Madagaskar hat nach Militärputsch neuen Präsidenten

General Randrianirina vereidigt:Nach Militärputsch: Madagaskar hat neuen Präsidenten

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Kommt Madagaskar nun zur Ruhe? Nach den Protesten der "Gen Z" und dem Sturz von Präsident Rajoelina hat das Land einen neuen Machthaber. Wahlen soll es zunächst aber nicht geben.

Oberst Michael Randrianirina legt am Freitag, den 17. Oktober 2025, vor dem Obersten Verfassungsgericht in Antananarivo, Madagaskar, seinen Amtseid als Präsident ab.

Hat in Madagaskar die Macht übernommen: Michael Randrianirina.

Quelle: AP

Nach dem Militärputsch in Madagaskar ist Oberst Michael Randrianirina als Präsident vereidigt worden. "Ich werde die hohen Pflichten meines Amtes als Präsident der Republik Madagaskar voll und ganz und gerecht erfüllen", sagte Randrianirina bei der Zeremonie vor dem Hohen Verfassungsgericht.

Ich schwöre, dass ich die mir anvertraute Macht ausüben und all meine Kraft dem Schutz und der Stärkung der nationalen Einheit und der Menschenrechte widmen werde.

Michael Randrianirina, Putschführer und neuer Staatschef

Regierungsfeindliche Proteste in Madagaskar

Ob Marokko, Madagaskar oder Nepal - weltweit geht die Generation Z aus Frust und Perspektivlosigkeit auf die Straße. In Madagaskar hat das zum Sturz des Präsidenten geführt.

16.10.2025 | 2:11 min

Randrianirina hatte zuvor erklärt, dass das Militär alle staatlichen Institutionen mit Ausnahme des Parlamentsunterhauses, der Nationalversammlung, aufgelöst habe.

Bisheriger Präsident Rajoelina ins Ausland geflohen

Das Militär hatte diese Woche in dem Inselstaat die Macht übernommen. Vorausgegangen waren von jungen Menschen angeführte Proteste, die den bisherigen Präsidenten Andry Rajoelina zur Flucht ins Ausland zwangen.

Menschen in Madagaskar protestieren gegen Korruption

Der madagassische Präsident Rajoelina hatte Madagaskar nach dem Aufstand fluchtartig verlassen. Vor allem junge Menschen machen ihn für Korruption und Armut verantwortlich.

14.10.2025 | 0:24 min

Rajoelina, den die Abgeordneten nach seiner Flucht am Wochenende des Amtes enthoben hatten, verurteilte die Machtübernahme. Er weigerte sich, zurückzutreten, obwohl es zu vielen Desertionen in den Sicherheitskräften gekommen war. Die Afrikanische Union und UN-Generalsekretär António Guterres verurteilten den Putsch.

Randrianirina plant keine Wahlen in naher Zukunft

Randrianirina kündigte nun an, Madagaskar werde für einen Zeitraum von 18 Monaten bis zwei Jahren von einem Militärrat unter seiner Führung regiert werden. Das bedeutet, dass die jungen Menschen, die vor dem Putsch gegen Rajoelina demonstriert hatten, wohl noch lange warten müssen, bevor sie einen neuen Staatschef wählen können.

Der neue Machthaber ist kein Unbekannter. Randrianirina war Kommandeur jener Eliteeinheit der Armee, die 2009 am Putsch beteiligt war, der Rajoelina an die Macht brachte. Vergangene Woche hatte er sich jedoch von ihm losgesagt und die Soldaten aufgefordert, nicht auf die Demonstranten zu schießen.

Demonstranten errichteten in mehreren Vierteln von Antananarivo in Madagaskar Straßensperren, verbrannten Reifen und stellten große Betonblöcke auf die Straße.

Nach Protesten mit mindestens 22 Toten hatte Rajoelina die Regierung entlassen.

30.09.2025 | 0:22 min

"Gen Z" unzufrieden mit Lage im Land

Auslöser der Proteste waren regelmäßige Stromausfälle von mehr als zwölf Stunden pro Tag sowie Probleme bei der Wasserversorgung. Die mit Blick auf das junge Alter der meisten Protestierenden unter dem Namen "Gen Z" zusammengeschlossene Protestbewegung hatte unter anderem Rajoelinas Rücktritt gefordert. Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der Proteste mindestens 22 Menschen getötet und rund hundert weitere verletzt.

Drei Viertel der rund 30 Millionen Einwohner Madagaskars leben in Armut, das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei unter 20 Jahren. Nach Angaben der Weltbank ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen der Unabhängigkeit 1960 und dem Jahr 2020 um 45 Prozent gesunken.

Ein Kind mit der Stirnlampe in einer Mine

Oft es die einzige Einnahmequelle für arme Familien: das gefährliche Schürfen nach Glimmer in den Minen Madagaskars. Etwa 15.000 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten dort.

17.09.2025 | 6:26 min

Quelle: Reuters, AP, AFP

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