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Ärzte ohne Grenzen:Sudan: Größter Cholera-Ausbruch seit Jahren
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Im Sudan steigen die Cholera-Infektionszahlen drastisch an. Mehr als 99.000 Verdachtsfälle und über 2.400 Todesfälle habe es laut Ärzte ohne Grenzen seit letztem Jahr gegeben.
Schmutziges Wasser, kein Zugang zu medizinischer versorgung. Im Sudan breitet sich Cholera drastisch aus.
Quelle: AFP
Der Krisenstaat Sudan erlebt nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen den schlimmsten Cholera-Ausbruch seit Jahren. Seit der ersten Meldung des Ausbruchs vor einem Jahr habe es 99.700 Verdachtsfälle und mehr als 2.470 Todesfälle gegeben, teilte die Organisation am Donnerstag in Berlin mit. Das nordostafrikanische Land erlebt einen seit zwei Jahren andauernden Bürgerkrieg und eine der schlimmsten Hunger- und Vertreibungskrisen weltweit.
Darfur: 40 Cholera-Todesfälle in einer Woche
Von dem Cholera-Ausbruch ist vor allem die Region Darfur betroffen, wo laut den Vereinten Nationen 380.000 Menschen Zuflucht vor Kämpfen gesucht haben und eine Wasserknappheit herrscht. Hygienemaßnahmen wie das Waschen von Lebensmitteln und Geschirr seien kaum möglich, so Ärzte ohne Grenzen. Allein in der westlichen Region Darfur hätten Teams in der vergangenen Woche mehr als 2.300 Patienten behandelt und 40 Todesfälle aufgrund von Cholera verzeichnet.
Cholera ist eine schwere Magen-Darm-Krankheit, die durch mit Erregern belastetes Wasser oder Nahrung übertragen wird. Die Infektion geht mit Durchfall, Erbrechen und Muskelkrämpfen einher und kann unbehandelt binnen weniger Stunden zum Tode führen. Betroffene im Sudan haben oft keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und Medikamenten. Sauberes Wasser gibt es vielerorts nicht.
Cholera: Wasserknappheit und mangelnde Hygiene begünstigen Ausbreitung
"Vor zwei Wochen wurde in einem Brunnen in einem der Camps eine Leiche gefunden. Sie wurde entfernt, aber schon zwei Tage später waren die Menschen gezwungen, wieder aus demselben Brunnen zu trinken", sagt Sylvain Penicaud, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Tawila, einer Kleinstadt im Bundesstaat Nord-Darfur. Starke Regenfälle verschärften die Lage, da sie die Abwassersysteme beschädigten und sauberes Wasser verunreinigt werde.
In Vertriebenen- und Geflüchtetencamps haben Familien oft keine andere Wahl, als aus kontaminierten Quellen zu trinken. Viele erkranken dann an Cholera.
Sylvain Penicaud, Projektkoordinator Ärzte ohne Grenzen in Tawila
In Tawila überleben die Menschen laut Ärzte ohne Grenzen mit durchschnittlich nur drei Litern Wasser pro Tag, weniger als der Hälfte des von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Mindestbedarfs für Notsituationen. Auch in Zentral- und Süd-Darfur mehrten sich Cholera-Fälle. Da die Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen weiterzögen, breite sich die Krankheit auch in den Nachbarländern Tschad und Südsudan weiter aus.
Sudan startet Impfkampagne in Hauptstadt Khartum
Gesundheitsbehörden im Sudan starteten in der Hauptstadt Khartum derweil eine zehntägige Impfkampagne gegen Cholera. Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten am Mittwoch (Ortszeit), wie der Impfstoff Kindern und Erwachsenen verabreicht wurde.
Aziza Berima, eine medizinische Helferin, sagte der AP, die Kampagne habe bereits am Sonntag begonnen und richte sich an mehr als 150.000 Menschen. Die Cholera breite sich mit alarmierender Geschwindigkeit aus, und das zusammengebrochene Gesundheitssystem mache es "extrem schwierig, sie aufzuspüren und einzudämmen", sagte Sophie Dresser, Programmdirektorin der Hilfsorganisation Mercy Corps-Sudan.
Quelle: KNA, epd, AFP, AP
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