupt vor riesigen Herausforderungen. Im ersten Quartal schrumpfte das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt überraschend um 0,2 Prozent, zudem trüben die angedrohten Zölle von US-Präsident Donald Trump die ökonomischen Aussichten der Exportnation. Innenpolitisch ist die südkoreanische Gesellschaft zudem stark gespalten. Die Risse verlaufen zwischen den ideologischen Lagern, Generationen und Geschlechtern.
Der Wahlsieger soll sein Amt bereits an diesem Mittwoch antreten, die sonst übliche zweimonatige Übergangsphase wird es diesmal in Südkorea nicht geben.
Quelle: Reuters, dpa, AFP

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